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Corona
Evangelische Kirche kehrt zur ursprünglichen Kita-Teststrategie mit Schnelltests zurück

Ab sofort werden auch die Kinder in den Kitas der evangelischen Kirche wieder zu Hause getestet. Foto: Friso Gentsch/dpa
Ab sofort werden auch die Kinder in den Kitas der evangelischen Kirche wieder zu Hause getestet. Foto: Friso Gentsch/dpa
Für viel Aufregung hat die Änderung der Teststrategie in den evangelischen Kitas vergangene Woche gesorgt. Statt Schnelltests wurden dort PCR-Pooltests gemacht. Jetzt kehrt der Träger wieder zurück zu Schnelltests. „Mit großem Bedauern“, heißt es.

Ludwigsburg. Die vergangene Woche war für Eltern, deren Kinder in eine evangelische Kita gehen, nervenaufreibend. Wie berichtet, wurden dort PCR-Pooltests eingeführt. Bei einem positiven Ergebnis mussten alle Kinder einer Gruppe einen weiteren PCR-Test machen, bevor sie wieder in den Kindergarten durften. Im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet ein Vater von seiner Suche nach einer Teststelle für seine Tochter: Manche machten keinen PCR-Test, weil der Schnelltest negativ war, andere – auch der Kinderarzt – lehnten ab, weil die Tochter keine Symptome hatte. Während sich manche Eltern auf der Facebook-Seite unserer Zeitung positiv über die neue Strategie äußerten, ließen andere ihrem Frust freien Lauf.

Grund für die Abweichung von der Teststrategie sind zu wenig PCR-Testmöglichkeiten

Jetzt dürfte sich die Aufregung wieder legen. Denn dieser Tage wurden wieder Schnelltests für zu Hause verteilt. Die evangelische Kirche kehrt dazu zurück, die Kinder dreimal in der Woche zu Hause mittels Schnelltest testen zu lassen. „Nach wir vor ist die PCR-Pooltestung der Goldstandard zur frühen und sicheren Erkennung von Corona-Infektionen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kitas“, so Tobias Laufs, der die Gesamtleitung der evangelischen Kindertageseinrichtungen hat. Der Träger bedauere es sehr, von diesem hohen Standard wieder abweichen zu müssen. Grund dafür sei die Tatsache, dass es derzeit zu wenig PCR-Testmöglichkeiten im gesamten Umkreis gibt, um bei einer positiven Pooltestung die vorgeschriebenen Einzel-PCR-Tests der Kinder zu gewährleisten, so Laufs.

Diese Entwicklung sei nicht abzusehen gewesen. Zudem habe sich der Träger in den vergangenen Tagen bemüht, für betroffene Kinder weitere Testmöglichkeiten zu schaffen. Dies habe sich jedoch als aussichtslos erwiesen. Deshalb sieht sich die evangelische Kirche dazu gezwungen, die PCR-Testungen zu beschränken. „Damit müssen wir das Risiko einer erhöhten Dunkelziffer in den Kindertageseinrichtungen eingehen“, so Laufs.

In der Hälfte der Einrichtungen waren in der vergangenen Woche Pooltests positiv

Zumindest für diejenigen Kinder, deren Gruppen bei den vergangenen beiden Pooltests positiv getestet wurden, habe die Kirche nun einmalig ein PCR-Testangebot ermöglichen können. Die betroffenen Eltern wurden darüber gesondert informiert. Laut Laufs waren in 13 der 26 Einrichtungen der evangelischen Kirchenpflege PCR-Pooltests positiv. „Das ist ein trauriger Rekord“, sagt er. Es bleibe traurige Tatsache, dass die Omikron-Variante in den kommenden Wochen zu enormen Infektionszahlen bei Kindern und pädagogischem Personal führen wird. „Schließungen wegen verhängter Quarantäne und aufgrund von Personalmangel sind bereits erforderlich gewesen und mit größter Wahrscheinlichkeit weiterhin zu erwarten.“

Bisher ist eine Priorisierung für PCR-Tests von Kita-Kindern nicht vorgesehen. „Ich hätte mich über eine schnelle Test-Priorisierung für Kita-Kinder gefreut“, so Tobias Laufs. Denn für die Mehrzahl der Kita-Kinder, die noch unter fünf Jahren sind, gibt es noch keine Impfung, eine Maskenpflicht gilt ebenfalls nicht für die Kinder. Das Personal sei zwar mehrheitlich geimpft, aber dennoch gebe es viele Infektionen. Durch die Quarantäne fehlten Fachkräfte in den Einrichtungen. „Wir mussten in einigen Kitas bereits tageweise schließen.“ Für Laufs zählen aus diesen Gründen Kita-Kinder und das Personal zu den besonders vulnerablen Gruppen.

Kapazität für PCR-Tests an der städtischen Teststelle im Ratskellerpavillon wird ausgebaut

Auch das Gesundheitsamt des Landkreises hält PCR-Tests für Schüler und Kita-Kinder für wünschenswert. Die Stadt Ludwigsburg, die ebenfalls Träger einiger Kitas ist, teilte auf Anfrage mit, sie verlasse sich darauf, dass der Gesetzgeber die Priorisierung der Situation angemessen trifft.

Die Nachfrage nach PCR-Tests an der städtischen Teststelle im Ratskellerpavillon sei in den vergangenen Wochen ständig gestiegen. Im Herbst waren es noch 30 täglich, inzwischen sind 100 Tests am Tag die Kapazitätsgrenze. Davon sind 80 blockiert für Schulen und Kitas. Die Kapazität werde aber weiterhin ausgebaut, ab nächster Woche sollen 200 PCR-Tests täglich möglich sein, wie eine Sprecherin mitteilte.

Eine große Nachfrage nach PCR-Tests beobachtet auch Dr. Roland Kolepke, der die Teststelle am Ludwigsburger Klinikum betreibt. Dort werden 300 PCR-Tests täglich gemacht. Jedoch sei das schwer mit anderen Teststellen zu vergleichen, weil die Stelle am Klinikum auch bei Menschen mit Symptomen PCR-Tests durchführt. Für Kolepke macht eine Priorisierung Sinn. Jedoch sollten auch Kita-Kinder, -personal, Schüler und Lehrer bevorzugt werden. Das sei sinnvoll, „wenn das politische Ziel ist, die Schulen und Kitas offen zu halten“, so der Ludwigsburger Arzt.

Labore begrüßen die Priorisierung bei PCR-Tests

Bei den Laboren dürfte die Priorisierung für PCR-Tests gut ankommen. Prof. Rüdiger Braun, Leiter des Ludwigsburger MVZ Labors, hatte im Gespräch mit unserer Zeitung vor kurzem noch eine solche Priorisierung gefordert, da auch das Ludwigsburger Labor zeitweise an seine Grenzen kommt. An manchen Tagen liege die Auslastung dort bei 120 Prozent.

Der Laborverband ALM hat die Politik nach den Bund-Länder-Beratungen zudem zu Gesprächen über eine Ausweitung von Testkapazitäten aufgerufen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder hatten am Montag vereinbart, dass „alle Anstrengungen unternommen werden“ müssten, die PCR-Testkapazitäten im Land zu erhöhen. „Wir müssten wissen, um wie viel die Kapazität erhöht werden soll und in welchem Zeitraum“, so ALM-Verbandsvorsitzender Michael Müller zur Deutschen Presse-Agentur. Planung sei wichtig. Es gehe um Geräte, um Mitarbeiter und auch um die Frage, was passiere, wenn die höhere Kapazität aufgebaut und dann im Zweifel gar nicht benötigt werde. Müller bezeichnete die geplante Priorisierung bei PCR-Tests mit Blick auf die aktuelle Belastung der Labore als „richtig, wichtig und notwendig“. „Wir arbeiten zurzeit unfassbar viel“, sagte er.