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Verstoß gegen Coronaregeln: Bissinger Videoanalyse hat Folgen

Nach einer Mannschaftsbesprechung in Quarantäne: Spieler des FSV 08 Bissingen. Foto: Baumann
Nach einer Mannschaftsbesprechung in Quarantäne: Spieler des FSV 08 Bissingen. Foto: Baumann
Kann Mannschaftssport während einer Pandemie funktionieren? Diese Frage stellt sich nach den jüngsten Vorfällen im Amateurfußball. Nicht alle Vereine halten sich an die Hygienekonzepte. Selbst bei halbprofessionellen Clubs fehlt offenbar das Bewusstsein für die Lage.

Bietigheim-Bissingen. Eigentlich hätte der FSV 08 Bissingen vergangenen Mittwoch im Verbandspokal-Viertelfinale gegen den SSV Reutlingen spielen sollen und am morigen Samstag in der Fußball-Oberliga bei der TSG Backnang. Doch beide Spiele wurden abgesagt. Wie der Verein mitteilte, hatte sich eine Person aus dem unmittelbaren Mannschaftsumfeld mit dem Coronavirus infiziert und war später mit dem gesamten Team in Kontakt. Was in Zeiten steigender Infektionszahlen unspektakulär klingt, wirft Fragen über den Umgang mit den bestehenden Hygieneregeln am Bruchwald und anderen Fußballplätzen im Kreis auf.

Wie das Landratsamt Ludwigsburg heute auf Anfrage mitteilte, hielten die Bissinger am Montagabend länger als 20 Minuten eine Videoanalyse mit 25Personen ab – in einem fensterlosen, 25 Quadratmeter kleinen Raum, ohne Masken. Wenigstens die Tür soll offen gestanden sein. Die infizierte Person war mit dabei, hatte zu diesem Zeitpunkt aber noch keine Symptome.

Dabei hatte der Württembergische Fußballverband (WFV) erst am Freitag vor einer Woche alle Vereine angeschrieben und angewiesen, abseits des Platzes auf die Hygieneregeln zu achten. Einer der fünf wichtigsten Punkte, die dringend unterlassen werden sollten: „Längere Mannschaftsbesprechung in geschlossenen Räumen.“

Wie ernst nehmen die Amateurfußballer also ihre eigenen Regeln? „Es wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen, dass die Infektionsgefahr auf dem Platz selbst gering ist. Aber außerhalb des Platzes sind alle zur Vorsicht aufgerufen“, sagt Heiner Baumeister, Pressesprecher des WFV. Zum Verhalten der Bissinger will er sich nicht äußern. „Abseits des Platzes herrscht leider ein wenig Sorglosigkeit. Wir hoffen aber, dass wir ein Umdenken bewirken können.“ Am Donnerstag appellierte der WFV erneut an seine Vereine.

In Bissingen hält sich die Selbstkritik in Grenzen. „Solche Videoanalysen muss man bleiben lassen, alles andere halte ich nicht für 100Prozent kontrollierbar. Da müsste man ja auch Duschschichten einführen“, sagt Alexander Rossmann, der bei 08 im Vorstand für die aktiven Fußballer verantwortlich ist. Doch genau eben jene Abfertigung der Mannschaft in kleinen Gruppen beim Umziehen und Duschen hat der Verband ebenfalls in seine Handlungsempfehlung geschrieben.

Dem ganzen Team droht Quarantäne

Die Bissinger haben als halbprofessioneller Club zwar eine Vorbildfunktion, sind aber kein Einzelfall. Schon vor einigen Wochen gingen beim Bezirksvorstand Enz/Murr Beschwerden ein. Mehrere Vereine hatten ihren Unmut über mangelnde Disziplin mancher Clubs geäußert. Dass nicht alle Vorgaben eingehalten werden, weiß man auch beim WFV: „Die Realität sieht natürlich anders aus. Jeder lernt aus gemachten Erfahrungen“, sagt José Macias, zuständig für den Spielbetrieb.

Konsequent war Bissingen wenigstens im Nachgang. Zwar dauerte es nach Informationen unserer Zeitung weit mehr als einen Tag, bis dem Gesundheitsamt die Kontaktliste vorlag und mit der Nachverfolgung begonnen werden konnte, doch der Verein wies die Spieler von sich aus an, sich umgehend in Quarantäne zu begeben. Weitere Coronafälle gibt es laut Verein bisher glücklicherweise nicht. Auch dem Infizierten gehe es laut Verein gut. „Die formale In-Quarantänestellung durch das Gesundheitsamt läuft noch. Wir gehen von großflächigen Quarantänebescheiden aus“, sagt Rossmann.