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Mobilitätstag in Remseck: Nicht für alle ist das Auto die erste Wahl

Die Verkehrswacht war mit einem Reaktionstestgerät beim ersten Mobilitätstag vertreten. Die Ludwigsburger Energieagentur hat über nachhaltige Mobilität informiert. Fotos: Holm Wolschendorf
Die Verkehrswacht war mit einem Reaktionstestgerät beim ersten Mobilitätstag vertreten. Die Ludwigsburger Energieagentur hat über nachhaltige Mobilität informiert. Foto: Holm Wolschendorf
Die Verkehrswacht war mit einem Reaktionstestgerät beim ersten Mobilitätstag vertreten. Die Ludwigsburger Energieagentur hat über nachhaltige Mobilität informiert. Fotos: Holm Wolschendorf
Die Verkehrswacht war mit einem Reaktionstestgerät beim ersten Mobilitätstag vertreten. Die Ludwigsburger Energieagentur hat über nachhaltige Mobilität informiert. Foto: Holm Wolschendorf
„Wir wollen kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander der verschiedenen Mobilitätsarten.“ Remsecks Oberbürgermeister Dirk Schönberger fasst das Prinzip des ersten Mobilitätstags in Remseck sehr optimistisch zusammen. Es gibt auch kritische Stimmen.

Remseck. Beim Rundblick über die Szenerie der knapp ein Dutzend Stände auf dem nagelneuen Marktplatz führt Oberbürgermeister Dirk Schönberger sowohl den Runden Tisch für Rad- und Fußverkehre in der Neckarstadt als auch die junge Kampagne „Ein Weg für alle“ ins Feld. Sowieso sei gegenseitige Rücksichtnahme „das A und O im öffentlichen Verkehr“.

Das ist Musik in den Ohren des älteren Ehepaares, das sich beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club über „Rad-Rowdies“ auf Freizeitwegen beschwert, während der ADFC kritisch hinüberlinst zum ADAC, weil der mit seinem Pannendienst für Radfahrer „sich jetzt auch noch die Radler“ ranmache, wie Joachim Manzei sagt. Der Verband für Auto-Lobbyismus, lange mit dem Motto „Freie Fahrt für frei Bürger“ unterwegs, inzwischen aber auch für ein allgemeines Tempolimit, attackiere „mit seiner Verbandsmacht etablierte Vereine, die sich viele Jahre mit Engagement und Herzblut fürs Radfahren stark gemacht“ hätten, so Manzei.

Der ADAC-Mann kontert das kühl. Man reagiere nur „auf die Wünsche der Mitglieder“, und sowieso sei man „nicht mehr nur für Autos“ unterwegs, sondern entwickle sich zu einem „allgemeinen Mobilitätsdienstleister“.

Ludwigsburger Energieagentur präsentiert sich

Vertreten ist in Remseck auch eine Alternative zum Individualverkehr, ein Bus für den öffentlichen Nahverkehr. Ebenso präsent ist die Ludwigsburger Energieagentur (LEA), sie berät die Kommune in Sachen nachhaltige Mobilität. Ebenso die Stadtwerke (SWLB), zuständig für die private E-Lade-Infrastruktur. Die erste öffentliche Wallbox haben sie kürzlich in der Rathaus-Tiefgarage installiert.

Den Verkehr „auf die Füße bringen“ will „Fuss e.V.“, denn Fußgänger dürften „nicht mehr die Resterampe der Verkehrsplanung sein“, betont Peter-Jürgen Gauss. Immerhin seien nun per Bürgerbeteiligung in der Stadt 330 einschlägige Stellen festgemacht worden. Verhalten optimistisch ist auch seine Frau Gudrun, die sinnigerweise selbst gebackene Käsfüßle verteilt: „A bissle was tut sich.“

Das ließe sich auch beim mitten auf dem Marktplatz positionierten leuchtendroten Corsa sagen: Erstmals ist das Stadtmobil in der Stadt präsent, mit einem Carsharing-Standplatz an der Stadtbahn-Endhaltestelle. In den zwei Monaten wurde es bereits in einer „niedrigen zweistelligen Zahl“ genutzt. Erst am Vortag etwa von Jean-Marc Keller, als er nach Winterbach zum Wandern wollte. Der Remsecker besitzt kein Auto und musste sich im Bedarfsfall bisher immer erst nach Ludwigsburg begeben. Jetzt ist er nach sechs Minuten Fußweg startklar.

Marbacher wirbt fürs Stadtmobil

Autofrei ist auch der Mann aus Marbach unterwegs, der mit seinem E-Bike-Lastenfahrrad gekommen ist und fürs Stadtmobil wirbt. In der Schillerstadt ermögliche das seiner Familie schon lange den Verzicht aufs eigene Auto: „Wir sparen damit jede Menge Geld“, betont er. Mit dem Rad als innerstädtischer Verkehrsalternative, aber auch für den Berufsweg, was dank E-Antrieb auch bei hügeliger Topographie kein Problem mehr sei. Eine Alternative, durch die seiner Beobachtung nach „vermehrt Leute auf den Zweitwagen verzichten“. Voraussetzung sei aber ein guter ÖPNV: „Das Zusammenspiel ist entscheidend.“ Damit ist er dann gar nicht so weit weg vom Oberbürgermeister, wonach die Kommune mit ihrem ersten städtischen Mobilitätstag nicht zuletzt dies zeigen wollte: „Welche Möglichkeiten es gibt, mal Alternativen zum Auto zu nutzen“. Nicht zuletzt innerstädtisch, wo vieles zu Fuß erreichbar sei. Schönberger: „Ich will keine Verbote haben, sondern Angebote machen und dann für diese werben.“

Dass hier die Facetten zahlreicher werden, das wurde durchaus deutlich bei dieser Veranstaltung. Freilich gilt auch, was Joachim Manzei als Vertreter der Radfahrer-Lobby sagt: „Die Situation ist durchwachsen. Wenn verkehrspolitisch jahrelang alles aufs Auto ausgerichtet war, dann kann man jetzt nicht einfach mit dem Finger schnipsen und auf einmal Platz für alle schaffen. Wunder gibt es nicht.“