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ERNESTO REINER
„Mein Vater war ganz einfach ein Demokrat“

Ernesto_Reiner
„Für mich war sein Weitblick bemerkenswert“, schreibt sein Sohn Ernesto Reiner und berichtet weiter: „Er war kein Politiker, weder rechts noch links eingestellt, ganz einfach ein Demokrat.

Über sich selber sprach er nur von heute und morgen, kaum über gestern. Ich war 19 Jahre alt, als ich erfuhr, dass er einmal Soldatenrat gewesen war. Es war ganz zufällig im Bahnhof von Zuffenhausen. Der Mann, der die Fahrkarten kontrollierte, sagte mir: Ich habe Ihren Vater gekannt, er war Soldatenrat, er hat damals viel Gutes für uns arme Soldaten getan. Ich werde diese Worte nie vergessen.

 

Eine Revolution konnte sich mit Gewalt entwickeln, aber auch ohne gewalttätige Umwälzungen auskommen. In Ludwigsburg sollte es ruhig zugehen, dachte mein Vater (siehe dazu den Bericht auf dieser Seite). Das wirklich revolutionäre war, wie ich finde, sein Vorschlag, allen Truppenteilen zu erlauben, Pferde ohne Entschädigung an Angehörige des Feldheeres, an Kriegsteilnehmer, Kriegsinvaliden und Angehörige von Gefallenen zu geben. Das wäre doch herrlich gewesen: Der Bauer hätte seinen in den Krieg eingezogen Sohn wiederbekommen und der brachte sogar ein Pferd mit. Er hätte jetzt nicht mehr mit der Kuh ackern müssen. Der Vorschlag meines Vaters wurde jedoch von der Regierung nicht angenommen, die Pferde wurden versteigert, die Käufer waren Großhändler, kauften billig und verkauften dann die Tiere an die Bauern. Die Regierung und der Bauer wurden somit hier die Revolutionsverlierer.“