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Caterer nicht immer aus dem Kreis Ludwigsburg
Mensa: Warum das Essen für Schüler manchmal weite Wege nimmt

In einigen Schulen des Landkreises stammt das Mensaessen von einem regionalen Anbieter, andere Caterer haben dagegen eine deutlich weitere Anreise, um ihre Mahlzeiten anzuliefern. Foto: Ercan Senkaya /stock.adobe.com
In einigen Schulen des Landkreises stammt das Mensaessen von einem regionalen Anbieter, andere Caterer haben dagegen eine deutlich weitere Anreise, um ihre Mahlzeiten anzuliefern. Foto: Ercan Senkaya /stock.adobe.com
Preiswert, regional und nach Möglichkeit bio – so stellen sich Eltern das Mensaessen für ihre Kinder vor. Da lässt sich schon darüber staunen, dass der Caterer der Oscar-Paret-Schule in Freiberg die Mahlzeiten im über 200 Kilometer entfernten Hunsrück zubereitet. Kein Einzelfall, wie eine Umfrage bei anderen Kommunen zeigt.

Kreis Ludwigsburg. Täglich macht sich ein Lastwagen von Kanteenie aus Wiebelsheim, einer kleinen Gemeinde im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz, auf den Weg nach Stuttgart, um dort unter anderem Schulmensen mit vorgekochten Mahlzeiten zu versorgen. In dem Zuge wird einmal pro Woche auch die Oscar-Paret-Schule in Freiberg angefahren. Angesichts der Wegstrecke wurden auf der Facebookseite unserer Zeitung schon Stimmen laut, warum man nicht mit regionalen Anbietern zusammenarbeitet. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht. Laut Stefan Kegreiß, Erster Beigeordneter der Stadt Freiberg, musste die Vergabe der Mensabelieferung europaweit ausgeschrieben werden. Einzelne Unternehmen werden dabei nicht angesprochen. Bei der Auswertung der eingegangenen Angebote galt es nicht nur, den Preis und die Regionalität, sondern auch die vorab festgelegten Qualitätskriterien mit einfließen zu lassen. Wer dabei für den Zuschlag infrage kommt, sei „in aller Regel ein großes Unternehmen mit einem großen Einzugsgebiet“, erklärt Kegreiß. Im Umkehrschluss könne nicht automatisch jemand den Zuschlag erhalten, nur weil er aus der Region stammt. Was die Vergabe der Belieferung der OPS-Mensa anbelangt, spricht der Erste Beigeordnete Klartext: „Es gab niemanden aus der Region, der auch nur annähernd die gewünschten Qualitätskriterien erfüllt hätte.“ Dazu gehören in Freiberg beispielsweise die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Und: Bei den Produktgruppen Gemüse, Teigwaren, Eier und Milch dürfen ausschließlich Bioprodukte eingesetzt werden.

Drei Caterer versorgen weiterführende Schulen in Ludwigsburg

Die Stadt Ludwigsburg hat neun weiterführende Schulen. Diese werden derzeit von drei unterschiedlichen Caterern beliefert. Wie Meike Wätjen, Pressesprecherin der Stadt, mitteilt, hat die städtische Betriebskantine, die die Mahlzeiten selbst produziert, den größten Anteil. Weitere Caterer sind die Firmen Better Taste in Ludwigsburg und Apetito Catering. Better Taste produziert ebenfalls in Ludwigsburg und fährt wie die Stadtkantine täglich die Schulen an. Die Firma Apetito produziert in Rheine in Nordrhein-Westfalen. Von dort wird das Essen zu einer Verteilerküche in der Region Stuttgart gebracht, von wo aus die Schulen täglich angefahren werden. Die Regionalität ist der Stadt Ludwigsburg bei der Vergabe der Aufträge sehr wichtig. „Bei der Eigenproduktion durch die städtische Betriebskantine legen wir großen Wert darauf“, so Wätjen. Bei der Auftragsvergabe setze allerdings das Vergaberecht der Regionalität starke Grenzen. So könne beispielsweise nicht ausgeschrieben werden, dass Obst und Gemüse ausschließlich in einer bestimmten Region produziert werden darf. Dennoch werde auf gewisse Qualitätsstandards geachtet. Wird etwa der Mindestanteil an Bioware übererfüllt, wird das positiv bei der Vergabeentscheidung berücksichtigt. Im Schnitt werden etwa 400 Essen pro Tag an die weiterführenden Schulen der Stadt geliefert. 3,30 Euro müssen die Eltern pro Essen bezahlen. Die Caterer haben gegenüber der Stadt schon die Preise erhöht. Ob ein Teil dieser Mehrkosten auch an die Eltern weitergegeben wird, muss laut Wätjen mit dem Gemeinderat noch diskutiert werden.

Apetito Catering versorgt auch in Bietigheim-Bissingen Schulen mit Essen, und zwar die Ellental-Gymnasien. Während die Hauptproduktion der täglich rund 60 Mahlzeiten im Werk des Caterers stattfindet, werden die Beilagen oder frische Komponenten in der Küche des Gymnasiums vor Ort zubereitet und ausgegeben, teilt Anette Hochmuth, Leiterin des Presseamtes der Stadt, mit. Im Rahmen der Ausschreibung der Mittagsverpflegung seien zuletzt entsprechende Kriterien festgelegt worden. So muss der Bio-Anteil mindestens 20 Prozent betragen und die Qualität der Produkte den Bestimmungen der EU-Öko-Verordnung entsprechen. Bei verschiedenen, häufiger verbreiteten Allergien wie Fruktose-, Laktose- und Gluten-Unverträglichkeit wird Sonderkost bereitgestellt. Eine Gemüsekomponente ist Bestandteil eines jeden Hauptgerichts. Zusätzlich wird mehrmals pro Woche Salat oder Rohkost ausgegeben. Derzeit zahlen die Eltern 3,88 Euro pro Essen, ab 1. Januar bedingt durch die Mehrwertsteuer 4,32 Euro.

Regionalität und saisonale Produkte in Kornwestheim

Das Ernst-Sigle-Gymnasium in Kornwestheim wird von der Better Taste GmbH Ludwigsburg beliefert. „Etwa 80 bis 140 Schüler greifen täglich auf das Angebot zurück“, so Sprecherin Sandra Hennig. Das Essen wird in Ludwigsburg täglich frisch produziert und von dort aus zur Schule gebracht. Regionalität und saisonale Produkte spielen in Kornwestheim sowohl bei der Vergabe als auch im Speiseplan eine große Rolle. Im Leistungsverzeichnis für die Schulessen ist unter anderem geregelt, dass frische, saisonale Komponenten eingesetzt und verarbeitet werden. Als Grundlage für die Auswahl dieser saisonalen Produkte dient der jeweils aktuelle Saisonkalender der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. „Der Stadt Kornwestheim ist es sehr wichtig, den Schülerinnen und Schülern qualitativ hochwertiges Essen anzubieten. Deshalb muss mindestens 20 Prozent der gelieferten Ware – exklusive Fisch und Fleisch – Bioware sein“, teilt Sandra Hennig mit. Darüber hinaus wird bei Lebensmittelunverträglichkeiten wie Zöliakie auch Sonderkost angeboten. In der Sekundarstufe belaufen sich die Kosten auf 3,80 Euro pro Essen, in der Primarstufe auf 3,30 Euro.

Die Mensa am Benzberg in Markgröningen, die das Hans-Grüninger-Gymnasium und die Realschule Markgröningen versorgt, wird von der Firma Insiva mit Sitz in Tübingen beliefert. Dort wird das Essen im Cook-and-Chill-Verfahren produziert. Die Belieferung erfolgt laut Sulamith Klein von der Stadtverwaltung nicht täglich, sondern in größeren Abständen entsprechend der Lagerkapazität vor Ort. Zweimal wöchentlich muss ein Essen zu 100 Prozent aus Bioprodukten bestehen. Der Anteil an regionalen und saisonalen Produkten liegt bei insgesamt 45 Prozent und der Anteil an frischen Lebensmitteln bei 60 Prozent. Die Ausschreibung musste aufgrund der vergaberechtlich festgelegten Wertegrenzen europaweit erfolgen. Die von der Stadt geforderten Kriterien lauten: bio, saisonal und frisch. Die Mensa bietet ein Komponenten-System an. Das Essen kann daher nach Geschmack der Schüler zusammengestellt werden. Zu den Komponenten gehören Suppe, Hauptgericht, kleiner Salat, Dessert. Stattdessen können die Schüler auch immer einen großen Salatteller wählen. Die Nachfrage liegt laut Sulamith Klein am Anfang des Schuljahres bei rund 200 Mahlzeiten am Tag. Zum Schuljahresende sind es täglich etwa 120. Für eine Hauptspeise sind 2,60 Euro zu bezahlen, pro weiterer Komponente (Beilagensalat, Dessert) kommen 65 Cent hinzu. Wer außerdem eine Suppe haben möchte, muss dafür 60 Cent bezahlen.

Bis zu 500 Essen wandern täglich in der Mensa im Bildungscampus Marbach über die Theke. Gekocht wird es vor Ort von der Schmidt & Kunath Systemgastronomie mit Sitz in Ludwigsburg. Laut Franziska Wunschik, Erste Beigeordnete der Stadt, kostet das Tagesessen 4,30 Euro und ein Pastagericht 3,50 Euro. Die Preise seien zum Schuljahresbeginn angepasst worden.

Hotel und Restaurant Otterbach stellt Liederdienst ein

Mehr als zehn Jahre hat das Hotel und Restaurant Otterbach in Bietigheim-Bissingen die Schillerschule, die Realschule im Aurain, die Hillerschule sowie die Kinderhäuser Mikado und Malefiz mit Essen versorgt. Den drei Schulen wurden wöchentlich knapp über 1100 Essen geliefert, den Kitas knapp 590. Mit dem Ende des vergangenen Schuljahrs hat das Hotel und Restaurant die Lieferung eingestellt. Küchenchef Klaus Bernhard Schmid nennt die Preissteigerung bei Lebensmitteln, die Energiekosten sowie die Erhöhung des Mindestlohns als Gründe. „Um die Kosten einigermaßen zu decken, hätten wir pro Essen 50 bis 70 Cent aufschlagen müssen“, sagt er. Ansonsten sei es ein Zuschussbetrieb. Künftig liege der Fokus auf dem Restaurant.

Die Stadtverwaltung Bietigheim-Bissingen bereitet derzeit eine Ausschreibung für die Belieferung der fünf Einrichtungen mit Essen vor. Bis der Zuschlag erteilt ist, kommen die Mahlzeiten von Better Taste aus Ludwigsburg.