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Lebensmittelversorgung in Pleidelsheim
Millionen-Projekt kombiniert Wohnen und Einkaufen

So könnte der neue Supermarkt in der Pleidelsheimer Ortsmitte aussehen. Dafür muss aber der Bauhof abgerissen werden. Rechts im Bild ist die Volksbank-Filiale zu sehen. Visualisierung: Gemeinde Pleidelsheim/Schilling Escher Steinhilber Architekten
So könnte der neue Supermarkt in der Pleidelsheimer Ortsmitte aussehen. Dafür muss aber der Bauhof abgerissen werden. Rechts im Bild ist die Volksbank-Filiale zu sehen. Visualisierung: Gemeinde Pleidelsheim/Schilling Escher Steinhilber Architekten
Millionen-Projekt in der Ortsmitte: Paulus Wohnbau errichtet an der Marbacher Straße einen 1600 Quadratmeter großen Supermarkt sowie Gebäude mit insgesamt 39 Wohnungen, einem Parkdeck und Tiefgarage.

Pleidelsheim. Der Paukenschlag ist gelungen: Bürgermeister Ralf Trettner hatte am Donnerstagnachmittag zum Pressegespräch ins Rathaus eingeladen und präsentierte erstmals öffentlich Konzept, Investor und künftigen Supermarkt-Betreiber. Durchgesetzt haben sich in einem Investoren- und Architekten-Wettbewerb die ortsansässige Paulus Wohnbau-Gesellschaft und die Architektengemeinschaft Schilling Escher Steinhilber, die auch das neue Paulus-Verwaltungsgebäude geplant hat. Erwin Paulus, Wohnbau-Geschäftsführer und früherer Pleidelsheimer Bürgermeister, nannte als Investor die Eckpunkte: 35 Millionen sind für das Gesamtprojekt veranschlagt. Der Supermarkt wird ein sogenannter Vollsortimenter mit 1600 Quadratmetern sein. Als Betreiber ist Edeka vorgesehen – „die Verträge sind aber noch nicht unterschrieben“, sagte Trettner.

Parkdeck im Erdgeschoss

An den Markt schließen sich drei Wohngebäude an der Marbacher Straße an, die über Treppenhäuser miteinander verbunden sind. Unter den Wohnungen sind im Erdgeschoss das Parkdeck für den Supermarkt im Erdgeschoss (mit separater Ausfahrt), die Tiefgaragenein- und -ausfahrt für den Markt (70 Stellplätze) und die Wohnungen (65 Stellplätze) und die Anlieferung. Die Giebel der vier weiteren Gebäude im Einzelhaus-Stil sind der Straße „In den Schafgärten“ zugewandt und stehen auf dem Markt beziehungsweise der Tiefgarage. Insgesamt sollen 39 Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen mit zusammen 3280 Quadratmeter Fläche entstehen, darunter auch acht geförderte Wohnungen mit insgesamt 670 Quadratmetern. Erschlossen werden alle Gebäude über die Marbacher Straße. Für die Zufahrt in Tiefgarage und Parkdeck ist eine neue Abbiegespur vorgesehen, die Straße wird an dieser Stelle breiter.

Extra Abbiegespur in die Tiefgarage

Bereits im März 2017 hatte der Gemeinderat den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan Schafgärten IIb gefasst. Damals war ein großflächiger Parkplatz auf dem Bauhofgrundstück für den Vollsortimenter vorgesehen. Nachdem sich Ende 2020 die „Zeichen verdichtet“ hatten, dass der Netto-Markt in Pleidelsheim schließt, seien die Pläne dringlicher, das Konzept aber neu bewertet worden, so Trettner. Statt eines Supermarktes mit „Parkplatz-Wüste“ entschied sich der Gemeinderat für eine Mehrfachnutzung des Grundstücks, also für eine Kombination aus Supermarkt und Wohnbebauung, 60 Prozent der Fläche gehören der Gemeinde, der Rest ist in privater Hand.

Baubeginn soll im Frühjahr 2023 sein

Anfang des Jahres, das Konzept war laut Trettner „fast fertig“, habe das Landesdenkmalamt die Pläne durchkreuzt, den Erhalt der Gemeindewaschküche zur Bedingung gemacht – deshalb ist eine Änderung des Bebauungsplans notwendig. Diese hat der Gemeinderat am Donnerstagabend auf den Weg gebracht. Spätestens in drei Monaten soll das Planverfahren abgeschlossen sein. Statt der Gemeindewaschküche soll jetzt der alte Tabakschuppen direkt neben dem Bankgebäude abgerissen werden, um Platz zu schaffen.

Erwin Paulus geht von einem Baubeginn im Frühjahr 2023 aus, zwei Jahre später soll das Projekt fertiggestellt sein. Von 1. April an soll Edeka auch den bisherigen Netto-Markt betreiben, der Vertrag mit Netto endet zum 31. März, bis dahin sei die Ladenfläche blockiert, so Trettner.

Einkaufsbus nach Murr kommt

Der Netto-Markt hat am Samstag, 24. September, das letzte Mal geöffnet. Die Pleidelsheimer Verwaltung hatte ihre Bürgerinnen und Bürger befragt, ob Bedarf für einen Einkaufsbus nach Murr besteht. Der Bus soll in der Übergangszeit fahren, also bis zum 1. April, wenn Edeka den Betrieb im Netto-Markt übernimmt. Am Mittwoch, 28. September, soll der Bus mit 45 Sitzen das erste Mal starten. Abfahrt ist um 9.30 Uhr in der Hohenzollernstraße, zehn Minuten später in der Marbacher Straße. Nach einer Stunde Aufenthalt soll es zurück nach Pleidelsheim gehen. Voranmeldungen sind laut Trettner keine notwendig.

Dieter Rohr (OGL) wollte wissen, warum für die Nutzung des Einkaufsbusses eine Altersgrenze von 70 Jahren gelten soll. Der Supermarktbus sei für diejenigen gedacht, die nicht mehr mobil seien und keine Angehörigen im Ort haben. „Wir wollen für die einspringen, die zwingend auf Hilfe angewiesen sind und keine Kaffeefahrt nach Murr anbieten“, sagte Trettner. Aber natürlich werde keiner abgewiesen, der unter 70 Jahren sei und keinen Führerschein habe. Die Kosten für die Busfahrt, etwa 400 Euro pro Woche, trage die Gemeinde, für die Bürger ist das Angebot kostenlos.

Alternativ zum Bus nannte Trettner auch: beispielsweise Einkaufen im Ingersheimer Edeka – mit dem Fahrrad oder zu Fuß. „Auch die Flüchtlinge, die in Pleidelsheim leben, haben die Zeit und Möglichkeit, dort hinzugehen, ohne dass es eine Zumutung ist“, so Trettner. Die Lebensmittelmärkte in Freiberg seien gut mit Buslinien zu erreichen. Der Bürgermeister rief auch zur Nachbarschaftshilfe auf.