1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Ludwigsburg
Logo

Keine Auffälligkeiten bei Castor-Transporten

350_0900_17441_COKRkr_gfa4.jpg
Der Rückbau des GKN schreitet voran. Foto: Drossel
Weniger Interesse an der Infokommission zum Kernkraftwerk – EnBW und Umweltministerium informieren

Neckarwestheim. Die Atommülltransporte auf dem Neckar waren ein großes Thema bei der Sitzung der Infokommission zum Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN). Die Transporte seien wie erwartet sicher verlaufen, der Schutz von Mensch und Umwelt jederzeit gewährleistet gewesen, informierte die EnBW. Von Zuhörern gab es aber auch Kritik.

Ansonsten lässt das Interesse an der Informationskommission aber merklich nach. Die Reihen der Kommissionsmitglieder waren gelichtet und auch die Plätze für die Zuhörer in der Reblandhalle blieben weitgehend leer. Nur ein starkes Dutzend Zuhörer verfolgte die Sitzung am Donnerstagabend.

Über den Fortschritt bei den abgeschalteten Anlagen berichtete EnBW-Geschäftsführer Jörg Michels. Der Rückbau in Obrigheim komme gut voran und liefere wertvolle Erfahrung auch für Neckarwestheim. Ziel sei, alle Kernkraftwerke nach dem Abschalten binnen einer Generation komplett abzuwickeln. „Davon wird die Bevölkerung wenig sehen, weil die meisten Arbeiten fast komplett innerhalb des Gebäudes durchgeführt werden.“

Mittlerweile seien drei Schiffsladungen Castoren mit Brennelementen sicher im Neckarwestheimer Zwischenlager angekommen. Platz gebe es hier für 151 solcher Behälter, aktuell seien 67 belegt. Nach dem Betriebsende von GKN II würden es 125 sein. „Wir schaffen die Infrastruktur allein für den Rückbau unserer Anlagen. Eine Nutzung für Dritte ist weder vorgesehen noch beantragt“, betonte Michels. Zwei weitere Ladungen auf Spezialschiffen würden noch in diesem Jahr folgen. Wann, das unterliege der Geheimhaltung.

Ebenso geheim ist die technische Aufrüstung des Schubverbandes zu Wasser. Ein Sinken sei „praktisch unmöglich“. Insgesamt werden 15 Behälter aus einer massiven Metallkonstruktion mit 342 Brennstäben ankommen.

Und genau das regte einen Zuhörer auf. Statt in Obrigheim selbst ein Zwischenlager zu bauen, werde den Neckarwestheimern das Risiko aufgebürdet. „Die EnBW bereichert sich auf unsere Kosten, weil sie damit Geld spart“, schimpfte er. Außerdem bezweifelt er, dass sich nur Obrigheimer Atommüll in den Castoren befinde, sondern auch andere hochstrahlende Abfälle. Dem widersprach Michels: „In den Behältern sind nur abgebrannte Brennelemente und ‚Dummies‘ als Lückenfüller.“ Die Transporte seien „wie erwartet“ jederzeit sicher verlaufen. „Der Schutz von Mensch und Umwelt war in jeder Phase gewährleistet“, so Michels. Das bestätigte auch Thomas Wildermann vom Umweltministerium. „Alles verlief planmäßig.“ Bei den Messungen entlang der Strecke vorher und nachher habe es keine Auffälligkeiten gegeben, auch alle Begleitpersonen des Transports seien überwacht worden. Von den Schiffen gehe keine größere radioaktive Gefahr aus als bei einem Transatlantikflug.

Auf Anfrage von Gottfried May-Stürmer vom BUND glauben die Betreiber, dass das GKN auch einen gewollten Absturz eines Großflugzeugs mit der Explosion großer Mengen Kerosin überstehen würde. Ein entsprechendes Gutachten sei in Arbeit, ein Ergebnis liege noch nicht vor. Deshalb sei die einmal geplante Vernebelungsanlage derzeit unnötig. „Prinzip Hoffnung“, kommentierte May-Stürmer. In der nächsten Sitzung soll unter anderem ein modifizierter Katastrophenschutzplan vorgestellt werden. Das wird voraussichtlich im April 2018 sein.

Dr. Dierk Vogt von der Schwieberdinger Bürgerinitiative „Froschgraben freigemessen“ regte zudem an, dass die Info-Kommission doch auch einmal an den Deponiestandorten im Landkreis Ludwigsburg tagen könnte. Unter anderem Detlef Piepenburg, Heilbronner Landrat und zugleich Vorsitzende der Kommission, lehnte den Vorschlag allerdings ab.