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Kultdisco
Düstere Aussicht für die Rockfabrik

Damals war noch drin, was draufstand: Die Rockfabrik. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Damals war noch drin, was draufstand: Die Rockfabrik. Foto: Holm Wolschendorf
Wie geht es weiter mit der Rockfabrik? Geht es überhaupt weiter? Otto Rossbacher wäre froh, wenn er die Antwort wüsste. Doch der Geschäftsführer der Ludwigsburger Kultdisco und Mann der ersten Stunde weiß selbst nicht, wie es weitergeht. Fest steht: Die Rockfabrik hat wie berichtet die Kündigung erhalten. Demzufolge ist am 31. Dezember dieses Jahres Schluss.

Seit fast 37 Jahren gibt es die Rockfabrik in der Ludwigsburger Weststadt. Damals, 1983, lagen Großraumdiscos im Trend. Doch während viele Einrichtungen heute längst wieder geschlossen sind, hat sich die Rockfabrik über all die Jahre gehalten.

Das Areal, auf dem die Rofa ihren Standort hat, gehört dem Unternehmer Max Maier. Über Jahre hinweg hat er das Gelände der ehemaligen Kühlschrankproduktion Eisfink in einen Digitalstandort umgewandelt. Als Rossbacher und seine Kollegen die ehemalige Industriehalle gemietet hatten, war von Porsche Design und Bosch Start-up noch längst keine Rede.

Die Rofa mit ihrer speziellen Klientel aus Heavy-Metal-Fans, Gothik-Anhängern und Langhaar-Trägern ist inzwischen ein Exot auf dem Gelände. Und für den Vermieter steht fest: Es bleibt bei der Kündigung. Das bestätigte das Unternehmen Max Maier am Montag auf Anfrage unserer Zeitung.

„Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben“, sagt Rossbacher und spricht dabei auch für seine drei Geschäftsführungskollegen. Er setzt unter anderem auf das Verhandlungsgeschick des neuen Ludwigsburger Oberbürgermeisters, der seine Unterstützung zugesagt hatte. „Politische Möglichkeiten hat er freilich nicht.“ Ungeachtet dessen beschäftigen sich die Rofa-Macher auch mit dem Szenario einer Schließung. „Silvester wird auf jeden Fall noch gefeiert. Wir wollen ein schönes Finale hinlegen, wenn es so weit ist.“ Das wäre dann das letzte Event in der Rockfabrik.

Unterdessen suchen Rossbacher und seine Kollegen nach einem Alternativstandort. „Wir wollen im Nahbereich bleiben, am liebsten natürlich in Ludwigsburg.“ Doch so ganz leicht ist das nicht. Gut erreichbar sollte ein neuer Standort sein, möglichst nicht nah an einem Wohngebiet gelegen. „Wir brauchen am besten eine bestehende Einrichtung, in der der Betrieb läuft.“ Zu lange dauerten sonst Genehmigungs- und Konzessionsverfahren. Die ein oder andere Immobilie haben sich die Rofa-Macher bereits angesehen. Die richtige war offenbar noch nicht dabei. „Unsere Notlage weckt bei manchen auch Begehrlichkeiten, da gibt es Preisvorstellungen, die absolut nicht realistisch sind.“

Die Fans der Rockfabrik kämpfen derweil weiter für die Verlängerung des Mietvertrags. Eine Online-Petition ist inzwischen von über 31.000 Unterstützern unterzeichnet worden. Außerdem findet am Samstag, 21. September, eine Demonstration für den Erhalt der Rofa statt. „Die haben Gäste von uns organisiert“, so Rossbacher.

Und wenn alles nicht klappt? Wenn es keine Verlängerung in der Weststadt, keinen neuen Standort gibt? „Jeder von uns muss sich Gedanken darüber machen, was passiert, wenn…“ Wolfgang „Hasche“ Hagemann denke zum Beispiel darüber nach, nach Thailand auszuwandern. Er selbst, sagt Rossbacher, müsse ebenfalls schauen, wo er bleibe. „Die Rofa, das ist ja mehr als die Hälfte meines Lebens.“ Immerhin gebe es noch die Rockfabrik in Augsburg, mit der man ja auch irgendwie zusammenhänge.

Aber das sind Gedanken, die Rossbacher noch gar nicht zulassen will. Er will kämpfen. Bis zum bitteren Ende.