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Jubiläumskonzert
Von Rap bis Gänsehaut

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Die Donkey Gipsy Singers begeistern die Zuschauer unter anderem mit einem Lied aus Sister Act. Foto: Benjamin Stollenberg
Die Donkey Gipsy Singers feiern 20-jähriges Jubiläum – Chorname lautet von nun an „Asperger Töne“

Asperg. „Asperg. Öfter mal was Neues machen!“, haben sich die Donkey Gipsy Singers zu ihrem abwechslungsreichen Jubiläumskonzert in der Michaelskirche gesagt – und sich zum Schluss dieses gefeierten Chorkonzertes zum 20. Geburtstag einen neuen Namen gegeben: Zukünftig treten sie als die „Asperger Töne“ auf.

Erst aber ging es nochmals ganz zurück an den Ursprung des Chores, als die Gipsy Donkey Singers noch einmal die Hit-Welle des „Sister Act“ ritten – und nur für diese eine Nummer in schwarz-weißer Klosterfrauenmontur vor die Altarbühne zogen. Das gab schon mal ein imposantes Bild ab und half im Verbund mit der choreografisch temperamentvoll präsentierten „I love it, I love it“-Euphorie darüber hinweg, dass sich ein passables Klangbild noch nicht einstellen wollte. Wie viel das von einem Dutzend auf jetzt 27 Mitglieder angewachsene Ensemble von den sechs Männerstimmen profitiert, sollte sich postwendend zeigen, als ein paar Best-of-Titel aus dem eigenen Repertoire serviert wurden.

Ein guter Sound stellte sich dann auch gleich beim gebotenen „The Glory of Love“ ein, und „We shall overcome“ profitierte sehr von den Farben der präsenten Männerstimmen, wobei sich der Chorsatz dieses fast zur Schnulze abgesunkenen Gospels verblüffend differenziert zeigte. Frisch und rhythmisch dargeboten war das „overcome“ kein schlichtes Sehnen, sondern eine federnd vorgetragene Forderung.

Genau das müsste man bei „Imagine“ ebenfalls rufen – und noch ein bisschen lauter bei einem Song, der wie kein zweiter das Genie und Streben des John Lennon zeigt. „No Heaven, No Hell“, – kein Himmel, keine Hölle – in einer Kirche gesungen und sich wie eine zeitlose Hymne ausbreitend. Eine sich von alleine verstehende Vernunft und Menschlichkeit, in einer einigen Welt gemahnend: Vom Chor mit einer wahrlich berührenden Zartheit, ja fast sogar Zärtlichkeit intoniert. Eine Delikatheit, die Carmen Iavlov als Leiterin ebenso zu danken war, wie sonst das engagierte Antreiben.

Noch ein ganzes Bündel an Sätzen, die die Sehnsucht nach einer besseren Welt transportierten, wurde präsentiert. Von „California Dreaming’“ bis zu „Thankful“, das in Herzensfülle das Publikum in der vollen Kirche berührte und selbst Dankbarkeit weckte. Auch für eine Musik, die bis in die sich überlagernden Schlussphrasen das Bewusstsein dafür schärft, dass es so vieles gibt, wofür es angemessen ist, dankbar zu sein.

Ensemble setzt auf Abwechslung

Gänsehautpotenzial hatte das anschließende, tragische „Amoi seg’ ma uns wieder“ von Andreas Gabalier, hier von Birgit Rudnicki, Carmen Iavlov, Stefan Dietrich und Georg Krutina a cappella als abgestimmtes Vokalquartett mit Pianonuancen in einer Mischung aus Stubenmusik, Nachtgebet und Totengesang berührend wiedergegeben.

Abwechslung war sowieso großgeschrieben an diesem Abend, auch in den musikalischen Formen. Wozu auch das Songwriter-Rap-Stück „Jetzt oder nie“ von Manual Krause zählte, von ihm selbst am Schlagwerk und Tobias Kammler an der Gitarre begleitet. Oder der Doppelpack an Deutsch-songs à la Hubert van Goisern und Xavier Naidoo, vom Ensemble im spannenden Stilimitat serviert.

Perfekt war auch der Männereinstieg mit „Iris Blessing“ nach der Pause, wobei der Chor dann durch eine feine Linienführung und ausbalancierte Mischung der Stimmen ebenso gefiel, wie insgesamt mit so klarer und geschmeidiger Artikulation. Beim irischen Set fiel auch die tänzerische Akzentuierung ins Auge, bei „Moscow Nights“ die klanglich romantische Atmosphäre und die sauber gesetzten Intervallsprünge der geschichteten Akkorde, während das Latino-element in „Tequila Samba“ und „Cantamos Americanos“ mit ansteckendem Temperament geboten wurde. So mündeten 140 Minuten Musik netto, von Corinna Liebler brillant am Klavier begleitet, mit dem dynamisch dargelegten „He Lives in You“ in einem stürmisch gefeierten Finale.

Schluss war da aber noch nicht, denn dass der Chor mit seinem Namen fremdelt, war ein offenes Geheimnis. Eine faustdicke Überraschung war es dennoch, als zum Finale nun das Umtaufen stattfand: Von nun an tritt der Chor unter dem Namen „Asperger Töne“ auf. Da war natürlich noch ein Zugabenpaket fällig. Hätte das Publikum nicht schon ein wenig erschöpft gewirkt, hätte es womöglich noch weitere Zugaben getönt. Nun aber war es gut mit diesen gefeierten Asperger Tönen.