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Energiepolitik
Umweltverband WWF sieht Südwesten bei Energiewende hinten

Windrad vor Getreidefeld
Baden-Württemberg hat laut WWF Nachholbedarf in Sachen Energiewende. (Archivbild) Foto: Marijan Murat
Wie steht es um die Energiewende - eine Studie untersucht, wie die Länder vorankommen. Wie schneidet Baden-Württemberg ab?

Stuttgart/Berlin. Der Umweltverband WWF sieht bei der Umsetzung der Energiewende in einem Vergleich der Bundesländer Baden-Württemberg auf dem vorletzten Platz. In der Rangliste liegt Brandenburg vorn - gefolgt von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Der Verband untersuchte für ein Länder-Ranking die Bereiche erneuerbare Energien, Verkehr und Mobilität, Flächenverbrauch und Naturschutz sowie Gebäude und Wärme. Dabei gebe es zum Teil große Unterschiede zwischen den Ländern.

Den letzten Platz in der Rangliste belegt Hamburg. «Baden-Württemberg ist ein Anker der deutschen Wirtschaft, bekannt für seine Ingenieurskunst und Innovationskraft, zeigt sich in unserem Bundesländervergleich der Energiewende jedoch als unterdurchschnittlicher
Performer», erklärte der Umweltverband in seiner Analyse. Nur in einer Kategorie könne sich das Land an die Spitze setzen: Bei der Ladesäulenabdeckung führt es das Ranking an. 

«Außer beim Anteil an Wärmepumpen (dritter Platz) wird das Ländle beim Rennen um die Energiewende allerdings abgehängt.» So lande es beim Zubau von erneuerbaren Stromkapazitäten und dem Versiegelungsgrad auf dem letzten Platz und habe auch bei der Gebäudesanierung, der Radwegabdeckung und dem Naturschutz schlechte Platzierungen inne. 

«Wir brauchen noch einen deutlichen Schub, um Deutschland insgesamt auf Kurs zu bringen und unser wirtschaftliches, soziales und gesundheitliches Wohlergehen dauerhaft und nachhaltig zu sichern», so WWF-Klimachefin Viviane Raddatz. «Einige Bundesländer haben heute aber schon einen größeren Anteil daran, die Wende hin zu einer klimafreundlichen und stabilen Zukunft zu vollbringen.»

Unterschiede zwischen Ländern

Manche Bundesländer könnten auf ihren Flächen bereits große
Teile ihres Energiebedarfs durch Wind und Sonne decken, manche in ihren Ballungsräumen nachhaltigere Verkehrskonzepte erproben, heißt es in der Studie. Während der Naturschutz in einigen Bundesländern eine größere Rolle spiele, seien andere weiter beim klimafreundlichen Umbau ihres Gebäudebestands.

Kriterien für den WWF waren bei erneuerbaren Energien zum Beispiel der Anteil am Strommix, bei Verkehr und Mobilität der Ausbau von Ladesäulen und Radwegen, bei Flächenverbrauch und Naturschutz der Anteil von Naturschutzgebieten an der Landesfläche und bei Gebäuden und Wärme der Anteil von Wärmepumpen bei Heizungen.

Einzelne Bereiche

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien steht Schleswig-Holstein auf Rang eins. Das Land im Norden habe den höchsten Erneuerbaren-Anteil an der Stromerzeugung. Das größte deutsche Flächenland Bayern kommt auf Rang vier. Dies liege vor allem am Solarzubau.

Bei Verkehr und Mobilität sieht der WWF die Stadtstaaten Bremen, 
Hamburg und Berlin vorn. Danach folgt als erstes Flächenland Nordrhein-Westfalen. Bei Flächenverbrauch und Naturschutz stehen laut WWF-Ranking Brandenburg und das Saarland an erster Stelle - Brandenburg aufgrund des niedrigsten Versieglungsanteils, das Saarland aufgrund des vergleichsweise hohen Anteils von Naturschutzgebiet an der Landesfläche. Im Bereich Gebäude und Wärme sieht der WWF erneut Brandenburg vorn: Das Land verfüge über den geringsten Anteil unsanierter Gebäude sowie einen im Vergleich niedrigen Wärmebedarf und schaffe es zudem auch beim Wärmepumpenanteil, vor mit dabei zu sein.

WWF fordert Verlässlichkeit

Raddatz sagte, die Bundesregierung müsse beim Ausbau der erneuerbaren Energien für Verlässlichkeit sorgen. Mit Spannung werden Ergebnisse eines Monitorings im Auftrag des Ministeriums zur Energiewende erwartet. Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche (CDU) hatte vor diesem «Realitätscheck» bereits einen Kurswechsel angekündigt. Die Kosten bei der Energiewende müssten herunter. Umweltverbände warnen davor, dass Reiche den Ausbau der erneuerbaren Energien bremst.

© dpa-infocom, dpa:250908-930-8706/1