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Tag der Archive
Ordnung ist mehr als das halbe Leben

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Großes Interesse am größten Archiv Deutschlands unter einem Dach. Fotos: Ramona Theiss
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In einer Holzkiste werden Grundbücher sicher transportiert.
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Über 160 Kilometer Dokumente.
Das Grundbuchzentralarchiv auf dem Salamanderareal in Kornwestheim hat sich am Samstag am Tag der Archive beteiligt.

KORNWESTHEIM. Hinter die Kulissen des Grundbuchzentralarchivs, in diesem Fall Magazine, Erfassungs- und Reinigungswerkstätten, haben zahlreiche Interessierte geschaut. Unter dem Motto „Transparent“ haben sich die Dienststellen des Landesarchivs der Öffentlichkeit präsentiert.

Gut zu Fuß sein mussten die Teilnehmer der Führungen: Diese dauerten jeweils 90 Minuten und führten durch weite Teile des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. Fast 500 Meter lang ist die Strecke zwischen dem Bürotrakt und dem letzten Magazin. „Das Grundbuchzentralarchiv ist das größte Archiv Deutschlands, das unter einem Dach untergebracht ist“, sagte Michael Aumüller, Leiter dieser Einrichtung. 14 Millionen Dokumente werden in einem Teil der ehemaligen Salamanderwerke gelagert.

Palettenweise Dokumente

Würde man diese aneinanderreihen, ergäbe das eine Länge von 162 Kilometern. Dabei handelt es sich um sämtliche Unterlagen aus den 680 Grundbuchämtern, die im Rahmen der Justizreform aufgelöst worden sind und nun zentral gelagert werden. Die Mitarbeiter haben in den vergangenen sechs Jahren die Mammutaufgabe gestemmt, alle Papierdokumente, die palettenweise aus dem ganzen Land angeliefert worden waren, zu erfassen, zu verpacken und einzulagern.

Bei den vereinzelten Nachlieferungen handele es sich um Fundstücke, so Aumüller. Das Landesarchiv ist für die Organisation der zirka 1000 Ausleihen von Grundbüchern täglich zuständig. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Andreas Groß führte er die Interessierten nicht nur durch die verschiedenen Abteilungen. Die Beiden hatten gemeinsam eine Ausstellung konzipiert, die für sich allein einen Besuch in diesem ganz besonderen Archiv lohnte. Anhand interessanter Exponate wurde die Entwicklung des baden-württembergischen Grundbuchwesens sowie die Tätigkeit des Grundbuchzentralarchivs als Dienstleister für Bürger und die Justiz dargestellt. Mit der Holzkiste in einer anderen Vitrine hat es dagegen eine ganz besondere Bewandtnis: Dabei handelte es sich um einen Transport- und Fluchtkoffer des ehemaligen Grundbuchamtes Breitnau, in dem die wichtigen Unterlagen sicher verwahrt werden konnten.

Der Feind dieser wichtigen Dokumente sind aber nicht nur Feuer und Wasser: Schimmel und Schädlinge wie der Bücherwurm, ein Nagekäfer, können dem Papier zusetzen. Zur Vorbeugung werden die historischen Akten, die oftmals in gebundener Form vorliegen, in den Werkstätten gereinigt. Das geschieht mit speziellen Latexschwämmen und Bürsten. „Vor allem Löschsand, der Vorgänger des Löschpapiers, setzt sich in den Buchseiten ab“, sagte Joachim Stolz, Teambetreuer für den Bereich Altbestand. Die Pflege der Dokumente sei wichtig, damit diese möglichst lange in einem guten Zustand gelagert werden können. Eine Restaurierung ist sehr kostspielig.

Kurrent- und Sütterlinschrift

Bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen ließen sich auch Diana Osieja und ihre Kollegen: Sie waren mit der Erfassung preußischer Grundakten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschäftigt. „Wir erfassen die Daten digital in einer Excel-Datei“, erklärte sie. Das Entziffern der Kurrentschrift ist für sie kein Problem. Auch die Sütterlinschrift können die Archivmitarbeiter lesen. Das digitale Zeitalter hinterlässt seine Spuren. Jede Akte wird bei der Erfassung mit einem Barcode versehen. Dieser gibt Auskunft darüber, in welchem Magazin, Regal und Ordner das jeweilige Dokument aufbewahrt wird. Ordnung ist im Archiv viel mehr als das halbe Leben.

Bei der Führung erfuhren die Besucher auch, dass die großen Fensterfronten zwar gut für die Schuhherstellung, aber schlecht für die Lagerung von Papier sind. Die 87 Magazine wurden deshalb eingehaust: Hier herrscht mit einer Temperatur von konstant 16 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent ideale Bedingungen für die Aufbewahrung.