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Goethe und Mörike kommen gut an

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Zwei Jahre lang ging die von der Stadt eingeführte Grenze für Eingangsklassen an Gymnasien auf, jetzt gibt es die ersten Ausreißer: Nach den Anmeldungen für das kommende Schuljahr gäbe es am Mörike sieben und am Goethe fünf Eingangsklassen – je eine mehr als von der Stadt erlaubt. Otto-Hahn- und Schiller-Gymnasium dagegen haben weniger Anmeldungen.

Ludwigsburg. Trotz aller Trends: Jedes Jahr kommen die Prognosen für die Anmeldungen an den weiterführenden Schulen einem Kaffeesatzlesen gleich. Doch wenn die Zahlen dann da sind, ist man unter Umständen in Sachen Wahlverhalten der Eltern auch nicht schlauer. So legt das Mörike-Gymnasium für das Schuljahr 2019/20 mit 201 Anmeldungen im Vergleich zum Vorjahr mit plus 42 kräftig zu – obwohl sich nach dem Höhepunkt im Schuljahr 2016/17 (216 Anmeldungen, sieben Klassen) in den beiden Folgejahren mit 175 und 159 Anmeldungen ein Abwärtstrend abzeichnete.

Seit dem Schuljahr 2017/18 gilt für die Gymnasien eine Beschränkung: Drei Gymnasien dürfen nur vier Eingangsklassen bilden, das Mörike-Gymnasium sechs. Diese Sonderregelung wurde wegen des – nun wieder erstarkten – Ansturms auf den G9-Zug getroffen. Eine G8-Klasse muss das Mörike vorhalten, fünf Klassen entfallen auf G9. Legt man aber die diesjährigen Anmeldezahlen des Regierungspräsidiums (RP) zugrunde, müsste das Mörike sechs Klassen randvoll machen (Teiler 32) und noch neun Schülern absagen – oder das Regierungspräsidium genehmigt eine siebte Klasse mehr. Das aber geht konträr zu der vom Gemeinderat beschlossenen Regelung, die mit dem RP vereinbart wurde – und entspricht auch nicht dem regionalen Schulentwicklungsplan, der mit den Nachbarkommunen gestaltet wird.

Mit 158 Anmeldungen zieht das

generalsanierte Goethe kräftig an

Beim Goethe-Gymnasium ist die Schere zwischen Theorie und Praxis noch größer: Von 76 Anmeldungen für das Schuljahr 2016/17 sind diese laut RP für den Herbst 2019 auf 158 gestiegen. Werden nur vier fünfte Klassen (mit Teiler 32) genehmigt, müssten 30 Schüler umgesteuert werden. Welche Linie die Stadt verfolgen wird, ist noch unklar. „Die Klassenbildung an den weiterführenden Schulen in Ludwigsburg ist noch nicht abgeschlossen“, erklärt die Verwaltung auf Anfrage unserer Zeitung, derzeit liefen Gespräche mit dem RP.

„Grundlage ist der Beschluss des Gemeinderates, dass insgesamt 18 Eingangsklassen gebildet werden“, kommentiert die Stadt die Verhandlungen mit dem RP, und das kann in mehrfacher Hinsicht gedeutet werden. Denn insgesamt kommen die Gymnasien tatsächlich auf die geforderten 18 Eingangsklassen.

Das Otto-Hahn-Gymnasium hat nach 122 im vergangenen Jahr jetzt noch 97 Anmeldungen, das Schiller-Gymnasium setzt seinen Abwärtstrend fort: Nach 100 Anmeldungen im Schuljahr 2018/19 sind es laut RP jetzt noch 71. Danach hätten diese zwei Gymnasien ab September jeweils drei statt vier Eingangsklassen. Andererseits ist – ebenfalls nach Ratsbeschluss – klar festgelegt, welche Schule wie viele fünfte Klassen haben darf (siehe Text rechts).

Der – in Relation – geburtenschwache Jahrgang 2009 ist eine Atempause. Derzeit gehen rund 6000 Schüler an die neun weiterführenden Schulen. Und es werden künftig mehr: Wie berichtet, stoßen die Grundschulen an ihre Kapazitätsgrenzen, der Trend zum Nachwuchs ist ungebrochen. Das weiß die Stadt: Nach ihrer Prognose fehlen den fünf Schulen im Innenstadtcampus langfristig 38 Klassenzimmer, Spielraum ist da wenig: So müssen die drei Gymnasien, die Elly-Heuss-Knapp-Realschule sowie die Gemeinschaftsschule ab Herbst mit Klassen auf Wanderschaft gehen.

Eine Atempause auch bei den Realschulen: Nach LKZ-Informationen sind hier angesichts der Anmeldezahlen solide vier Züge in der fünften Klasse zu erwarten. Das ist ein Vorteil, denn die sogenannten Rückläufer vom Gymnasium in den Klassen 6 und 9 sorgen für Gedränge. Die Gemeinschaftsschule, auf drei fünfte Klassen gedeckelt, erfüllt ihr Soll – auch hier ist noch mit weiteren Schülern zu rechnen, die von Realschule oder Gymnasium kommen. Aber auch die Gemeinschaftsschule Innenstadt muss bereits ausweichen: Fünf Klassen kommen im Ziegelbau der ehemaligen Silcherschule unter, wie fünf Klassen des Mörike-Gymnasiums.

Die Werkrealschule in Eglosheim darf ohne Bedenken ins neue Schuljahr gehen: Zwei Eingangklassen sichern den Erhalt.

Offiziell nicht mitgezählt werden die Vorbereitungsklassen (VKL) für Sprachförderung, die ebenfalls Platz brauchen. Im laufenden Schuljahr sind dies nach der städtischen Statistik sieben KLassen an den neun weiterführenden Schulen, vier davon in der Justinus-Kerner-Schule, die sich von einer Werkrealschule zur Gemeinschaftsschule entwickelt hat. Das Goethe ist hier übrigens Vorreiter: Es ist das erste Gymnasium, das eine VKL sein Eigen nennt.

Am Innenstadtcampus gehen die Schulen jetzt auf Wanderschaft

Langfristig bringt die schiere Schülerzahl die Stadt auch in den weiterführenden Schulen an den Rand. So gibt es zwar einen Spielraum mit rund 30 Prozent Auswärtigen, die mit regionalem Schulentwicklungsplan auch in andere Städte gesteuert werden können. Doch am Ludwigsburger Innenstadtcampus entfällt ab Sommer der mit Gift belastete Fachklassentrakt, der abgerissen wird. Der Platz fehlt und lange war unklar, ob es einen Ersatz geben wird. Kürzlich hatte Erster Bürgermeister Konrad Seigfried jedoch erklärt, es werde keinen Neubau geben.

Im Bildungszentrum West wurde großzügiger geplant: Hier votierte der Gemeinderat auf Wunsch der Gottlieb-Daimler-Realschule, des Otto-Hahn-Gymnasiums und der Osterholz-Grundschule für die größere Variante, die in zehn Jahren Platz für 2500 Schüler bieten soll. Derzeit sind es an den drei Schulen 2000 Schüler. Für das größte Schulbauprojekt Ludwigsburgs, das im Jahr 2028 fertig sein soll, sind derzeit 80 bis 100 Millionen Euro Baukosten aufgerufen.