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Schloss
„Auf einer Stufe mit Paris oder Petersburg“

Stephan Hurst (links), Leiter der Schlossverwaltung, Oberkonservatorin Dr. Patricia Peschel und Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, in den königlichen Gemächern. Diese werden in den Originalzustan
Stephan Hurst (links), Leiter der Schlossverwaltung, Oberkonservatorin Dr. Patricia Peschel und Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, in den königlichen Gemächern. Diese werden in den Originalzustand zur Zeit von König Friedrich zurückversetzt. Auch das Zeltbett, das europaweit einzig erhaltene seiner Art, wird restauriert. Foto: Holm Wolschendorf
Dem Ludwigsburger Schloss steht eine riesige Restaurierung ins Haus. „Die Besucher werden danach ein noch prächtigeres Schloss erleben“, verspricht der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) Baden-Württemberg, Michael Hörrmann. 4,6 Millionen Euro nimmt das Land in die Hand, um das neue Corps de Logis wieder so einzurichten, wie es zu Zeiten König Friedrichs aussah.

Ludwigsburg. Manchmal ist es gut, wenn man nicht alles wegwirft, von dem man meint, dass man es nicht mehr braucht. Hätten die Generationen vor uns schon Aufräum-apostel Marie Kondo gekannt, sie hätten wohl die ganzen Schachteln und Kisten längst entsorgt. Stattdessen aber lagerten sie unter einer dicken Staubschicht in den Untiefen des Ludwigsburger Schlosses. „Lange wusste man gar nicht, was das ist“, sagt Oberkonservatorin Dr. Patricia Peschel. Zum Glück habe man die Schachteln nicht weggeworfen. Denn darin befanden sich unter anderem Stoffe, die einst an den Fenstern in den königlichen Räumen hingen.

Wenn das neue Corps de Logis im März nächsten Jahres neu eröffnet wird, werden auch die alten Stoffe wieder vor den Fenstern zu sehen sein. Überhaupt werden dann die Räume des Königs und der Königin wieder so aussehen, wie damals. „Schloss Ludwigsburg ist dann auf einer Stufe mit kaiserlichen Residenzen in Paris, Petersburg oder in London“, ordnet Hörrmann die Neukonzeption ein. Es gebe nahezu kein anderes Schloss in Europa, dass über eine originale und vollständige Einrichtung aus der Zeit des frühen 18. Jahrhunderts verfügt.

Seit 2010 verfolgt Oberkonservatorin Peschel dieses Projekt. Mit analytischer und systematischer Genauigkeit durchforstet sie Inventarlisten im Schloss sowie Unterlagen im Staatsarchiv Stuttgart und Ludwigsburg. „Das sind stapelweise Zettel“, sagt sie. Die wissenschaftliche Bearbeitung sei geleistet, „und jetzt haben wir das Geld.“ Lange habe man gespart, sagt Hörrmann, jetzt werden die Erkenntnisse umgesetzt.

„Dass wir was ändern mussten, wussten wir schon lange, das wussten schon unsere Vorgänger“, so der Geschäftsführer der SSG. Derzeit sei die Gestaltung der Räume eine Mischung aus Einrichtungsgegenständen aus Ludwigsburg, dem neuen Schloss in Stuttgart sowie des Geschmacks und der Eile der Nachkriegsjahre. Wenn alles fertig ist, werden die Räume „dichter und persönlicher möbliert“ sein. „Der Augenschmaus wird größer.“

Die Möbel werden dann so platziert, wo sie früher einmal standen – und eben nicht, wie es für den Durchlauf von 360.000 Besuchern im Jahr am problemlosesten ist. „Ludwigsburg was königliche Sommerresidenz. Viele Räume waren mit Blumen und Pflanzen bestückt“, erklärt Peschel. Auch das werde, gleichwohl mit künstlichem Grün, nachempfunden.

Sieben Restauratoren sind an dem Projekt beteiligt, es geht um 35 Räume und rund 2000 Objekte, die bewegt werden. Auch 111 Fenster des neuen Corps de Logis werden im Zuge der Restaurierungsarbeiten ertüchtigt – damit verbunden wird ein Gerüst sein, das an der Südfassade im Blühenden Barock zu sehen ist, so der Leiter der Schlossverwaltung, Stephan Hurst.

Schloss Ludwigsburg ist nach den Worten Hörrmanns auf Platz drei der größten Einrichtungen zur Vermittlung des kulturellen Erbes in der Region Stuttgart. Nur das Mercedes- und das Porsche-Museum ziehen noch mehr Besucher pro Jahr an. „Der Kulturtourismus leistet einen ganz wesentlichen Beitrag zum Erhalt von Denkmälern.“ Deshalb biete die Schlossverwaltung Jahr für Jahr ein abwechslungsreiches Programm für Besucher, von der Legoausstellung über Sonderführungen bis hin zum Kinderfest royal. „Wir machen es bunt, und teilweise wild, aber wir lenken den Blick immer auf das Denkmal.“

Das Schloss, so betont Elmar Kunz, Tourismusmanager der Stadt, gehöre zur touristischen und historischen DNA Ludwigsburgs. „Wenn wir für Ludwigsburg Marketing machen, können wir das nur mit den Leuchtturmprojekten Schloss/Blüba, Venezianische Messe und Weihnachtsmarkt.“

Deutsch-französische Beziehung im Blick

Wegen der Restaurierungsarbeiten sind die Räume des Königs derzeit geschlossen, ab dem 1. August werden auch die Räume der Königin nicht mehr zugänglich sein.

Am 16. März feiert das Schloss Saisonauftakt mit dem Frühlingserwachen: Alle Museen haben bis Mitternacht geöffnet, es gibt Musik, Vorträge und Kulinarik.

Das Jahresprogramm steht unter dem Motto „Ziemlich gute Freunde“ und präsentiert die Geschichte der beiden Nachbarländer. In Ludwigsburg wird der französische Nationalfeiertag am 14. Juli mit einem Fest begangen, das Familienfest findet im September statt.