Langenargen/Stuttgart. Im Kampf gegen die Ausbreitung der Kormorane am Bodensee startet Baden-Württemberg ab 2026 ein Drohnen-Projekt, um den Bruterfolg der Vögel gezielt zu verringern. Ziel ist es, die Zahl der Kormorane in den Sommermonaten zu senken, um den Schutz gefährdeter heimischer Fischarten zu verbessern, wie das Agrarministerium auf Anfrage mitteilte.
Im Mittelpunkt steht dabei der Einsatz einer umgebauten Agrardrohne, die mit einem Auslegearm die Eier in den schwer zugänglichen Baumnestern der Kormorane mit Öl besprühen soll. Durch das Einölen wird die Entwicklung der Eier gestoppt – die Methode ist in Dänemark bereits erprobt, dort allerdings bei Bodennestern. Am Bodensee brüten die Tiere in Bäumen, meist in schwer zugänglichen Schutzgebieten. Die Drohne soll die Kolonien deshalb möglichst störungsarm anfliegen – eventuell sogar vom Boot aus.
Projekt soll im Januar starten
Das Vorgehen ist Teil eines internationalen Projekts unter Beteiligung aller Anrainerstaaten am Bodensee. Bereits im Vorfeld wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt und ein erster Testflug durchgeführt. Die eigentlichen Maßnahmen sollen im Januar 2026 starten.
Zum Einsatz kommt laut dem Ministerium zunächst eine Drohne, die an ausgewählten Kolonien am baden-württembergischen Ufer eingesetzt werden soll. Die genaue Auswahl der Standorte trifft eine Expertenrunde zu Projektbeginn. Die Kosten für das dreijährige Projekt liegen laut Ministerium bei etwa 900.000 Euro.
Seit Jahren wird um Kormoran gerungen
Begleitet wird das Vorhaben durch ein Monitoring, das mögliche Auswirkungen auf andere geschützte Tierarten dokumentieren soll. Ziel des von der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) unterstützten Projekts ist eine dauerhafte und seeweite Strategie für Fischartenschutz und Kormoranmanagement. Die Ergebnisse sollen später in Leitfäden und Karten aufbereitet und den Behörden zur Verfügung gestellt werden.
Der Kormoran am Bodensee ist ein großes Thema, da die Population seit den 1990ern stark zugenommen hat. Er ernährt sich von Fischen, bis zu 500 Gramm kann er laut Nabu am Tag fressen. Fischer sehen in ihm einen Konkurrenten.
Vogel ist auch geschützt
Der Vogel ist aber auch eine geschützte Art, weil er schon vom Aussterben bedroht war. Seit Jahren wird in Baden-Württemberg um ein effektives Management gestritten. Das geplante Drohnenprojekt soll ein Mittelweg sein, um Naturschutz und Fischerei besser in Einklang zu bringen.
Sechs geschützte und zum Teil besonders gefährdete sogenannte «Fokus-Fischarten» stehen im Mittelpunkt des neuen Projekts: Äsche, Nase, Strömer, Bitterling, Groppe und Bachneunauge. 39 Fischarten seien im Bodenseesystem heimisch, 24 Arten davon seien in unterschiedlichem Ausmaß gefährdet.
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