Ludwigsburg. Große Wellen hat die Petition von Hanna Seidel, die in Ludwigsburg wohnt und studiert, geschlagen. Schnell hatten 50.000 Menschen unterschrieben, dass das heimliche Fotografieren unter den Rock als Straftat angesehen werden sollte. Inzwischen hat die Online-Petition mehr als 76.000 Unterschriften.
Bei einem Gespräch mit Justizminister Guido Wolf (CDU) konnten Hanna Seidel und ihre Mitstreiterin Ida Marie Sassenberg ihre Argumente vorbringen.
Und das mit Erfolg: Das Gespräch habe ihn überzeugt, dass Upskirting als sexuelle Belästigung zu bewerten und entsprechend unter Strafe zu stellen ist, sagte der Minister bei einem anschließenden Pressegespräch.
Bislang sind solche Aufnahmen in der Regel nicht strafbar – es sei denn, das Opfer hält sich in einer Wohnung auf. Eine andere Möglichkeit, die Gesetzeslücke zu schließen, wäre eine Erweiterung des Gesetzes zu Bildaufnahmen in höchstpersönlichen Lebensbereichen – so sah es die ursprüngliche Idee Wolfs vor. Von der rückte er jedoch nach dem Gespräch mit Seidel ab.
Es gehe „nicht nur um den Aspekt der Bildaufnahme selbst“, erklärte Wolf. „Sondern auch darum, unter Strafe zu stellen, was ein Mensch, der solche Bildaufnahmen fertigt, anschließend mit diesen Bildaufnahmen erzeugen will.“
Derzeit arbeiten die Justizminister in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg an einem Gesetzentwurf für eine Bundesratsinitiative, um die Gesetzeslücke zu schließen. Auch Schleswig-Holstein will sich an der Bundesratsinitiative beteiligen.
Upskirting als Straftatbestand könnte es der Polizei auch erleichtern, Personalien eines Täters aufzunehmen, Platzverweise zu erteilen und den Fotoapparat oder das Handy zu beschlagnahmen. Hanna Seidel erzählt: „Als ich mit 16 den Täter konfrontiert habe, lief das so ab, dass er erstmal abgestritten hat, dass er mich fotografiert oder gefilmt hätte“, erinnert sich Seidel an ihre Erfahrung auf einem Festival. „Ich bin zur Polizei gegangen, die zufällig daneben stand. Sie meinten, sie könnten mir nicht helfen.“ Also habe sie den Täter selbst konfrontiert und sei beschimpft worden. Bis heute wisse sie nicht, ob der Mann die Aufnahmen von ihr gelöscht hat. (dpa/cars)