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Verkehr
Das Bähnle muss erneut pausieren

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Die Querung der Gleise an der Schwieberdinger Straße soll diesen Sommer umgesetzt werden– doch auf den Tunnel weiter westlich müssen die Häldebewohner weiter warten. Foto: Wolschendorf
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Die Querung der Gleise an der Schwieberdinger Straße soll diesen Sommer umgesetzt werden– doch auf den Tunnel weiter westlich müssen die Häldebewohner weiter warten. Foto: Wolschendorf
Auch in den Sommerferien 2019 wird der Betrieb der Strohgäubahn ruhen. Denn die für diese Ferien geplanten Bauarbeiten für eine Unterführung zum Hemminger Neubaugebiet Hälde verzögern sich.

Hemmingen. Die Strohgäubahn gilt eigentlich als relativ pünktlich und zuverlässig. Doch wenn es um die geplanten Bauarbeiten geht, dürfte sich diese Einschätzung mittlerweile ins Gegenteil verkehrt haben. Nicht nur, dass sich die Ertüchtigung und damit Verlängerung der Fahrten zwischen Hemmingen und Heimerdingen lange verzögert hatte und nun erst ab Mitte September kommt. Zuvor muss die Strecke erneut für rund sechs Wochen gesperrt werden – und das wird sich in den Sommerferien 2019 wiederholen. Schuld sind diesmal die Bauarbeiten für die seit mehr als drei Jahren geplante Unterführung vom Hemminger Neubaugebiet Hälde Richtung Ortskern.

Die hätten eigentlich in diesem Sommer stattfinden sollen, wenn wegen der Inbetriebnahme der neuen Leit- und Sicherungstechnik ohnehin rund sechs Wochen lang keine Züge fahren können. Doch weil noch immer Genehmigungen fehlen, muss die Gemeinde das auf den nächstmöglichen längeren Zeitraum mit einem geringeren Fahrgastaufkommen verschieben, wurde nun bekannt. Und für das Projekt auch noch draufzahlen.

Dritte Sperrung in drei Jahren

Es ist somit das dritte Mal, dass im Sommer keine Bahnen fahren – laut Plan hätte es nur einmal sein sollen. Von Ende Juli bis Mitte September 2017 sollte ursprünglich die neue Leit- und Sicherungstechnik eingebaut werden, nötig vor allem wegen des Übergangs zwischen dem Netz der Deutschen Bahn und der Strohgäubahn in Korntal, weil von dort eine Verlängerung nach Feuerbach gewünscht ist.

Im August wurde aber bekannt, dass die neue Thales-Software zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht durch das Eisenbahnbundesamt zugelassen war. Die Sperrung war also unnötig, konnte wegen der kurzfristigen Mitteilung und des beauftragten Schienenersatzverkehrs aber nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Parallel zu der nun stattfindenden Installation hätte Hemmingen gerne nicht nur die Fußgängerquerung an der Schwieberdinger Straße, sondern auch die Unterführung bauen lassen. Die Arbeiten waren bereits ausgeschrieben, ein Unternehmen hatte sich gemeldet. Zudem gibt es eine mündliche Zusage über eine Förderung des größeren Bauprojekts über 315 000 Euro durch das Landesverkehrsministerium.

Allerdings: es fehlt der Zuwendungsbescheid – ein Vorhaben muss zunächst angemeldet werden, das Geld gibt es endgültig erst, wenn alles genehmigt ist, eine Vergabe von Arbeiten vorher könnte die Zusage sogar wieder zunichtemachen. Für die Genehmigung ist das Regierungspräsidium zuständig. Doch auch diese Papiere, noch wichtiger, liegen noch nicht vor.

Viele Schuldige für die Verzögerungen

„Was soll man machen?“, beschreibt Bürgermeister Thomas Schäfer die Reaktionen im Gemeinderat, als die erneuten Probleme bekanntwurden. Resignation scheint sich angesichts der Historie breit gemacht zu haben.

Im Herbst 2015 hatte der Gemeinderat einstimmig den Baubeschluss erteilt. Danach musste im Regierungspräsidium (RP) geklärt werden, ob ein Plangenehmigungs- oder ein (aufwendigeres) Planfeststellungsverfahren anzuwenden ist. Die Behörde nahm dann zwar den einfacheren Weg. Doch auch dabei mussten zahlreiche Träger öffentlicher Belange gehört werden, etwa der Fischereiverband – „das ist überhaupt nicht nachvollziehbar“, so das Urteil von CDU-Fraktionschef Walter Bauer. Doch es hatte auch schon Verzögerungen gegeben, bis das RP ab Herbst 2017 überhaupt erst mit dem Verfahren startete.

Denn das beauftragte Planungsbüro schloss aufgrund der hohen Fluktuation seiner Ingenieure die Stuttgarter Niederlassung, fortan wurde die Unterführung in Köln und Essen weitergeplant. Das sei laut Bürgermeister Schäfer einem schnellen Fortgang nicht allzu dienlich gewesen.

Einen Schuldigen sehen Bauer wie auch der SPD-Fraktionschef Wolfgang Stehmer ebenso in der Württembergischen Eisenbahngesellschaft. Die hätte ebenfalls nicht so schnell gearbeitet wie nötig, weil sie den Betrieb mit der Verlängerung nach Heimerdingen an den Zweckverband abgibt. Bei der WEG bestreitet man das, wenngleich Verzögerungen im kleinen Umfang aber möglich gewesen sein könnten, weil andere Projekte Vorrang hatten. „Wir haben vielleicht nicht immer so zeitnah wie gewünscht die Unterlagen geprüft, aber es war doch zeitnah“, sagt der für den technischen Betrieb zuständige Prokurist Jens-Ulrich Beck.

Kommune muss Ersatzbusse zahlen

Doch wer auch letztlich wie verantwortlich ist: Für die Gemeinde wird das Projekt nun teurer. Zwar habe man sich mit dem Bauunternehmen vereinbart, dass das abgegebene Angebot auch noch einige Wochen gilt, so Schäfer. Doch wegen der erneuten Streckensperrung 2019 wird auch wieder ein Schienenersatzverkehr fällig. Und weil allein ein Hemminger Bauprojekt dafür verantwortlich ist, kommt auch keine finanzielle Unterstützung – Thomas Schäfer hat nach eigenen Angaben einen Betrag von 50 000 bis 60 000 Euro im Hinterkopf – vom Zweckverband Strohgäubahn, so die Auskunft aus dem Landratsamt.

Die Kosten, die ursprünglich in den Haushalt eingestellt waren, steigen damit weiter. Geplant waren 550 000 Euro, was im Baubeschluss zwar bestätigt wurde. Doch schon damals mussten die Räte die Kröte schlucken, dass die Kommune eine Ablöse von 130 000 Euro für künftige Unterhaltsleistungen und Wertminderungen an den Zweckverband zahlen muss. „Die ganze Hälde wird immer teurer“, kritisiert Wolfgang Stehmer – „ob da noch ein Gewinn für die Gemeinde übrigbleibt?“