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Pop-up-Innenstadt
Karlsplatz verwandelt sich in Karlsgarten

Der Karlsgarten rund um die Friedenskirche darf bis zum 30. September weitergeführt werden. Foto: Ramona Teiss
Der Karlsgarten rund um die Friedenskirche darf bis zum 30. September weitergeführt werden. Foto: Ramona Teiss
Die Hoffnung ist groß, dass aus einem zeitlich befristeten Experiment ein Dauerzustand wird. Ein Fleckchen Karlsplatz an der Rückseite der Friedenskirche soll zum Karlsgarten werden. Am Samstag ist der Grundstein dazu gepflanzt worden.

Ludwigsburg. Der Karlsplatz ist einer der letzten Dinosaurier in der Stadt. Wie eine Urzeitechse mit Schuppen aus Asphalt und abgestorbenem Autoblech. In der Sommersonne brüllt hier die Hitze, wie der Verkehr auf der Stuttgarter Straße. Dabei hat er Potenzial, meint die Umweltgruppe der Friedenskirche, so zentral wie er mitten in der Stadt liegt. Sie wollen den Parkplatz wenigstens ein bisschen für die Menschen zurückzuerobern und einen kleinen Garten Eden, einen Ort der Begegnung für alle schaffen. 5000 Euro umfasste das Budget aus dem Fördertopf des Programms „Pop-up-Innenstadt“. Fast noch wertvoller war die Mithilfe von 15 Ehrenamtlichen, die am Samstagmittag trotz der Hitze die Ärmel hochkrempelten und schwarze Fingernägel nicht scheuten.

Wo sonst ein Dutzend Autos parken, stehen jetzt zehn Winterlinden und zwei Hochbeete. Rund ums Kriegerdenkmal wurde für ein Blumenbeet eine Einfassung gesetzt und Pflanzfolie verlegt. Oberbürgermeister Matthias Knecht schaufelt Universalboden aus einem großen Trog. Silvia Busch von der Umweltgruppe hockt neben ihm und verteilt die Erde mit den Händen. Gepflanzt wird hier insektenfreundlicher und hitzeresistenter gelber Mauerpfeffer. Der Bodendecker ist genügsam, blüht lange und kommt mit nur wenig Boden für die Wurzeln klar. Sabine Föhrenck folgt dem Rat eines Profis und wählt die Pflanzen der Gattung Sedum. In die Hochbeete kommt ein „Kessel Buntes“. Angegossen werden sie von Pfarrer Martin Wendte. Sollte sich das Projekt etablieren sei auch so etwas wie „urban gardening“ denkbar, erklärt er. Mit Kräutern, Tomate und Co.

Die zehn Bäume werden bei dem sommerlichen Wetter wie gerade viel Durst haben. Fast den ganzen Tag stehen sie in der prallen Sonne. Um den zu stillen, hat Mesner und Hausmeister Marc van Niekerk den Wasserhahn auf der Westseite der Kirche reaktiviert. „Bei diesen Temperaturen braucht so ein Baum alle drei Tage 100 bis 150 Liter“, schätzt Michael Kamps vom Amt für Grünflächen. Das entspricht in etwa so viel wie eine volle Badewanne. Niekerk übernimmt ab nächster Woche die Pflege des Karlsgartens zusätzlich zu seinen normalen Jobs.

Für die Winterlinde habe man sich entschieden, weil sie robust sei und weil sie an anderer Stelle problemlos „ausgewildert“ werden könnte, erklärt Kamps. Vor ein paar Tagen wurden sie mit dem Lastwagen angeliefert, mit dem Radlader abgeladen und von den technischen Diensten in 350 Liter große Behälter gesetzt. Etwa zwölf Jahre sind die Pflanzen schon alt und sechs Meter hoch. Jeder hofft, dass sie so schnell nicht wieder umgetopft werden.

„Ich bin sehr optimistisch, dass der neu gestalte Bereich den Oktober überdauern wird“, meint Pfarrer Martin Wendte. Der Platz sei optimal für einen Ständerling nach einer Veranstaltung oder den Sektempfang nach einer Hochzeit oder einem Sommerfest. Insbesondere weil zusätzlich zu den Holzbänken Sitzstämme kommen und etwa 200 Quadratmeter mit Rindenmulch aufschüttet werden. Als gepolsterter Spielbereich für Kinder. Zusätzlich will die Kirchengemeinde bald noch einen großen Tisch mit Sitzmöglichkeiten rund um eine Kastanie errichten.

Auch OB Knecht ist sehr zuversichtlich, dass aus dem Projekt Karlsgarten im Rahmen des Projekts Pop-up-Innenstadt mehr wird als eine nur mehrwöchige Eintagsfliege. „Es ist eine Bereicherung für die Kirche und könnte die ganze Nachbarschaft beleben.“

Die Stadteilbeauftragte Joanna Wilke sagt: „Der Karlsplatz als Auftakt ist unser Lernobjekt“. Die hier gesammelten Erfahrungen, würden anschließend auf weitere Pop-up-Projekte übertragen.