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In Kolonialzeit entwendet
Gebeine an Marshallinseln zurückgeben

Rückgabe menschlicher Gebeine an die Republik Marshallinseln
Die menschlichen Überreste wurden bei einer feierlichen Zeremonie übergeben. Foto: Swen Pförtner
Erstmals sind Gebeine aus der Kolonialzeit an die Marshallinseln zurückgegeben worden. Die Delegation des Pazifik-Staates hatte landestypische Geschenke dabei.

Göttingen. Menschliche Gebeine aus der Republik Marshallinseln sind bei einer Zeremonie an der Universität Göttingen an ihr Herkunftsland zurückgegeben worden. Die Delegation des Inselstaates aus dem Pazifik nahm die Überreste von acht Menschen von den Universitäten Göttingen und Freiburg entgegen, wie die Göttinger Hochschule mitteilte. Die sogenannten human remains (englisch für menschliche Überreste) wurden zu Kolonialzeiten aus dem Land entwendet. Es war das erste Mal, dass Gebeine an die Pazifik-Republik zurückgegeben wurden.

Bei der Zeremonie zeigte sich die Delegation der Marshallinseln dankbar für die Rückgabe der entwendeten Gebeine. Als Geschenk übergaben die Delegationsmitglieder aus Bast gefertigte Blumen als Haarschmuck sowie Bast-Krawatten an die Besucher der Zeremonie. Die Gebeine sollen nun auf den Marshallinseln in einer Gedenkstätte bestattet werden.

Rückgabe menschlicher Gebeine an die Republik Marshallinseln
Die menschlichen Überreste wurden diskret in Boxen präsentiert. Foto: Swen Pförtner

Die Marshallinseln wurden 1885 als deutsches Schutzgebiet vom Deutschen Kaiserreich in Besitz genommen. 1906 wurde das Land in die Kolonie Deutsch-Neuguinea integriert. Bei der Rückgabe der Gebeine drückten Vertreter beider Seiten ihre Hoffnung für eine weitere künftige Zusammenarbeit aus.

Uni Göttingen forscht zu Herkunft menschlicher Überreste

An der Uni Göttingen wird seit 2020 zu human remains geforscht. Mehr als 1.000 menschliche Überreste lagern in den Sammlungen der Hochschule, die auf ihre koloniale Vergangenheit untersucht werden. Bereits mehrfach wurden Gebeine zurückgegeben, etwa an Hawaii und Palau. Weil die Arbeit aufwendig ist, wurden bisher allerdings lediglich einige Dutzend Gebeine zurückgeben.

Die meisten Gebeine in Göttingen stammen aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurden von Forschern aus ihren Herkunftsländern und teilweise heiligen Stätten für die damalige Rassenforschung gestohlen – etwa durch Wissenschaftler oder Händler. Dabei kam es nach Angaben der Hochschule auch zu Grabplünderungen. Über Handelsunternehmen gelangten sie in den Besitz der Hochschule.

© dpa-infocom, dpa:251007-930-134290/1