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Feuerwerkskörper
Böllern an Silvester? Pro und Contra

Böllern nach Herzenslust? Für viele ein No-Go.
Böllern nach Herzenslust? Für viele ein No-Go. Foto: dpa
Böllern an Silvester: Die Meinungen dazu gehen auseinander. Auch die LKZ-Redakteurinnen Anna Fritz und Helena Hadzic sind unterschiedlicher Meinung.

Ludwigsburg. Mit dem Verkauf von Pyrotechnik rückt der Jahreswechsel immer näher. Raketen und Böller gehören für viele Menschen fest zum Silvesterabend. Gleichzeitig sorgt das private Feuerwerk seit Jahren regelmäßig für Diskussionen – nicht nur auf Bundes- oder Landesebene, sondern auch in Ludwigsburg.

Die Einschätzungen gehen dabei auseinander. Während der Verkauf von Feuerwerkskörpern gesetzlich klar geregelt ist, wird immer wieder darüber gesprochen, ob weitere Einschränkungen notwendig oder sinnvoll wären. Das Thema kehrt zum Jahresende verlässlich zurück und beschäftigt Politik, Verwaltungen und Bevölkerung gleichermaßen.

Zwischen Tradition und Verantwortung

Dabei steht weniger die einzelne Silvesternacht im Fokus als vielmehr die grundsätzliche Frage, wie mit privatem Feuerwerk künftig umgegangen werden soll. Zwischen Tradition, Ordnung und Verantwortung zeigt sich, dass es keine einheitliche Haltung gibt.

Eine Frage, zu der es zwei Sichtweisen gibt.

Contra Pyrotechnik: LKZ-Redakteurin Anna Fritz

Kein Kollateralschaden, sondern vorhersehbares Leid

Feuerwerk gilt vielen als unverzichtbares Symbol für den Jahreswechsel. Doch je länger man hinsieht, desto deutlicher wird: Der Preis für dieses Spektakel ist hoch – und längst nicht mehr zu rechtfertigen.

Jedes Silvester verursachen Böller und Raketen Leid für Mensch und Tier. Haustiere geraten in Panik, Wildtiere werden aus ihren Lebensräumen aufgeschreckt, teils mit tödlichen Folgen. Auch Pferde und Nutztiere auf Bauernhöfen geraten in Unruhe, brechen aus Ställen aus oder verletzen sich in Panik. Jedes Jahr sind Millionen Tiere entlaufenen, verletzt oder traumatisiert. Das ist kein Kollateralschaden – das ist vorhersehbares Leid.

Privates Feuerwerk ist außerdem kaum noch kontrollierbar. Bereits Tage vor Silvester knallt es die ersten Male. Von wenigen Sekunden Stress und Panik kann längst nicht mehr die Rede sein. Auch viele Menschen leiden unter der privaten Knallerei: Kinder, ältere Menschen, Traumatisierte oder Kranke verbringen schlaflose Nächte. Jahr für Jahr füllen sich Notaufnahmen mit Verletzten, Häuser und Höfe geraten in Brand, Einsatzkräfte arbeiten am Limit.

Hinzu kommen die Folgen für die Umwelt: Feinstaubwerte schnellen in die Höhe, Giftstoffe landen in Luft, Boden und Gewässern. Zurück bleibt tonnenweise Müll aus Plastik, Pappe und Chemikalien.

Ein Jahreswechsel, der mit Tod, Verletzten und Aufräumarbeiten beginnt, kann kaum als unbeschwerter Neubeginn gelten.

Pro Pyrotechnik: LKZ-Redakteurin Helena Hadzic

Einmal Sündenbock, bitte!

Ich bin für Pyrotechnik. Und nein, mir sind Tiere, Umwelt und PTBS-Betroffene nicht egal. Denn wenn wir ehrlich sind: Tiere leiden jeden Tag an Lebensraumverlust und Massentierhaltung. Die Umwelt an der Industrie, Emissionen, an Konsum. Und Menschen mit PTBS an Sirenen, Baustellen und Verkehrslärm – und das nicht etwa für ein paar Stunden, sondern dauerhaft.

Das Silvesterfeuerwerk dagegen ist kurz, angekündigt und vor allem planbar. Man kann sich vorbereiten. Und man kann ausweichen, wenn man es denn möchte. Warum sollten wir also ein kontrollierbares Ereignis verbieten, welches sich nur auf den Jahreswechsel beschränkt, während wir dauerhafte Belastungen einfach akzeptieren?

Wenn Tiere wichtig sind: reden wir über Massentierhaltung. Wenn Umwelt wichtig ist: reden wir über fossile Brennstoffe. Und wenn PTBS-Betroffene wichtig sind: lasst uns über Alltagslärm reden. Das Silvesterfeuerwerk ist nicht die eigentliche Baustelle – und ein Verbot wäre lediglich moralische Ablenkung fürs gute Gewissen. Ein Sündenbock für all die Belastungen, die wir sonst so meisterhaft ignorieren.

Mein Standpunkt ist klar: Ich bin pro Pyrotechnik – mit klaren Regeln. Und gegen Symbolpolitik auf Kosten eines Datums im Kalender. Aber wenn wir schon auf der Welle schwimmen wollen, sollten wir zuerst an der Ursache ansetzen, nicht an der Wirkung: Das Silvesterfeuerwerk ist nicht das Problem, unsere Prioritäten sind es.

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