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Interview
Der scheidende Rektor der Verwaltungshochschule Wolfgang Ernst: „Die Aufarbeitung der Konflikte hat uns viel Zeit gekostet“

Wolfgang Ernst an seinem Schreibtisch in der Verwaltungshochschule. Diesen Platz wird er in den nächsten Tagen räumen. Foto: Ramona Theiss
Wolfgang Ernst an seinem Schreibtisch in der Verwaltungshochschule. Diesen Platz wird er in den nächsten Tagen räumen. Foto: Ramona Theiss
Als Wolfgang Ernst das Rektorat der Verwaltungshochschule übernommen hat, war die Einrichtung in einem desolaten Zustand. Jetzt, sechs Jahre später, ist sie wohl geordnet. Trotzdem wurde Ernst nicht für eine zweite Amtszeit wiedergewählt, Ende April ist Schluss. Ein Gespräch über Erfolg, Scheitern und die künftigen Herausforderungen für die Hochschule.
Ludwigsburg.

Herr Ernst, mit der Wiederwahl hat es nicht geklappt. Woran lag es?

Wolfgang Ernst: Die Wahlen haben im Hochschulrat und im Senat stattgefunden. Dazu kann ich also gar nichts sagen. Das müssten Sie die Mitglieder dieser Gremien fragen.

Haben Sie denn keine Rückmeldungen aus Ihrem Umfeld an der Hochschule bekommen?

Doch. Da waren aber nur positive Äußerungen dabei und das Bedauern darüber, dass ich die Wiederwahl nicht gewonnen habe.

Wie fühlen Sie sich jetzt nach dieser Niederlage?

Mit dem inzwischen gewonnenen Abstand hat sich meine Enttäuschung gelegt.

Haben Sie etwas falsch gemacht?

Ich bin überzeugt, dass ich einige Sachen an der Hochschule gut hinbekommen habe. Dass sich einzelne Personen auch mal geärgert haben, lässt sich oft nicht vermeiden. Aber von den großen Linien war das, was wir in den vergangenen Jahren erreicht haben, gar nicht so schlecht. Unfehlbar ist kein Mensch. Wichtig war mir immer, dass ich die Maßnahmen immer mit vollen Einsatz verfolgt habe.

Was waren in den sechs Jahren Ihrer Amtszeit die größten Erfolge?

Die Hochschule ist jetzt wieder eine bekannte, mit einem guten Ruf ausgestattete Hochschule. Wir haben die Zulagen-Affäre abgearbeitet, wir haben die Zeit meiner Vorgängerin aufgearbeitet, wir haben mit „Digitales Verwaltungsmanagement“ einen neuen Studiengang eingeführt, wir haben ein Zertifikat als familienfreundliche Hochschule bekommen und wir haben für eine interne Qualitätsoffensive und neue Räume für die Hochschule gesorgt. Auch Forschung und Weiterbildung wurden vorangetrieben. Um nur mal eine Zahl zu nennen, die unseren Erfolg unterstreicht: Die Drittmitteleinwerbungen lagen vor meiner Zeit bei 15000 Euro. 2020 lagen wir bei 300000 Euro.

Ihre Amtszeit war stark durch die Auswirkungen der Streitigkeiten unter Ihrer Vorgängerin, Claudia Stöckle, geprägt. Wie sehr haben diese Konflikte Ihre Arbeit mitbestimmt?

In den ersten zwei bis drei Jahren nahm die Aufarbeitung einen großen Zeitraum ein. Wir mussten zunächst schauen, dass die durch die beiden Vorgängerrektorate ausgelösten Schwierigkeiten aufgearbeitet werden. Ich erinnere daran, dass sechs Wochen nach meinem Amtsantritt eine Hausdurchsuchung in der Hochschule stattgefunden hat. Das alles hat viel Zeit gekostet. Dann kam dieser große Täuschungsversuch, der uns auch stark bewegt hat...

... ist das der Fall, bei dem ein Professor ein Verhältnis mit einer Studentin hatte und ihr dann auch noch Prüfungsaufgaben zusteckte?

Genau. Das hat uns sehr viel Kraft gekostet. Für den Ruf der Hochschule war dieser Fall fatal, weil die Hochschule in ihrem Kern – der Lehre – betroffen war. Trotzdem haben wir es im Rektorat, unterstützt von der Kanzlerin und den Prorektoren, geschafft, Schritte nach vorne zu gehen.

Sind Sie ein spätes Opfer dieser ganzen Skandale?

Da sehe ich keinen Zusammenhang. Die Sachen sind alle abgearbeitet. Der Untersuchungsausschuss ist abgeschlossen, alle Gerichtsprozess ebenfalls.

Ist denn mittlerweile geklärt, ob die Hochschule die zu viel gezahlten Zulagen von den Professoren zurückverlangen kann?

Das ist rechtlich alles geklärt und abgeschlossen. Wir können die Zulagen nicht zurückfordern. Das ist juristisch nicht möglich. Das ist mehrfach geprüft worden.

Die Konflikte an der Hochschule sind also alle aufgearbeitet und beendet?

Ja. Die Hochschule ist heute befriedet. Das Zusammenarbeiten an der Hochschule ist deutlich besser geworden. Wir sind jetzt eine normal funktionierende Hochschule.

Gab es auch Projekte, die Sie in Ihren sechs Jahren nicht angehen konnten?

Nein.

Wie geht es für Sie nach der Zeit an der Ludwigsburger Verwaltungshochschule weiter?

Ich werde mit hoher Wahrscheinlichkeit als Professor an die Hochschule Heilbronn zurückkehren, von der ich ja komme. Gerade laufen die Gespräche darüber, welche Aufgaben ich genau übernehmen werde.

Welche Aufgaben hinterlassen Sie Ihrer Nachfolgerin Iris Rauskala?

Ein ganz großes Thema ist die Digitalisierung. Dieses Thema betrifft nicht nur den Inhalt der Studiengänge, sondern auch die Hochschule intern. Es wird sicher nicht so sein, dass die Lehre in Zukunft wie in der Coronapandemie rein digital stattfindet. Unsere Hochschule ist und bleibt eine Präsenzhochschule. Aber digitale Formate werden in ihr einen Platz haben. Ein weiteres Thema ist die Nachhaltigkeit. Was kann eine Hochschule tun, um ihre Nachhaltigkeit weiter auszubauen? Und natürlich geht es für meine Nachfolgerin um Forschung und Weiterbildungen, die unsere Hochschule für externe Verwaltungsmitarbeiter anbietet. Beides kann weiter ausgebaut werden.

Wie haben sich denn die Platznöte der Hochschule entwickelt. Hat sich das durch die Coronakrise entspannt?

Corona hat uns kurzfristig stark entlastet. Mittlerweile sind wir aber in die Präsenzlehre zurückgekehrt. Durch die zusätzlichen Flächen in der ehemaligen Rockfabrik hat sich unsere Situation aber massiv verbessert. Und auf dem Campus soll übernächstes Jahr ein neues Gebäude für uns und die PH gebaut werden.

Sie übergeben die Hochschule also in einem guten und geordneten Zustand und verlassen sie besser, als sie sie vorgefunden haben?

Das kann man sagen. Ich übergebe eine geordnete Hochschule und das tue ich mit einem gewissen Stolz. Mich freut, dass sich die Hochschule so gut entwickelt hat.

Vielleicht war ja gerade das Ihre historische Mission – die Hochschule wieder in Ordnung zu bringen?

Wenn ich der Hochschule und dem Land so dienen konnte, dann habe ich das gerne getan.