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«Miss Mi»
Geräusch-Künstlerin hilft Millionen Menschen einzuschlafen

Geräusch-Influencerin Miss Mi
Nach sechs Jahren werde sie auch auf der Straße manchmal erkannt, sagt ASMR-Influencerin «Miss Mi». Foto: Felix Kästle
Geräusch-Influencerin Miss Mi
Ihr Fans schicken ihr immer wieder Sachen, mit denen sie Geräusche machen soll vor der Kamera. Foto: Felix Kästle
Geräusch-Influencerin Miss Mi
Mehr als fünf Millionen Menschen spricht die Influencerin mit ihren Videos an. Foto: Felix Kästle
Geräusch-Influencerin Miss Mi
Auch kleine Instrumente kommen zum Einsatz in den Videos. Foto: Felix Kästle
Geräusch-Influencerin Miss Mi
Ihr kleines Studio ist voll mit sogenannten Triggern. So werden die geräuschmachenden Utensilien genannt. Foto: Felix Kästle
Geräusch-Influencerin Miss Mi
Die 34-Jährige schminkt sich auch vor der Kamera. Foto: Felix Kästle
Mehr als 5,7 Millionen Menschen flüstert sie sanft in den Schlaf: «Miss Mi» ist ein YouTube-Star. Warum selbst der Kreißsaal bald zu ihrem Studio werden könnte.

Friedrichshafen. Flüstern, Klopfen, Streichen – mit diesen einfachen Geräuschen hilft sie Millionen Menschen beim Abschalten: Mina alias «Miss Mi» zählt zu den erfolgreichsten ASMR-Künstlerinnen Deutschlands. Auf YouTube und Tiktok hat sie zusammengerechnet mehr als 5,7 Millionen Abonnenten. Ihre Videos, die für viele ein digitaler Rückzugsort sind, entstehen am Bodensee. 

«Ich bin so eine Art Ruhepol für viele», sagt die 34-Jährige. Seit 2019 produziert sie ASMR-Videos – das steht für «Autonomous Sensory Meridian Response» und beschreibt eine körperliche Reaktion auf akustische und visuelle Reize. «Es geht darum, durch kleine Geräusche ein Gefühl der Entspannung zu erzeugen», erklärt sie. Auch in der Werbung komme ASMR immer mehr zum Einsatz. 

In ihrem Studio reihen sich Pinsel, Bürsten und glitzernde Kleinigkeiten aneinander. Besonders das Streichen mit Pinseln über ein empfindliches Mikrofon fasziniert sie. Unangenehme Kratzgeräusche wie an einer Tafel gehören nicht zu ihren Favoriten. «Die mag ich gar nicht», sagt Mina.

In die Kamera flüstern wirkt auf viele befremdlich

Was viele beruhigt, wirkt auf manche zunächst befremdlich. «Viele haben zuerst eine Abwehrhaltung, wenn plötzlich jemand in die Kamera flüstert», sagt Mina, die aus Nordrhein-Westfalen kommt. Trotzdem wächst ihre Community stetig. Auf YouTube folgen ihr über 1,6 Millionen Menschen, auf Tiktok sind es rund 4,1 Millionen. «Ich sitze hier in meinem kleinen Studio, die Zahlen wirken für mich sehr abstrakt. Es ist schon sehr krass.» 

Nach sechs Jahren werde sie auch regelmäßig auf der Straße erkannt. «Ich kriege da immer so Gänsehaut und will alle umarmen.» Sie habe ihre Fans auch schon bei vielen Treffen kennengelernt. 

Geräusch-Influencerin Miss Mi
In ihren Videos flüstert die Influencerin, um mehr Aufmerksamkeit für die Geräusche zu bekommen. Foto: Felix Kästle

Was als Hobby begann, wurde für die Mediaberaterin schnell zum Hauptberuf. Die erste Million Abonnenten habe sie 2022 geknackt. Ihre Community liefert ihr regelmäßig neue Ideen – von Videotiteln bis zu selbstgebastelten Requisiten, die sie für die Geräusche nutzt. «Die bringen mich da auf ganz viele coole Sachen.»

Wie eine große Schwester 

In ihren Clips spricht sie ihre Follower als «Lovelys» an, frisiert oder schminkt sie virtuell und schenkt ihnen Nähe. «Viele meine Followerinnen sind junge Mädchen, ich bin eine Art große Schwester für sie.» 

Demnächst wird sich Minas Leben noch einmal verändern: Mit ihrem Mann erwartet sie ein Kind. Eine längere Pause plant die 34-Jährige trotzdem nicht. «Aktuell schwebt mir auch die Idee vor, vielleicht im Kreißsaal etwas ASMR zu machen», sagt sie und lacht. Auch als frischgebackene Mutter möchte die YouTuberin Videos produzieren – dann eben mit Baby im Arm.

© dpa-infocom, dpa:251208-930-393408/1