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Vorsitzender des Mieterbundes im Podcast
Eckart Bohn auf der LKZ-News Couch: „Kampf um bezahlbaren Wohnraum bleibt Daueraufgabe“

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In der dritten Folge des Podcast aus der LKZ-Chefredaktion hat der Vorsitzende des Ludwigsburger Mieterbundes, Eckart Bohn, auf der News Couch Platz genommen.

Ludwigsburg. Bezahlbarer Wohnraum ist eines der drängendsten sozialen Themen unserer Zeit. Im Podcast der LKZ-Chefredaktion gab Dr. Eckart Bohn, Vorsitzender des Mieterbundes Ludwigsburg, Einblicke in seine jahrzehntelange Arbeit für Mieterrechte und soziale Gerechtigkeit. Bohn, der 2021 für sein Engagement mit der Bürgermedaille ausgezeichnet wurde, sprach über die Herausforderungen auf dem regionalen Wohnungsmarkt und mögliche Lösungsansätze.

„Wohnraum ist ein Grundbedürfnis“

Bohn, der den Mieterbund Ludwigsburg vor über 30 Jahren mitbegründete, sieht die Sicherung bezahlbaren Wohnraums als eine zentrale Aufgabe seiner Arbeit. „Wohnraum ist ein Grundbedürfnis und gehört eigentlich ins Grundgesetz“, betonte er. Dennoch seien die Fortschritte im sozialen Wohnungsbau ernüchternd. „In Ludwigsburg gibt es heute nur noch 500 Sozialwohnungen, vor fünf Jahren waren es noch 1.000.“

Dabei sei der Bedarf an gefördertem Wohnraum enorm. Bohn verweist auf die gestiegenen Mieten, die für viele Haushalte eine enorme Belastung darstellen. „Immer mehr Durchschnittsverdiener müssen inzwischen 50 Prozent ihres Nettoeinkommens für Wohnkosten aufbringen. Das ist nicht tragbar.“ Besonders für Familien mit Kindern werde die Situation zunehmend problematisch.

Ursachen der Wohnungsnot

Ein zentrales Problem sei die schleppende Umsetzung neuer Bauprojekte, so Bohn. „Die Genehmigungsverfahren sind bürokratisch, die Planungsprozesse dauern zu lange. Von der Idee bis zum fertigen Wohngebäude vergehen oft fünf Jahre oder mehr.“ Auch die politischen Entscheidungen der vergangenen Jahrzehnte sieht Bohn kritisch. „In den 2000er-Jahren ging man davon aus, dass der Wohnungsbedarf bald sinken würde. Diese Prognosen waren falsch. Der Bevölkerungstrend hat sich deutlich anders entwickelt.“

Podcasts

Ein weiterer Faktor ist die zögerliche Haltung der Politik in Baden-Württemberg. „Im Vergleich zu Bayern schneidet das Land schlecht ab“, erklärte Bohn. Während dort doppelt so viele geförderte Wohnungen entstehen, hinke Baden-Württemberg hinterher. „Hier fehlt es an klaren, durchsetzungsstarken Maßnahmen, um den Wohnungsbau voranzubringen.“

Mögliche Lösungsansätze

Für Bohn ist klar: „Wir brauchen dringend mehr geförderten Wohnungsbau und eine höhere Verdichtung in urbanen Räumen.“ Höher zu bauen und gleichzeitig Freiräume wie Spielplätze und Grünanlagen zu schaffen, sei eine Notwendigkeit, um mehr Menschen Wohnraum zu bieten. Dabei müsse die Bevölkerung in die Planungsprozesse einbezogen werden, um Akzeptanz für Veränderungen zu schaffen.

Ulrike Trampus und Stephan Wolf im Gespräch mit Eckart Bohn auf der News Couch.
Ulrike Trampus und Stephan Wolf im Gespräch mit Eckart Bohn auf der News Couch. Foto: Kevin Bitz

Er sieht auch die Unternehmen in der Pflicht. „Die Wohnungsnot wirkt sich negativ auf den Arbeitsmarkt aus. Unternehmen sollten wieder verstärkt in den Wohnungsbau investieren. Das war früher ein gängiger Standortfaktor und wird es in Zukunft wieder sein müssen.“

Ein weiteres Problem sei der Mangel an politischem Willen. „Die Politik reagiert oft erst, wenn die Krise bereits eskaliert ist“, kritisierte Bohn. Maßnahmen wie Mietpreisbremsen und Kappungsgrenzen seien lediglich Hilfsgrößen, die die Grundproblematik der Wohnraumknappheit nicht lösten.

Lichtblicke im Landkreis

Trotz der Herausforderungen hebt Bohn positive Entwicklungen hervor. So habe die vom Landkreis initiierte Wohnungsbaugenossenschaft dazu beigetragen, geförderte Projekte in kleineren Gemeinden anzustoßen. „Gemeinden wie Remseck und Bönnigheim haben erste Erfolge erzielt. Doch es fehlt weiterhin an ausreichender Finanzierung, um die Projekte in größerem Umfang umzusetzen.“

Appell an die Politik

Zum Abschluss des Gesprächs richtete Bohn einen klaren Appell an die Politik: „Die Zielmarke von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr ist richtig, aber es braucht eine stärkere Förderung, insbesondere für den sozialen Wohnungsbau. Eine 50/50-Förderung von Bund und Land wäre ein guter Ansatz.“

Bohn bleibt trotz der Rückschläge optimistisch. „Der Druck auf die Politik wächst. Die Wohnungsnot hat die Menschen sensibilisiert, und wir als Mieterbund werden weiter Druck machen.“ Für ihn bleibt bezahlbarer Wohnraum eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. „Wir dürfen die Menschen in dieser Krise nicht alleine lassen.“

Info: Zu hören ist der Podcast auf Spotify, Amazon Music und Apple Podcast. Oder direkt in der LKZ E-Paper-App und über www.lkz.de/podcast.html. Bitte dabei die Cookies akzeptieren.

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