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Arbeitskampf
„Für eine Arbeitszeit, die zum Leben passt“

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Zweite Verhandlungsrunde zwischen Arbeitnehmern und Gewerkschaft – 5000 Metaller demonstrieren für mehr Lohn und eine verkürzte Vollzeit

Ludwigsburg. Mit Rasseln, Pfeifen, Trommeln und Tröten – 5000 Arbeiter aus der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg machen gestern lautstark ihrem Unmut über die geltenden Arbeitsbedingungen Luft. Die IG Metall hat zum Protestzug gerufen. Es gilt, mit dem Marsch durch Ludwigsburg den Gewerkschaftsforderungen in der zweiten Tarifrunde Nachdruck zu verleihen.

 

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„Liebe Ludwigsburger und Ludwigsburgerinnen, hier demonstrieren die Metaller aus Baden-Württemberg für sechs Prozent mehr Lohn und Arbeitszeiten, die zum Leben passen“, ruft Konrad Ott, erster Geschäftsführer der IG Metall in Ludwigsburg, den etwas verwunderten Passanten zu. Ott beschreibt damit die Kernforderungen, mit denen es in die Verhandlung geht. Mit mehr als 100 Bussen seien die Arbeitnehmer aus dem ganzen Südwesten angereist. Mit dabei: zahlreiche Nikoläuse. „Der Nikolaus hat immer etwas zu verschenken – sechs Prozent“, scherzt ein Metaller im roten Nikolauskostüm. Er verteilt Plätzchen mit dem aufgedruckten IG Metall-Logo.

Die Stimmung unter den Ludwigsburgern ist gemischt, was den laut trillernden Zug der roten Flaggen und Banner durch ihre Stadt angeht. „Die Oberen machen sich die Taschen voll, da ist es richtig auf die Straße zu gehen“, zeigt ein 67-jähriger Rentner aus Poppenweiler, der am Straßenrand steht, Verständnis für die Metaller. Eine ältere Frau betrachtet das Treiben kritischer: „Ausgerechnet die“, sagt sie. „Ich bin im Pflegebereich tätig“, berichtete die Frau. „Wenn wir nur so weit wären wie die.“ Sie spielt damit auf die schlechten Arbeitsbedingungen von Pflegekräften an.

Getreu dem Motto „Ohne Mampf kein Kampf“, gibt es vor dem Forum Fleischkäsebrötchen, Butterbrezeln, Kaffee und Getränke. Gespannt werden die Redner erwartet. Thorsten Dietter betritt als erster Redner die Bühne. Er ist stellvertretender Betriebsratvorsitzender bei Bosch in Reutlingen. „Wir wissen, dass zwischen dem Anspruch der Arbeitgeber und der Wirklichkeit Welten klaffen“, ruft er in die Menge und kritisiert damit die Ablehnung der IG-Metall-Forderung durch Südwestmetall. Ab dem 1. Januar sei die Friedenspflicht vorbei, betont er. „Sucht ihr Streit? Wir sind bereit“, und fügt hinzu: „Attacke!“ Die Gewerkschaftler geben sich kampfbereit. Einige von ihnen tragen bereits „Warnstreik“-Überziehwesten aus dünnem Plastik.

Der IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger bekommt auf der Bühne eine Nikolausrute überreicht. „Möglicherweise werden wir sie heute brauchen“, sagt er. In den Verhandlungen gehe es darum, deutlich zu machen, was hinter den Forderungen stehe. „Flexibilität, nur in eine Richtung ist ziemlich unfair“, erklärt Zitzelsberger. Es stelle sich die Frage, wo da der Mensch bleibe. Die Arbeitgeber sollten nicht nur Flexibilität von den Arbeitnehmern fordern, sondern auch auf deren Ansprüche eingehen. „Es muss möglich sein, gesund durch das Arbeitsleben zu kommen“, sagt er. Daher sei eine verkürzte Vollzeit „richtig und berechtigt“. Schon vor Beginn der Verhandlung ist er skeptisch: „Wenn nichts dabei herumkommt, sehen wir uns im Januar vor den Betriebstoren wieder.“

Ein Mann scheint mit Schild und Speer bewaffnet, für den Arbeitskampf gerüstet zu sein. Vor vier Jahren habe Volker Wohlfahrt den „Ritter“ geschaffen. Damals ging es um die Altersteilzeit. Dabeigeblieben sei er wegen der Gerechtigkeit. Inzwischen ist er das Maskottchen der Daimler-Belegschaft in Hedelfingen. Er sagt: „Wenn der Ritter da ist, wissen die Kollegen: Es geht in den Tarifkampf.“