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Kriminalitätsstatistik
Straftaten in Ludwigsburg gehen zurück

In eine Schule der Ludwigsburg Innenstadt ist eingebrochen worden. Symboldbild: dpa
In eine Schule der Ludwigsburg Innenstadt ist eingebrochen worden. Symboldbild: dpa Foto: picture alliance/Silas Stein
Die Kriminalitätszahlen in der Stadt sinken. 2020 sind von der Polizei 5400 Straftaten erfasst worden. Das sind über 400 weniger als im Jahr zuvor. Die Aussagekraft der Zahlen ist aber wegen der Coronakrise eingeschränkt.

Ludwigsburg. Der Trend zu rückläufiger Kriminalität hält an. Nach einem Höchststand von über 7200 Straftaten im Jahr 2014, ist die Zahl seither immer weiter gesunken auf nun 5405 in 2020. Diese guten Nachrichten hat der neue Leiter des Ludwigsburger Polizeireviers, Christian Zacherle, jetzt den Stadträten präsentiert.

In vielen Bereichen gingen die Zahlen von 2019 auf 2020 zurück – auch in besonders sensiblen wie Körperverletzung (685 auf 645), Wohnungseinbruch (58 auf 44) oder Raub (40 auf 35). Allerdings sind die Entwicklungen nicht in allen Kriminalitätsfeldern so positiv. Die Angriffe auf Polizeibeamte haben nach einem starken Rückgang in 2019 (38 Fälle) wieder auf 64 Fälle zugenommen. In den Jahren 2018 (64 Fälle) und 2017 (52 Fälle) waren sie ähnlich hoch wie 2020. Auch der Diebstahl von Fahrrädern (108 auf 131) oder Computerbetrug (22 auf 35 Fälle) hat zugenommen.

Viel weniger Ladendiebstähle

Die Statistik ist aber mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Die Coronapandemie hat auch das Leben der Kriminellen auf den Kopf gestellt. Dass die Ladendiebstähle erheblich von 1661 auf 1361 Fälle zurückgegangen sind, verwundert nicht. Ein Großteil der Läden war im vergangenen Jahr monatelang geschlossen. Auch der Rückgang der Wohnungseinbrüche sei unter anderem durch die Coronasituation zu erklären, erklärt Zacherle. Die Menschen waren im vergangenen Jahr einfach viel mehr zu Hause als sonst. Zum Teil sei der Rückgang der Einbrüche aber auch ein Erfolg der Polizei. „Wir haben mehr Personal und schicken mehr Polizisten auf Streife“, so der Leiter des Polizeireviers.

Und die Pandemie hat auf die Kriminalitätszahlen nicht nur positiven Einfluss. Die Betrugsfälle sind zwar rückläufig, Computerbetrug hat aber zugenommen. Hier haben die Kriminellen im Lockdown offenbar neue Wege gesucht und auch gefunden. Andere Deliktarten sind auf dem Niveau der Vorjahre geblieben: etwa Straftaten gegen das Leben (vier Fälle), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (81) oder Sachbeschädigung (711).

Laut Zacherle gibt es keine kriminellen Brennpunkte in der Stadt. Die Sortierung der Straftaten nach Stadtteilen ergibt für ihn keine Auffälligkeiten. Die meisten Vergehen werden aus der Innenstadt gemeldet. Gefolgt von Eglosheim und der Weststadt. Am sichersten ist Poppenweiler mit lediglich 79 Straftaten in 2020.

Auch der Bahnhofsbereich mit 357 Straftaten ist für Zacherle kein Kriminalitätsschwerpunkt. Hier gehe es für viele Bürger wohl eher um eine „gefühlte Unsicherheit“. Das Bauwerk habe dunkle Ecken, die dafür sorgen, dass man sich subjektiv unsicher fühle.

Weniger Verletzte bei Unfällen

Die Zahl der Unfälle ist ebenfalls weiter rückläufig. Die Coronakrise hat hier die Entwicklung der Vorjahre offenbar beschleunigt. Von 2019 auf 2020 ist ihre Zahl von 1530 auf 1220 gesunken.

Bei diesen Unfällen wurden insgesamt 358 Menschen leicht und 26 schwer verletzt. Das sind weniger als 2019, als es 440 Leicht- und 41 Schwerverletzte gab. Dafür wurde 2019 niemand getötet. Im vergangenen Jahr verunglückte dagegen ein Radfahrer auf einem Feldweg tödlich – allerdings ohne, dass ein anderer daran beteiligt war.

Insgesamt ist die Zahl der verletzten Radfahrer aber rückläufig. 88 Radler wurden 2020 leicht und sieben schwer verletzt. 2019 waren es 90 und 15. Die Unfälle, bei denen Räder oder Pedelecs involviert waren, gingen von 120 auf 114 zurück. Fußgänger wurden in 28 Fällen leicht (2019: 39) und in sieben Fällen schwer verletzt (2019: ebenfalls sieben).

Einen Unfallschwerpunkt im Stadtgebiet sieht Zacherle nicht. Laut Definition müssen sich dafür innerhalb eines Jahres fünf Unfälle gleichen Ablaufs an einer Stelle ereignen. Das findet Linken-Stadtrat Jürgen Müller ziemlich viel. Er regte an, ob es nicht möglich wäre, auch bei weniger gleich gelagerten Unfällen schon einen Unfallschwerpunkt zu definieren.

Frank Handel (Grüne) wollte wissen, wie die Polizei gegen die Probleme mit Auto-Posern vorgehen will und ob es schon eine Einschätzung der Verkehrssicherheitslage gebe, seit die E-Scooter auf Ludwigsburgs Straßen fahren.

Die E-Scooter sieht Zacherle unproblematisch. In Mannheim, wo er die vergangenen Jahre gearbeitet hat, gebe es die Scooter schon länger. „Dort gibt es kaum Probleme und keine Unfallhäufungen.“ Aufgefallen sei ihm lediglich, dass viele E-Scooter-Fahrer die 0,5-Promille-Grenze offenbar nicht kennen.

Den Auto-Posern will die Polizei mit verschärften Kontrollen begegnen. Beim Polizeipräsidium wurde dafür das Kontrollteam Poser eingerichtet. Christian Zacherle stellt aber klar: „In Ludwigsburg gibt es keine organisierte Poserszene.“ Andernorts sei das Problem sehr viel größer.