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Energiekrise
Windräder: Standort im Stromberg bei Bönnigheim steht wieder zur Diskussion

Im Kreis Ludwigsburg gibt es aktuell nur ein einziges Windrad – und das dreht sich bei Ingersheim. Archivfoto: Holm Wolschendorf/LKZ
Im Kreis Ludwigsburg gibt es aktuell nur ein einziges Windrad – und das dreht sich bei Ingersheim. Foto: Holm Wolschendorf
Der Klimawandel schreitet voran und auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit seinen Folgen macht ein Umdenken in der Energiepolitik nötig. Stärker in den Fokus rückt deshalb unter anderem wieder die Windkraft. Auswirkungen könnte das auch für den nördlichen Landkreis Ludwigsburg haben, insbesondere für Freudental und Bönnigheim.

Freudental. Ein Sturm der Entrüstung begleitet vor gut zehn Jahren die Diskussion um mögliche Windräder im nördlichen Landkreis Ludwigsburg. Eine Energiegenossenschaft aus Bönnigheim hat den ehrgeizigen Plan, zwei Windräder im Stromberg zu bauen – doch Kritiker des Projekts sorgen für mächtig Gegenwind. In Freudental gründet sich eigens eine Bürgerinitiative, deren explizites Vereinsziel es ist, die Windräder auf Bönnigheimer Markung zu verhindern, auch der Freudentaler Gemeinderat spricht sich damals gegen die Pläne aus. Aus Cleebronn und vom nahen Freizeitpark Tripsdrill kommt ebenfalls Kritik. Die Windkraft-Gegner argumentieren unter anderem mit der Zerstörung des Landschaftsbildes und der Erholungsfunktion des Gebietes, sie befürchten Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und sprechen von gravierenden Einschnitten in Natur und Artenschutz. Mit diesen Argumenten überzeugen sie am Ende auch den Verband Region Stuttgart, der ein Vorranggebiet für Windkraft im Stromberg ablehnt. Das Thema schien erledigt.

Klimawandel und Energiekrise befeuern die Diskussion neu

Doch nun könnte die Diskussion von vorne beginnen – allerdings dürfte sie wohl unter deutlich anderen Vorzeichen geführt werden. Klima- und Energiekrise haben die Debatten um alternative Energien auf eine andere Ebene gehoben. Der Stuttgarter Regionalverband will deshalb bis Jahresende neue Standorte für Windräder ermitteln – die geopolitische Lage und gesetzliche Vorgaben machen es nötig. Bis 2032 muss in Baden-Württemberg 1,8 Prozent der Landesfläche für den Bau von Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt werden. Deshalb hat die Region gemeinsam mit den Kommunen im Großraum Stuttgart einen neuen Suchlauf für potenzielle Windkraft-Flächen gestartet.

Im Landkreis Ludwigsburg sind mehr Flächen für Windräder möglich

Auch im Landkreis Ludwigsburg sind diesmal theoretisch mehr Flächen für Windräder möglich. Grund ist der neue Windatlas des Landes, der weniger strenge Vorschriften macht. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 wurden rund 3000 Hektar im Landkreis als geeignet angesehen, mit den neuen Vorgaben sind es nun rund 18000. Tabu sind Landmarken wie die Burg Lichtenberg. Potenzial sieht der Regionalverband vor allem im Westen und Südwesten des Landkreises, hatte Planungsdirektor Thomas Kiwitt im Sommer betont. In den Fokus rücken damit auch wieder die Flächen auf den Gemarkungen Freudental, Bönnigheim und Sachsenheim.

Diskussion in Freudental wird neu geführt

„Die Zeiten haben sich geändert, die Ausgangssituation mit Klimawandel und Energiekrise ist eine andere“, sagte Freudentals Bürgermeister Alexander Fleig dazu am Mittwochabend im Gemeinderat. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass der Windkraft-Standort im Stromberg wieder in der Diskussion sei – „als Gemeinde müssen wir da offen rangehen und neu in den Abwägungsprozess einsteigen“, forderte der Schultes. Gleichwohl: Aus Sicht der Verwaltung habe sich an den damaligen Argumenten gegen den Standort im Stromberg nichts geändert. „Jedoch muss heute nochmals grundsätzlich darüber diskutiert werden, wie die Abwägung dazu zum jetzigen Zeitpunkt erfolgt. Wir müssen uns Gedanken machen, denn das Thema wird auf uns zukommen.“ Der Energie-Mix sei wichtig, betonte Fleig und verwies auf das kommunale Nahwärmenetz. „Wir müssen eine Lösung für die Energie- und Klimakrise finden.“

Planungen des Verbandes Region Stuttgart stehen noch am Anfang

Die Diskussion über Windräder im Stromberg muss also neu geführt werden, noch steht sie allerdings ganz am Anfang. Festgezurrt hat der Verband Region Stuttgart nämlich noch nichts – die Planungen für mögliche Vorranggebiete für Windkraftanlagen haben gerade erst begonnen. Mindestens zehn Jahre dürften vergehen, bis sich mögliche neue Windräder in der Region drehen. Im Kreis Ludwigsburg gibt es aktuell übrigens nur ein einziges: die Anlage in Ingersheim.