Ludwigsburg. Die Antiquaria hat Geburtstag: 40 Jahre alt wird sie. Deshalb gibt es bei der Ausgabe 2026 (22. bis 24. Januar) ausnahmsweise auch kein Rahmenthema, stattdessen werden die Ausstellenden gefeiert. Etliche sind von Anfang an dabei, manche erst seit Kurzem. Aber alle werden auf Tafeln in der Musikhalle aufgelistet: Insgesamt 235 Ausstellende kann die Antiquaria in den ganzen Jahren zählen. 40 Jahre Vielfalt ist das diesjährige Motto – und die Vielfalt zeigt sich auch mit den Veränderungen der Messekataloge, die auf dem aktuellen Katalogumschlag vereint gezeigt werden: von den ersten alternativen-individuellen Loseblattsammlungen bis zu den jetzigen, bei denen seit 2009 das jeweilige Rahmenthema der Messe in die Umschlaggestaltung aufgenommen wird. Und was wie immer ist: Es gibt ein spannendes Angebot von seltenen, kuriosen und einzigartigen antiquarischen Büchern, Autographen, Ephemera und Graphiken vom 15. bis zum 21. Jahrhundert aus allen Gebieten.

Etwa diese: 1926 erschien in Kiew ein querformatiges Album mit architektonischen Motiven unter dem Titel „Volkskunst der Ukraine“. Wandmalereien, Friese, Ofenbilder und Stickereien werden gezeigt, und sie dokumentieren, daß die Ukraine kein russisches Anhängsel, sondern eine eigenständige, lebendige Kulturnation ist. 1.500 Euro erwartet
die Librairie le Cadratin aus dem französischen Sausheim.
Kettenbuch von 1511
Während Rußland die Ukraine brachial überfallen hat, ging die Stasi etwas subtiler gegen die eigene Bevölkerung vor: Mit einer mobilen Abhöranlage, die „kriminalistisch relevante Schallereignisse“ speichern konnte. Der Handkoffer, den das Versandantiquariat Manuscryptum präsentiert, enthält das Kassettentonbandgerät „Mira“ mit zwei Kassetten zur Aufnahme der belauschten Gespräche und diverse Kabel und Telefondosen. Beigefügt ist eine als „Vertrauliche Dienstsache“ gekennzeichnete „Kurzbedienungsanleitung (Ausgabe 1979)“ mit Stempel „Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik. Ministerium für Staatssicherheit. Diensteinheit 8320“ und Angaben zu „Verwendungszweck“ „Zusammenschaltung der Einzelgeräte“, „Speicherung von Telefongesprächen“, „Aufnahme über internes Mikrofon“ sowie Abbildungen verschiedener „Fernsprechapparate“. 1.800 Euro soll das museale Stück kosten.

Angekettet wurden Bücher im Mittelalter und der frühen Neuzeit, nicht um sie zu überwachen, sondern um sie zu schützen. In Bibliotheken waren sie so an ihren Standort gebunden und konnten nicht verlegt werden. „Kettenbücher“, schreibt der Antiquar Michael Solder aus Münster in seinem Katalogbeitrag, „sind von größter Seltenheit, besonders wenn, wie hier, die originale handgeschmiedete Kette mit Befestigung und acht Gliedern vermutlich vollständig erhalten sind.“ Solcherart angebunden war ein Repertorium, das 1511 in Basel gedruckt wurde. 13.850 Euro soll der zeitgenössische Schweinslederband einspielen.
Info: Die Antiquaria 2026 findet vom 22. bis 24. Januar in der Ludwigsburger Musikhalle statt. Der Katalog findet sich auch online. Weitere Infos unter www.antiquaria-ludwigsburg.de.





