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Schiene
Stadtbahn bekommt Vorfahrt

Noch fahren zwischen Markgröningen und Ludwigsburg keine Züge: Ab 2026 oder 2027 könnte sich das nach dem Willen des Landrats Dietmar Allgaier und des neuen Zweckverbandschefs Frank von Meißner ändern. Fotomontage: Werner Bischof (p)
Noch fahren zwischen Markgröningen und Ludwigsburg keine Züge: Ab 2026 oder 2027 könnte sich das nach dem Willen des Landrats Dietmar Allgaier und des neuen Zweckverbandschefs Frank von Meißner ändern. Fotomontage: Werner Bischof (p)
Nach einem Gipfeltreffen im Verkehrsministerium steht fest, dass Niederflurstadtbahnen und Schnellbusse im Kreis fahren sollen – aber keine Wasserstoffzüge. Damit endet zumindest vorerst ein Machtkampf zwischen dem Ludwigsburger OB und dem Landrat, bei dem beide Federn lassen mussten.

Kreis Ludwigsburg. Es sind zwei Wörter und ein Sternchen, die als Überschrift auf einem Papier stehen, das am Mittwochmittag das Verkehrsministerium in Stuttgart verlässt: „Gemeinsame Verständigung“. Zu den Unterzeichnern gehören der Landrat Rainer Haas und der Ludwigsburger OB Werner Spec. Dazu kommen die Rathauschefs aus Remseck, Kornwestheim, Möglingen, Markgröningen und Schwieberdingen. Was sie zu verkünden haben: einen Durchbruch für den ÖPNV-Ausbau im Kreis. Einer, der dabei war, sagt nach der vier Stunden langen Verhandlung unserer Zeitung: „Es war ein intensives Ringen.“

Demnach verständigen sich die Projektpartner auf die möglichst schnelle Reaktivierung der Bahnlinie von Markgröningen über Möglingen nach Ludwigsburg – und zwar mit einer Stadtbahn. Vom Tisch ist damit das Prestigeprojekt des Ludwigsburger OB Werner Spec, der auf der Trasse Wasserstoffzüge verkehren lassen wollte, aber keinesfalls Stadtbahnen. „Das Verkehrsministerium hat einer stadtbahngeführten Lösung höhere Priorität eingeräumt“, so Spec gestern. „Mir war am Ende wichtig, dass wir zu einer gemeinsamen Lösung kommen.“

Von Ludwigsburg soll die Niederflurvariante künftig weiter bis nach Remseck fahren. Dazu sind Abzweige zu Bosch in Schwieberdingen und Wüstenrot & Württembergische in Kornwestheim angedacht.

Spec bekommt im Gegenzug sein BRT-Schnellbussystem – wenn es innerstädtische Stadtbahnstrecken nicht torpediert. Das Land steigt mit einer Förderung ins Boot. Gestern sagte zudem der Landrat seine Unterstützung zu.

Rainer Haas zeigte sich nach dem Gipfeltreffen im Verkehrsministerium nach eigenen Angaben hochzufrieden. „Wir haben das bekommen, was wir immer angestrebt haben.“ Das stimmt nicht ganz. Haas wollte stets gelbe Stadtbahnen nach dem SSB-Vorbild auf die Schiene bringen. Möglich erscheint aber immerhin, die bestehende Linie aus Remseck nach Pattonville zu verlängern.

Unter dem Strich sind es Niederflurzüge geworden. Der Landrat rechnet damit, dass es zwischen dem Markgröninger Festplatz und Ludwigsburg ab 2025 so weit sein könnte. Dann sollen jedoch erst einmal Vorläufermodelle unterwegs sein, die sowohl auf Straßenbahnschienen und Bahngleisen verkehren können – ähnlich wie in Karlsruhe. Ab 2030 ist angedacht, die Endversion bis nach Remseck einzusetzen. Die Kosten: mindestens 215 Millionen Euro. 180 Millionen sollen allerdings über Fördermittel des Landes und des Bundes abgedeckt werden.

Der Asperger Landtagsabgeordnete Jürgen Walter sprach gestern von einem „lange erwarteten Durchbruch“. Der Grünen-Politiker sagte: „Es freut mich sehr, dass sich der Einsatz für die Niederflurstadtbahn gelohnt hat.“ Walter erwartet nun von allen Beteiligten, dass sie an einem Strang ziehen – und den ÖPNV-Ausbau im Kreis gemeinsam voranbringen.

Haas und Spec wollen in ihren Gremien noch bis Weihnachten für Klarheit sorgen. Denn bisher gilt die gemeinsame Verständigung noch unter Vorbehalt, dafür das Sternchen auf dem Papier. „Wir stehen vorbehaltlos zu diesem Kompromiss“, so der Ludwigsburger OB. Ob das aber auch CDU, Freie Wähler und FDP in seiner Stadt tun werden, die die Stadtbahn (wie der Rathauschef) bisher kritisch begleitet haben, ist alles andere als sicher.

Der Ludwigsburger Landrat dankte gestern auch dem Einsatz eines Schiedsrichters, den in dieser Angelegenheit der Ministerialdirektor Uwe Lahl gab. Haas räumte ein: „Ich weiß nicht, ob wir ohne ihn ans Ziel gekommen wären.“

 

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