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Energiekrise
Ludwigsburg legt Energiesparziele fest: Appelle und steigende Kosten

Die Ampel musste abgeklemmt werden, da der Mast zu stark beschädigt war.
Die Ampel musste abgeklemmt werden, da der Mast zu stark beschädigt war. Foto: Alfred Drossel
Zur Eröffnung des Barockweihnachtsmarktes in Ludwigsburg werden auch die Engel wieder leuchten. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Zur Eröffnung des Barockweihnachtsmarktes in Ludwigsburg werden auch die Engel wieder leuchten. Foto: Holm Wolschendorf
An den Heizungen wird gedreht - so weit wie möglich runter. Foto: dpa
An den Heizungen wird gedreht - so weit wie möglich runter. Foto: dpa
Ein harter Winter, ein kalter Winter, ein teurer Winter: Bei allen Unwägbarkeiten in der Energiekrise ist das mit Sicherheit vorherzusagen. Betroffen ist wirklich jeder, doch mit unterschiedlichen Auswirkungen. Wer seine Energiekosten nicht mehr zahlen kann, soll von den Stadtwerken mit Stundung und Raten unterstützt werden – allerdings in Maßen.

Ludwigsburg. 20 Prozent. Das ist die Zahl, die bei den Energieeinsparungen im Raume steht – bundesweit und auch in der Stadt Ludwigsburg – im Verbund mit den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB), Tourismus und Events und der Wohnungsbau. „Konzern“ heißt das nun. Das Heilbad wird geschlossen, die Ampelanlagen heruntergefahren, Raum- und Wassertemperaturen reduziert, Außenbeleuchtungen ausgeschaltet oder gedimmt wie auch die Lichter am Weihnachtsmarkt, der Umbau auf LED-Leuchten im Straßenraum (derzeit 60 Prozent) intensiviert, Heizungen überprüft, das Controlling angehoben, und nun wird überlegt, Betriebsgebäude der Verwaltung zu schließen. Das ist eine ganze Latte an Maßnahmen. Die bittere Wahrheit aber bleibt: Es hängt vor allem an den Bürgern und Firmen. Nur 20 Prozent des Gasverbrauchs entfallen auf die Stadtwerke, 80 Prozent sind Haushalte und Unternehmen.

Das erklärt, wieso sich die Stadt derzeit solche Parolen auf die Fahnen schreibt: „Es braucht alle, um das Einsparziel von 20 Prozent zu erreichen!“ Bürgermeisterin Andrea Schwarz appellierte am Dienstag im Wirtschaftsausschuss an die Bevölkerung und rief diese „dringend auf, selbst Energie einzusparen“. Wie SWLB-Geschäftsführer Christian Schmidt sagte, hoffe man, so gut bis März „durch den Winter zu kommen“.

In Schulen bleibt es trotz regelmäßigen Lüftens beim Heizen auf 21 Grad

Geschützt werden ausdrücklich Schulen und Kitas. Den Vorschlag von Sebastian Haag (FDP), von den 21 Grad Celsius im Klassenzimmer abzurücken, erteilte Schwarz eine Absage. „Da haben wir keine Chance.“ Dies sei eine Vorgabe vom Kulturministerium. Haag hatte argumentiert, mit dem regelmäßigen Lüften mit Corona ab Herbst seien die Klassenzimmer ohnehin kälter, und die Heizungen dann im Dauereinsatz, weil sie ständig gegen die Kälte anheizen müssten.

Die mobilen Luftfilter in Schulen dürfen weiterlaufen. Man wolle das Energiesparen „nicht gegen Corona ausspielen“. In den von Schulen genutzten Sporthallen bleiben die Duschen an. Davon profitiert auch der Vereinssport: Wasser läuft, wenn auch kalt. Per Fernüberwachung oder Hausmeister sollen die Heizungen optimiert und kontrolliert werden.

Home Office sorgt für deutlich steigende Energiekosten der Arbeitnehmer

Im Büro wird auf 17 Grad Raumtemperatur gesetzt. Gleichzeitig soll verwaltungsintern und in Firmen mehr Home Office gelten – mit gravierenden Folgen für diejenigen am finanziellen Rand. Nach Schätzungen können bundesweit 40 Prozent der Haushalte nicht mehr sparen, die Schere klafft immer weiter auseinander. Die träfe diese Maßnahme hart, verlagert sie die Kosten doch von Arbeitgebern auf Arbeitnehmer: Schon 2020 – ohne Preisspirale – sahen sich viele nach Monaten Corona-Heimarbeit mit heftigen Gas-Nachzahlungen konfrontiert.

„Können Sie zusagen, dass es keinen Lieferstopp geben wird für Haushalte, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können?“, stellte Michael Vierling (Grüne) eine entscheidende Frage. Christian Schneider stellte Stundung oder Ratenzahlung in den Raum, will sich aber nicht in die Reihe der insolventen Stadtwerke einreihen. Der Deutsche Städtetag hat am Mittwoch einen Rettungsschirm für bedrohte Stadtwerke gefordert. Die Abschlagszahlungen würden spätestens steigen, wenn Lieferverträge ausliefen und teureres Gas bestellt werden müsste, so Schneider. Er sah auch die Stadt in der Pflicht, die Bürger zu unterstützen.

Der neu benannte „Konzern“ lässt derzeit die Bäder, Freizeiteinrichtungen, Hallen oder Kulturstätten außen vor. Aufmerksamen Lesern der Aufstellung ist es aber nicht entgangen: „Weitere Einsparmaßnahmen werden vorbereitet, sowohl kurz- als auch mittelfristig – aber immer mit sorgfältiger Abwägung.“