Ludwigsburg. Gespannt blicken der Zweckverband Stadtbahn und seine Mitglieder-Kommunen auf den 19. November. Dann soll in Ludwigsburg über die Zukunft der Stadtbahn entschieden werden. Dass es an diesem Projekt, an dem seit über 20 Jahren geplant wird, noch etwas zu retten gibt, ist unwahrscheinlich. Denn die Vorstellungen des Zweckverbands und der Stadt Ludwigsburg liegen mittlerweile unüberbrückbar weit auseinander.
Im Vorgriff der Sitzung in der kommenden Woche hat die Stadtverwaltung jetzt ihre Beschlussvorschlag überarbeitet. Im Zentrum stehen dabei vier Aussagen:
1. Die Stadt Ludwigsburg hält an der Reaktivierung der Strecke Markgröningen-Möglingen-Ludwigsburg in den Bahnhof Ludwigsburg fest.
2. Alle weiteren Äste durch Ludwigsburg werden zehn Jahre ruhend gestellt und bis dahin nicht weiterverfolgt. Es folgt ein sofortiger Planungs- und Ausgabenstopp. Vor der Wiederaufnahme der Planungen ist ein erneuter Gremienbeschluss zu fassen.
3. Die Stadt Ludwigsburg verbleibt im Zweckverband Stadtbahn, wird aber eine Anpassung des weiteren Projektfortschrittes im Sinne der Beschlussziffern 1 und 2 geltend machen.
4. Der Gemeinderat der Stadt Ludwigsburg fasst den Weisungsbeschluss, dass die Vertreter der Stadt Ludwigsburg in der Verbandsversammlung und im Verwaltungsrat des Zweckverbandes Stadtbahn entsprechend der Beschlussziffern 1 bis 3 handeln und abstimmen und die notwendigen Anträge einbringen, um eine entsprechende Beschlussfassung im Sinne der Beschlussziffer 1 bis 3 herbeizuführen.
Zusammengefasst bedeutet das: Die Stadt Ludwigsburg hält an der Trasse Markgröningen-Ludwigsburg fest. Über alle anderen Trassen wird ein Planungsstopp verhängt. Ludwigsburg will im Zweckverband bleiben, da ein Ausstieg nicht möglich ist. Der Zweck des Zweckverbands soll allerdings im Sinne der Stadt Ludwigsburg abgeändert werden. Das dürfte allerdings schwierig werden. Denn Landrat Dietmar Allgaier hat bereits verkündet, dass er an dieser kleinen Variante kein Interesse hat.
OB Matthias Knecht will Klarheit
Ganz verschwunden aus dem Beschlussvorschlag sind die Ideen der Stadt, Expressbusse und autonome Shuttlebusse im Ludwigsburger Stadtverkehr einzusetzen. Hier hatte sind gezeigt, dass die ersten Überlegungen wenig durchdacht waren und es keine Förderungen des Landes für dieses Konzept gibt.
„Wir brauchen zwingend vor Beginn der Beratungen zum Haushalt Anfang Dezember Klarheit über das Stadtbahnprojekt, um die anstehenden Investitionen zur zukunftsfähigen Stadtentwicklung bei dramatischer finanzieller Lage priorisieren zu können“, wird Oberbürgermeister Matthias Knecht in einer Mitteilung der Stadt zitiert.
Viele Argumente, die der Stadt Ludwigsburg in den vergangenen Wochen wichtig waren, werden auch in der neuen Beschlussvorlage betont. Folgende Punkte seien der Verwaltung besonders wichtig:
Einfahrt in den Bahnhof
Diese habe große Vorteile und könne in einem Vorlaufbetrieb an Gleis 5 und Gleis 6 - zu den Zeiten, zu denen nicht an Gleis 5 gehalten werden kann – erfolgen.
Barrierefreiheit
Um die Förderfähigkeit zu gewährleisten, spricht sich die Stadt für einen barrierefreien Zielzustand aus, der einen möglichst dichten Takt sowie den Einsatz von 80-Meter-Zügen erlaubt. Der barrierefreie Halt müsse im Bahnhof Ludwigsburg liegen. Um dort die notwendigen Kapazitäten zu schaffen, könnte dieser an einem neuen Bahnsteig Gleis 7 (Höhe Kepler-Areal auf den Flächen der alten Betriebsgleise des Franck-Areals) enden.
Keine Streckenführung durch die Weststadt
Die Trasse über die Talallee, Kurfürstenstraße, Martin-Luther-Straße zum Bahnhof ist nach Ansicht der Stadtverwaltung nicht umsetzbar.
Kein Halt am Westausgang
Dieser Vorschlag des Zweckverbandes – ein Halt am Westausgang – könne aufgrund des Umbaus des Busbahnhofs und des Neubaus der zweiten Bahnhofsunterführung nicht bis ins Jahr 2035 umgesetzt werden, sondern erst deutlich später.
Keine Trassen über Leonberger- und Friedrichstraße
Eine Streckenführung der Stadtbahn sei aufgrund der großen verkehrlichen Herausforderungen wie der Querung der B 27 und des Wegfalls von zahlreichen öffentlichen Stellplätzen in der geplanten Art und Weise nicht vorstellbar. Dies gelte wegen der Auswirkungen auf die überörtlichen Verkehre auch für die Planungen in der Friedrichstraße, obwohl die Prüfungen noch laufen.
Kosten
Aufgrund der Lage, in der sich die kommunalen Finanzen gegenwärtig und absehbar befinden und die sich im Vergleich zum Beschlussjahr 2022 massiv verschlechtert hätten, sei das Projekt Stadtbahn in der bisherigen Planung nicht zu leisten.



