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Weltrekord
8,1 Millionen Euro für die Rote Mauritius

Dieser Brief mit einer roten Mauritius wechselt jetzt für über acht Millionen Euro den Besitzer. .Foto: Alfred Drossel
Dieser Brief mit einer roten Mauritius wechselt jetzt für über acht Millionen Euro den Besitzer. . Foto: Alfred Drossel
Einer von noch drei existierenden Umschlägen mit der Briefmarke „Rote Mauritius“ ist im Forum am Samstag für eine Weltrekordsumme von 8,1 Millionen Euro von einem Sammler aus dem deutschsprachigen Raum ersteigert worden. Den Startpreis hatte der Vorbesitzer, ein Sammler in Singapur, auf vier Millionen Euro festgelegt.

Ludwigsburg. Damit ist der „Mauritius Ball Cover“ der teuerste Briefumschlag, der weltweit je versteigert wurde. Auktionator Christoph Gärtner von dem Bietigheim-Bissinger Auktionshaus sagte, dass dies nicht nur eine Briefmarke sei, sondern eine Legende. Bei dem Umschlag handelt es sich um eine Balleinladung von Lady Gomm, der Ehefrau des Gouverneurs von Mauritius aus dem Jahre 1847. Neben dem jetzt versteigerten Umschlag gibt zwei weitere Exemplare, die allerdings unverkäuflich sind. Einer ist in Besitz der englischen Königin, das andere befindet sich in der British Library in London.

Der Mauritius-Umschlag war einer von rund 900 Objekten, die bei der 50. Auktion des Bietigheimer Auktionshauses Gärtner angeboten wurden. Der Wert der angebotenen Exponate wurde im Vorfeld mit 27 Millionen Euro angegeben. 24,34 Millionen Euro wurden erzielt.

Für Christoph Gärtner, der sein Auktionshaus in Ludwigsburg gegründet hatte und später ins Gewerbegebiet Laiern in Bietigheim-Bissingen/Tamm gezogen ist, war die Versteigerung auch ein emotionales Ereignis. Als er nach zehn Minuten mit seinem Auktionshammer den Zuschlag bei 8,1 Millionen Euro besiegelte, sagte er nur „das ist Wahnsinn, das ist ein Weltrekord“.

Mitgeboten hatten vier Personen. Persönlich anwesend bei der Auktion waren rund 50. Die Teilnahme und das Bieten waren auch online aus der ganzen Welt möglich. Die vier Bieter waren telefonisch mit dem Forum verbunden. Sie steigerten in 100000-Euro-Schritten. Ab der Summe von 6,8 Millionen Euro waren es nur noch zwei Bieter, die sich gegenseitig immer wieder überboten haben. Den längeren Atem oder besser gesagt, die größere „Portokasse“ hatte ein Sammler „aus dem deutschsprachigen Europa“, wie Gärtner später erklärte.

Der Sammler wolle anonym bleiben. Er gehöre, so Gärtner, zu den stillen Sammlern, die sich auch nicht an öffentlichen Briefmarkenausstellungen beteiligten. Nach Worten von Gärtner sei das Sammlerstück die 8,1 Millionen Euro wert, auch auf die Zukunft gesehen. Das sei keine Briefmarke, sondern eine Legende.

Der bisherige Besitzer, ein Sammler in Singapur, zu dem Gärtner seit 1995 freundschaftliche Beziehungen pflegt, habe sich nach eigenen Worten nur schweren Herzens von der seltenen Briefmarke getrennt. „Ich habe jede Sekunde des prestigeträchtigen Mauritius Ball Cover von 1847 genossen und spürte, dass es nun an der Zeit war, es an jemanden weiterzugeben, der ebenso leidenschaftlich und stolz darauf ist, es zu besitzen“, zitierte Christoph Gärtner aus dem Grußwort des Sammlers.

Bei den 8,1 Millionen Euro wird es jedoch nicht bleiben, die der neue Besitzer des „Mauritius Ball Cover“ berappen muss. Das Aufgeld in Höhe von 23,8 Prozent, Steuern und Provision für das Auktionshaus eingerechnet, wird er rund zehn Millionen Euro bezahlen müssen.

Mit dieser Versteigerung sei Auktionator Christoph Gärtner „im Olymp der Philatelie angekommen“, stellt der Präsident des Weltverbandes der Philatelie-Journalisten und -Autoren, Wolfgang Maassen fest. Das Bietigheim-Bissinger Unternehmen sei mehr als ein Auktionshaus. Es sei eine Welt für sich, das Akzente bislang kaum gekannter Förderung und Unterstützung nicht nur für die Jugend und die Verbreitung des Briefmarkensammelns, sondern auch für die philatelistische Literatur und die Forschung, letztlich für den Erhalt der Philatelie generell, setze.

Die Auktion des Mauritius-Cuverts, die unter einem großen Medieninteresse stattfand, war gleichzeitig der Höhepunkt des Tages, obwohl bei den weiteren Versteigerungen weitere wertvolle Stücke unter den Hammer kamen. So eine Astrophilatelie-Sammlung mit einem Startpreis von zwei Millionen Euro, die letztlich 3,3 Millionen Euro einbrachte. Die Sammlung umfasst die gesamte Raumfahrtgeschichte von der USA und Europa über die UdSSR bis China. Dazu gehören Belege, Briefe, Dokumente und Zeichnungen.

Ein weiterer Höhepunkt war die „24 Cent-Inverted Jenny“ aus dem Jahre 1918, einem ein Fehldruck einer US-amerikanischen Briefmarke mit dem Startpreis von 350000 Euro. Das Los 269 stammte aus Österreich und ist der „3 Kreuzer Farbfehldruck Rot statt Grün“ aus dem Jahr 1867 auf Brief. Ein Druckstock der 3 Kreuzer Marke wurde versehentlich in die Druckplatte der 5 Kreuzer eingefügt. Dieser eine Brief von nur zwei bekannten gilt in der Philatelie als das bedeutendste Stück in der österreichischen Philatelie.

Die erste Briefmarke Deutschlands, der sogenannte „Schwarze Einser“ im unzertrennten Schalterbogen wurde in ungebrauchter Erhaltung zusammen mit zwölf weiteren Werten für einen Startpreis von einer Million Euro angeboten. Selbst das Deutsche Postmuseum ist nicht im Besitz eines solchen Bogensatzes.

Einer der Besucher der Auktion im Forum wat der bekannte Briefmarkenexperte Walter Marchart aus Markgröningen. Solche Auktionen seien nichts für die kleinen Sammler sagt er, aber „sie sind eine unheimlich wichtige Werbung für die Freunde der Philatelie“. Die erzielten Preise seien, so Marchart, unglaublich. Doch auch hier bestimmten Angebot und die Nachfrage den Preis. Marchart erinnert sich, dass schon 1990 ein Brief mit der roten und der blauen Mauritius zusammen 7,5 Millionen Mark bei einer Versteigerung erzielt haben.