1. Startseite
  2. Überregionales
  3. Stuttgart & Südwest
Logo

Landkreis Rottweil
Sohn gesteht tödlichen Angriff auf Mutter mit Fleischklopfer

Mordprozess in Rottweil
Der Mord-Prozess gegen den Sohn der Frau dauert voraussichtlich insgesamt vier Verhandlungstage. Foto: Tatjana Bojic
Tränen im Gerichtssaal: Ein 21-Jähriger gesteht, seine Mutter mit einem Fleischklopfer getötet zu haben. Im Prozess spricht er über Schulden, Angst – und eine Spirale aus Lügen, die tödlich endete.

Rottweil. Ein 21 Jahre alter Mann hat vor dem Landgericht Rottweil gestanden, seine Mutter mit einem Fleischklopfer getötet zu haben. «Dann weiß ich nichts mehr. Alles war voller Blut», sagte der Angeklagte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord aus niedrigen Beweggründen vor.

Zum Auftakt des Prozesses las der junge Mann aus einem selbst verfassten Schreiben vor. Seine Stimme brach mehrere Male, er weinte. Er habe an jenem Tag, als seine Mutter von der Arbeit nach Hause kam, Essen zubereitet – Hähnchenbrustfilet und Kartoffeln. Nachdem in den Tagen davor bereits massive finanzielle Probleme der Familie ein Thema waren, habe er seiner Mutter gebeichtet, auch keine Ausbildungsstelle zu haben.

Mutter mit Handtasche in Autodachbox gelegt

Sie sei außer sich gewesen, habe geschrien, ihm zwei Backpfeifen verpasst, sagte der Angeklagte. Mit dem Fleischklopfer habe er seiner Mutter den ersten Schlag verpasst. Später habe er seine Mutter und ihre Handtasche in die Box gelegt und ihr Gesicht mit einer Plastiktüte bedeckt. Die Box habe er durch das Treppenhaus bis zum Abgang in den Keller gezogen und geschleppt. «Ich habe jeden verraten, belogen, getäuscht. Mein Leben ist zerstört. Ich wollte nicht lügen, dass sich die Balken biegen.» Er habe nicht gewollt, das seine Mutter stirbt. Er habe Angst gefühlt und Panik bekommen.

Staatsanwaltschaft spricht von niedrigen Beweggründen

Die Staatsanwaltschaft wirft dem jungen Mann Mord vor, seine 54 Jahre alte Mutter im Februar in Schramberg ermordet zu haben. Die Anklagevertreterin sah niedrige Beweggründe für die Tat. Der 21-Jährige sei nach dem Tod des Vaters im Jahr 2022 für die Finanzen zuständig gewesen und hatte eine Vollmacht. Als seine Mutter dahintergekommen sei, dass ihr Sohn das ganze Geld verprasst und die Konten leer geräumt hatte, habe er sie getötet und in eine Autodachbox gelegt.

Mindestens zehnmal auf Mutter eingeschlagen

Auf dem Girokonto der Familie befanden sich wenige Euro, sagte die Staatsanwältin. Die Kreditkarte war mit tausenden Euro überlastet. Als eine Lohnpfändung drohte wegen ausstehender Mietzahlungen, sei der Angeklagte verärgert und wütend gewesen. Damit nicht alle herausbekommen, dass er gelogen hatte, habe seine Mutter sterben müssen. Die Frau starb infolge von Blutverlust nach mindestens zehn Schlägen gegen Gesicht und Kopf. Der Fleischklopfer sei aufgrund der Schläge zerbrochen.

Mordprozess in Rottweil
Der Mord-Prozess gegen den Sohn der Frau dauert voraussichtlich mehrere Verhandlungstage. Foto: Tatjana Bojic

Angeklagter spricht von Fehlerspirale 

Nach dem Tod des Vaters im Jahr 2022 habe er sich verändert, sagte der junge Mann. «Es war wie eine Spirale der Fehler nach dem Tod des Vaters.» Er sei nicht mehr zur Schule gegangen, habe Ausbildungen begonnen und abgebrochen. Tage habe er im Bett verbracht, nur ab und zu mit Freunden gezockt. «Ich habe jede Motivation verloren», beschreibt er seine damalige Gemütslage. Später sei das Geld immer weniger geworden und dann wurde es immer enger. Er habe über seine Verhältnisse gelebt. Das Geld sei unter anderem für Computer, Handys und Netflix draufgegangen. «Wie konnte es so weit kommen?», frage er sich bis heute.

Die Autodachbox mit der Leiche war bei der Durchsuchung des Mehrfamilienhauses, in dem Sohn und Mutter sich eine Wohnung teilten, im Abgang zum Keller gefunden worden. Die Frau war nicht zur Arbeit erschienen, deswegen wurde die Polizei alarmiert.

Der Sohn wurde in der gemeinsamen Wohnung festgenommen. Die Anklage wirft ihm neben dem Mord auch die Verbreitung und Besitz von kinder- und jugendpornografischen Video- und Bilddateien vor. Der Angeklagte habe sich Jungs angeschaut, sagte die Staatsanwältin.

Der junge Mann sitzt seit dem 21. Februar in Untersuchungshaft und ist laut einem Sachverständigengutachten schuldfähig. Für den Prozess sind noch drei Verhandlungstage anberaumt.

© dpa-infocom, dpa:251028-930-217671/2