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Kunst und Biodiversität
Thorben Danke aus Besigheim macht mit Makrofotografie auf Insektensterben aufmerksam

Möchte mit seinen Fotografien sensibilisieren und das Bewusstsein wecken: Thorben Danke. Fotos: Ramona Theiss
Möchte mit seinen Fotografien sensibilisieren und das Bewusstsein wecken: Thorben Danke. Foto: Ramona Theiss
Auch ein Rücken kann entzücken – hier etwa der eines Dünen-Sandlaufkäfers.
Auch ein Rücken kann entzücken – hier etwa der eines Dünen-Sandlaufkäfers.
Mit seinen Insektenfotos hatte Thorben Danke dem Wartesaal 2019 den bis heute größten Zulauf überhaupt beschert. Nun ist der Besigheimer Fotograf mit der Ausstellung „Insekten fokussiert“ zurück im Besigheimer Bahnhofsdomizil. Und seine neuen Makro-Aufnahmen mit einheimischen Arten aus dem fast unüberschaubaren Reich der krabbelnden und fliegenden Gliederfüßer entfaltet eine solche Magie, dass der Publikumserfolg erneut garantiert sein dürfte.

Besigheim. Es ist allerdings nicht allein die Meisterschaft, mit der Danke die Makrofotografie handhabt und die ihm internationale Anerkennung eingebracht hat, was den Wartesaal zu einer weiteren Ausstellung motiviert hat, wie Bernd Moritz, Vorsitzender des Vereins, bei der Vernissage am Sonntagabend betonte: „Angesichts des Insektensterbens geht es darum, wie wir den natürlichen Lebenskreislauf und damit unsere Lebensgrundlage retten können.“ Auch darauf sollen „diese grandiosen Bilder aufmerksam machen“.

Fotografien sollen Bewusstsein wecken

Ein Anliegen, das der Fotograf mit Nachdruck unterstrich, wobei er das Insektensterben mit den drei Großkrisen Klimawandel, Pandemie und Krieg verglich: „Diese Krisen, vor allem der Klimawandel, werden vielleicht die Art und Weise ändern, wie und wo wir leben, aber sie sind nicht das Ende des Menschen. Im Gegensatz zum Verlust der Biodiversität, die als Thema hinter den anderen Krisenthemen kaum mehr auftaucht.“ Die tatsächliche Bedrohung brachte Danke dann so auf den Punkt: „Keine Bestäubung – keine Nahrung für uns.“ Deshalb wolle er mit seinen Bildern „sensibilisieren und das Bewusstsein wecken“.

Dass die Ausstellung nun aber den mahnenden Zeigefinger hebt, das lässt sich beileibe nicht sagen. Dafür sind die Bilder für sich viel zu stark. Schon im ersten der drei Räume, wo etwa ein Tagfalter wie der Kohlweißling oder die Schnabelfliege ihre Auftritte haben mit Detailaufnahmen, für die der gewaltige Kontrast zwischen der Wahrnehmung mit dem Auge und der hundertfachen Vergrößerung eines Körperdetails mittels Makrolinse kennzeichnend sind: Das Unscheinbare, das so noch nie Gesehene wird sichtbar – und dank der Brillanz der Fotos zum visuellen Ereignis.

Vielfältige Informationen über das Leben der Arten

Bei Schmetterlingen wie dem Distel- und Feuerfalter, der Goldenen Acht oder der Meldeneule sowieso. Aber auch bei einer Wanze wie dem Gemeinen Rückenschwimmer, auch Wasserbiene genannt, die sich von ins Wasser fallenden oder im Wasser lebenden Kleintierchen wie Kaulquappen ernährt, worüber die insgesamt überaus aufschlussreichen, gut lesbaren Bildtexte unterrichten. Vielfältig sind solche Informationen, drei große thematische Banner fassen manches zusammen, Schautafeln geben eine Ahnung von der Vielzahl der Arten, von denen in Deutschland 34000 bekannt sind, weltweit rund zwei Millionen.

Die 60 großformatigen Fotos aber müssen im Original betrachtet werden, und auch dafür sollte man sich richtig Zeit nehmen, was mit unzähligen Entdeckungen lohnt. Etwa wie sehr der Goldglänzende Rosenkäfer seinen Namen verdient mit all den Farbnuancen von Grün bis Bronze- und Goldglanz. Wie sehr diese Aufnahmen auch die verblüffende Schönheit der Insektenwelt in den Blick rücken, das verdichtet sich im rückwärtigen Raum auf einer Wand, die ein Zwölfer-Tableau von Aufnahmen bietet. Dieses Tableau gleicht einem fotografischen Hymnus auf die Insektenwelt und die Schöpfungskraft der Evolution in ihrer unendlichen Vielfalt. Was klein, oft kaum zwei Zentimeter groß ist, erscheint hier wie ein großes Individuum. Die Betrachtung dieser Bilder aktiviert eine Empathie, die einen in ein neues Verhältnis setzen kann zu diesem Teil der Natur.

Faszinierende Farbenwelt der Insekten

Faszinierend für sich ist auch die Farbenwelt, die dabei zutage tritt, was auch einen fließenden Übergang dieser Arbeiten zu fotografischen Kunstwerken mit ihrer eigenen Ästhetik darstellt. Folgerichtig, dass auch ein Blatt zu sehen ist, das auf eine Kooperation von Danke mit dem Tübinger Künstler Robert Balke verweist: ein Schmetterling, mit grafischem Gitterwerk unterlegt, das frei mit Grau- und Ockertönen aquarelliert ist. Kurzum: Eine so lehrreiche wie faszinierende Schau, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Info: Die Ausstellung „Insekten fokussiert“ ist bis 30. Oktober immer sonntags von 14 bis 17 Uhr im Wartesaal, Weinstraße 11 in Besigheim, zu sehen.