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Lange Nacht der Inklusion in Ludwigsburg 2023
Wo Inklusion kein Lippenbekenntnis ist: Projekte zum Nachmachen

Einfach singen: Dieser Chor unter Leitung von Christiane Hähnle hat Sängerinnen und Sänger zwischen neun und 94 Jahren. Fotos: Holm Wolschendorf
Einfach singen: Dieser Chor unter Leitung von Christiane Hähnle hat Sängerinnen und Sänger zwischen neun und 94 Jahren. Foto: Holm Wolschendorf
Nach den Einschränkungen der Coronapandemie konnte die Lange Nacht der Inklusion am Samstag wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden. Die gut besuchte Feier im Reithaus des Film- und Medienzentrums zeigte: Inklusion ist einen mitunter zähe, aber auch überaus bunte Angelegenheit.

Ludwigsburg. Als Silke Rapp vom Verein Tragwerk vor einigen Jahren bei Edgar Lichtner wegen einer Kooperation für einen sogenannten Inklusionstag beim Scala anfragte, zeigte sich der Geschäftsführer aufgeschlossen, stellte allerdings eine Bedingung: „Bitte keine Benefizveranstaltung“, lautete die Antwort. Schließlich einigten sich die Partner in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Inklusion im Landkreis Ludwigsburg auf eine bunte Feier, die zunächst als Inklusionstag stattfand und vor zwei Jahren zur Langen Nacht der Inklusion wurde.

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Lange Nacht der Inklusion 2023

„Benefiz ist einfach unsexy“, meint Lichtner, als er am Samstagnachmittag in der Reithalle das Publikum der vierten Inklusionsnacht begrüßt. Der Scala-Chef hat sich nicht ohne Grund einen Arztkittel übergezogen. Denn die Besucher können sich nicht nur auf das von Hülya Marquardt und Florian Sitzmann moderierte und von zwei Dolmetschern in Gebärdensprache übersetzte Bühnenprogramm freuen, sondern sich auch in einem Inklusionslabor umschauen. „Da kann man zum Beispiel einen Altersanzug anziehen“, erklärt Moderator Sitzmann. „Dann fühlt man sich, als wäre man 80 Jahre alt.“

Auch die Theo-Lorch-Werkstätten sind dabei

Auch die Theo-Lorch-Werkstätten präsentieren sich mit einem eigenen Stand und zeigen Gemälde, die Teilnehmer des Gruppenangebots „Gestalt und Farbe“ gemalt haben. „Die Gruppe richtet sich an unseren Förder- und Betreuungsbereich am Standort Ludwigsburg“, erläutert Isabell Brando, Pressesprecherin der Theo-Lorch-Werkstätten. „Wir unterstützen die Teilnehmer dabei, eine feste Tagesstruktur und Kreativität zu entwickeln.“

Lesen Sie hier das Interview mit Moderatorin Hülya Marquardt:

Die Veranstaltung ist gut besucht. Etwa 400 Besucher tummeln sich im Reithaus, es herrscht ständiges Kommen und Gehen. „Ich bin beeindruckt, wie viele Menschen gekommen sind“, freut sich Ludwigsburgs Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz. „Nach den Einschränkungen beim letzten Mal zeigt sich jetzt wieder, wie bunt und abwechslungsreich Inklusion in Stadt und Landkreis Ludwigsburg ist.“

Programm bis Mitternacht

Das Publikum steht bis Mitternacht vor einem wahren Feiermarathon, unter anderem mit Musik, Tanz und Yoga. Die Mitglieder des Projekts „Einfach singen“ etwa sind zwischen neun und 94 Jahre alt. Schüler stehen gemeinsam mit hochbetagten Rentnern auf der Bühne, auch das ist Inklusion. Beim Auftritt zeigt sich, dass dieses Konzept aufgeht. Die verschiedenen Generationen harmonieren prächtig. Die Begeisterung steckt an, nicht wenige Besucher singen spontan mit.

Vorbereitungen mit Herzblut

Im Anschluss sorgen weitere Chöre, aber auch die Jazz-Band Groove Inklusion, die Rapper von Lubu Beatz und viele weitere Akteure für Stimmung. Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund und jeglichen Alters zeigen, dass es sich im inklusiven Sinne wunderbar miteinander feiern lässt. In die Vorbereitungen seien eine Menge Diskussionen, aber eben auch eine Menge Herzblut geflossen, sagt Moderator Sitzmann.

Menschen mit Behinderung sind fester Bestandteil der Geselleschaft

Inklusion sei längst ein fester Bestandteil der Kommunalpolitik, betont Bürgermeisterin Schmetz. In ihrer Schulzeit habe sie eine blinde Freundin gehabt, die unter ihrer Behinderung gelitten habe. „Sie hat damals immer versucht, sich zu verstecken und wollte nicht gesehen werden.“ Diese Zeiten seien zum Glück vorbei. „Heute dürfen sich Menschen mit Behinderung zeigen und sind ein fester Bestandteil der Gesellschaft.“ Trotz dieser Fortschritte gebe es immer noch Probleme, räumt Schmetz ein, etwa beim Thema Barrierefreiheit. „Wir müssen alles dafür tun, dass es normal ist, dass sich jeder in Ludwigsburg willkommen und wohlfühlen kann.“