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Tradition
Ein Schäfertag im Schnelldurchlauf

Schäfer Thomas Heinrich aus Ilsfeld führt die Herde über die Straße.Fotos: Andreas Becker
Schäfer Thomas Heinrich aus Ilsfeld führt die Herde über die Straße. Foto: Andreas Becker
Ute Svensson beim Auspferchen der Schafherde.
Ute Svensson beim Auspferchen der Schafherde.
Es ist wieder Schäferlauf-Zeit! Mit dem gestrigen Leistungshüten startet das Traditionsfest in Markgröningen. Sechs Teilnehmer messen sich in dem Berufswettkampf, bei dem sich Schäfer, Hütehund und Schafherde blind verstehen müssen. Am Ende hat Jonas Henninger aus Münsingen die Nase vorn.

Markgröningen. Kinder, die Rucksäcke in Form eines Schafes auf dem Rücken tragen, Jugendliche, die mit Schafsmasken durch die Menge schlendern und Erwachsene, die sich angeregt darüber unterhalten, wie der Hütehund die Schafherde zusammenhält: Ein Blick reicht, um zu sehen, dass die Zeit des Schäferlaufes gekommen ist. Mit dem Leistungshüten wurde das Traditionsfest, das in diesem Jahr erstmals mit dem Gütesiegel Kulturerbe an den Start geht, gestern eröffnet. Fünf Schäfer und eine Schäferin spulen unter den kritischen Augen der zweiköpfigen Jury einen Schäfertag im Schnelldurchlauf ab.

An zweiter Stelle startet Thomas Heinrich aus Ilsfeld. Die Schafherde bewegt sich langsam auf der Weide, hält immer wieder inne, um zu fressen. „Eine optimale Situation, so soll es aussehen“, sagt Bernhard Glöckler, der die Moderation des Leistungshütens von Hans-Jörg Wenzler übernommen hat. Die Reihenfolge, in der die Schäfer an den Start gehen, wird ausgelost. „Mit jedem Durchgang werden die Schafe etwas müder“, so Glöckler. „Doch egal, an welcher Position gestartet wird, Herausforderungen gibt es immer.“

Während Heinrich und sein Hund, ein Rüde namens Ike von Hessbächel, die Schafherde ruhig über die Weide führen, gesellen sich immer mehr Zuschauer hinter das weiß-rote Absperrband. „Wann können wir die Schafe streicheln“, fragt ein kleines Mädchen ungeduldig seine Mutter. Etwas abseits von dem ganzen Trubel unterhalten sich zwei Männer über die Leistung des Hundes: „Wahnsinn, wie der gehorcht.“

Immer wieder patrouilliert der Hütehund und passt auf, dass kein Schaf ausbricht. Am Ende seines Durchgangs bekommt Thomas Heinrich seine Punkte: 83. „Bei der Bewertung der Hüteleistung des Schäfers gibt es maximal 55 Punkte. Die Höchstpunktzahl bei der Bewertung des Hundes ist 45“, erklärt Glöckler. „100 Punkte werden eigentlich nicht erreicht, denn perfekt läuft es nie.“

Bewertet wird neben dem Ein- und Auspferchen der Schafherde auch das Treiben zur Weide, das Überqueren einer Brücke und das Hüten in einem engen und in einem weiten Gehüt. Zusätzlich gilt es ein Verkehrshindernis zu überwinden: Auf der Straße wird die Herde von einem Pkw überholt. Der Hund sollte sich dabei zwischen Auto und Herde aufhalten, um die Tiere vor dem Fahrzeug zu schützen. „Das Zusammenspiel zwischen dem Schäfer und seinem Hund ist enorm wichtig“, weiß Glöckler. Besonders beliebt und verbreitet seien die Altdeutschen Hütehunde und die Schäferhunde. „Heute sind die Schäfer nur mit einem Hund unterwegs, es wird des Öfteren aber auch mit zwei Hunden gehütet“, so der Moderator.

Ute Svensson aus Baden-Baden ist auch in diesem Jahr die einzige Frau, die am Leistungshüten in Markgröningen teilnimmt. „Ich bin nicht ganz zufrieden“, sagt sie nach ihrem Durchgang. Angelehnt an ihre Schäferschippe wirft sie ihrem Hund Hubi einen etwas verlorenen Blick zu. „Es ist schade. Ich kenne meinen Hund und weiß, dass er eigentlich mehr kann“, sagt sie. Damit spielt sie auf einige Unkonzentriertheiten an, die sich während des Hütens eingeschlichen haben.

Das sehen auch die Richter Holger Banzhaf und Alois Erhardt so: „An vielen Stellen brauchte der Hund zusätzliche Hilfestellungen, hat hin und wieder die Herde gestört.“ Am Ende erhält Svensson 83 Punkte. „Für uns Laien hat es sehr gut ausgesehen“, ruft ihr ein Zuschauer zu.

Ob Svensson auch im nächsten Jahr in Markgröningen an Start geht, ist noch offen. Bei einer Sache ist sie sich allerdings sicher: „Es ist einfach schön, der Bevölkerung näherbringen zu können, was es bedeutet, ein Schäfer zu sein“, sagt sie. „Der Tag eines Schäfers im Zeitraffer ist auch für die Zuschauer etwas Besonderes.“