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Gesellschaft
Besondere Ehre für einen besonderen Kleiderladen

Ausgezeichnet von Bürgermeister Rudolf Kürner für ihr Engagement: Bettina Krickl und das Team von „Carima“.Foto: Holm Wolschendorf
Ausgezeichnet von Bürgermeister Rudolf Kürner für ihr Engagement: Bettina Krickl und das Team von „Carima“. Foto: Holm Wolschendorf
Das Team von „Carima“ ist mit der Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet worden. Der Laden mit wechselvoller Geschichte will mehr als nur eine günstige Einkaufsmöglichkeit sein.

Markgröningen. Die Ehrenmedaille ist nach dem extrem selten verliehenen Ehrenbürgerrecht die höchste Auszeichnung, die die Stadt Markgröningen vergibt. Sie wurde 1998 auf Anregung von Bürgermeister Rudolf Kürner gestiftet – im selben Jahr, als Carima von der katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist ins Leben gerufen wurde. Nun wurde die Initiative geehrt.

Idee war, getragene und brauchbare Kleider zu sammeln und für kleines Geld an Bedürftige zu verkaufen. Mit dem Erlös sollte aus individuellen Notlagen geholfen und soziale Veranstaltungen unterstützt werden. Ein anderer Gedanke war, die Umwelt zu schonen, indem Kleidung weitergegeben wird, statt sie wegzuschmeißen, nur weil die Bluse nicht mehr gefiel, die Hose nicht mehr passte. „Für die Produktion einer einzigen Jeans werden 8000 Liter Wasser verbraucht“, erklärte die Stadträtin Claudia Thannheimer, auf Anregung der CDU-Fraktion wurde Carima für die Ehrenmedaille ausgewählt.

Am 17. Februar vor 23 Jahren öffnete der Kleiderladen im Keller unter der katholischen Kirche. „Weil der Raum viel zu klein war, kam das Team vom anderen Kleiderladen zu mir in die Bürgersprechstunde und ich konnte spontan zwei Räume in der ehemaligen Deutschen Schule anbieten“, erinnert sich Bürgermeister Kürner. Der andere Kleiderladen ging in der Folge öfter auf Wanderschaft. „Der letzte Umzug in die Grabenstraße ist jetzt hoffentlich von Dauer.“ Er bedankte sich namens der Stadtverwaltung bei der Teilzeitgeschäftsführerin Bettina Krickl und dem 30-köpfigen Team für deren außergewöhnliches und vorbildliches ehrenamtlichen Engagement. „All das Gute, das Carima für die Allgemeinheit und für Markgröningen getan hat, lässt sich in einer Rede nicht vollständig würdigen.“ Mit der Ehrenmedaille werde aber ein Zeichen der Wertschätzung für die herausragende und ausdauernde Leistung gesetzt. „Wir brauchen Menschen, die die Initiative ergreifen und aktiv unsere Gesellschaft gestalten. Unsere Stadt ist stolz auf Sie“, lobte Kürner in seiner Laudatio.

„Das Carima-Team trägt ganz unaufgeregt zur Lebensqualität in unserem Gemeinwesen bei“, würdigte Claudia Thannheimer. Carima sei keine Kleiderkammer, sondern eben ein anderer Kleiderladen. Einkaufen zu gehen habe eine andere Wertigkeit, weil dort sowohl Angebot als auch Ambiente stimmig seien. Es sei ein Ort, an dem bei einer Tasse Kaffee oder Tee Kontakte geknüpft werden. Seit der Einrichtung der „Eine Welt Ecke“ gibt es jetzt auch fair gehandelte Produkte. „Mit Ausdauer und Kreativität wurde aus einer Idee eine Institution.“

Auch die Leiterin Bettina Krickl bedankte sich beim Team. „Ohne euren Einsatz wäre das alles gar nicht möglich.“ Auch dass der andere Kleiderladen eine dreieinhalbjährige Pause überstanden habe und am 14. September 2013 mit neuem Konzept wiedereröffnet wurde. Das „Gesicht“ des Ladens hatte sich vollkommen verändert. Es sollte nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit für Bedürftige sein, sondern auch ein Angebot für ökologisch interessierte Kunden. Durch die Gestaltung von kleinen Sitzgruppen wurde der Laden auch zu einem Ort der Gespräche und Begegnungen.

Spätestens mit dem Umzug in die Grabenstraße „mutierte“ Carima zu einem kleinen Unternehmen. Deshalb wurde Bettina Krickl auf Midijob-Basis mit sechs Stunden in der Woche von der Kirchengemeinde angestellt. Der Laden muss ihr Gehalt einspielen. Nur weil das Geschäft während des Lockdowns als Baby-Fachmarkt klassifiziert gewesen war, sei auch diese Durststrecke überstanden worden. Bedauerlich sei, dass die Sitzgruppen und die Kinderspielecke weiter geschlossen bleiben müssten.

„Das ganze Team freut sich sehr, dass unser Einsatz und unsere Arbeit durch diese Auszeichnung Wertschätzung erfährt“, nahm Krickl am Ende Medaille und Urkunde entgegen. Und zitierte dabei Ewald Balser: „Die Welt lebt von den Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht.“