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Kommandant muss noch in die Ausbildung

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Der neue Feuerwehrkommandant in Ludwigsburg: Ben Bockemühl.Foto: Stadt Ludwigsburg
Als er gefunden war, war die Erleichterung groß: Ben Bockemühl wird ab September Feuerwehrkommandant in Ludwigsburg. Doch um Fachbereichsleiter im höheren Dienst werden zu können, wird der 37-Jährige nachlegen müssen. Und so wird Ludwigsburg ab April 2019 erneut für ein Jahr ohne Kommandanten sein.

Ludwigsburg. Eineinhalb Jahre hatte die Stadt vergeblich gesucht, im Mai 2018 kam dann die erlösende Nachricht. Nach der langen Durststrecke war ein neuer Feuerwehrkommandant gefunden: Ben Bockemühl, bis dahin Feuerwehrchef in Villingen-Schwenningen. Dort sorgte seine Kündigung nach nur einem Jahr Amtszeit für eine Überraschung, doch das Angebot aus Ludwigsburg war offenbar verführerisch, bedeutet es doch einen eigenen, neu geschaffenen Fachbereich Feuerwehr und Bevölkerungsschutz inklusive einer A14-Dotierung.

Die Aufwertung der Stelle im April 2017 – eigentlich, um sie auf der Suche nach guten Bewerbern attraktiver zu machen – hat jedoch ihre Tücken. Laut Landesfeuerwehrverband zieht sich das Problem, Führungskräfte im Ehren- und Hauptamt zu finden, durch das ganze Land. Kommt dann die Anforderung höherer Dienst hinzu, wird die Luft dünn. So auch in Ludwigsburg: Nach zwei Ausschreibungen ohne Ergebnis setzte die Stadt auf Headhunter. Er sei „abgeworben worden“, bestätigte Bockemühl seiner Heimatzeitung. „Ich hätte mich selber nicht beworben. Ich war im Schwarzwald angekommen“, wird er zitiert.

Die Personalberater fanden nach LKZ-Informationen sogar zwei Kandidaten, der heute 37-jährige und damit jüngere Ben Bockemühl machte letztendlich das Rennen. Der muss aber noch in die Weiterbildung, obwohl er am 3. September seinen Dienst antreten soll. Für eine A14-Besoldung ist der höhere Dienst die Voraussetzung, eine Qualifikation, die der ehemalige Hauptschullehrer und Kreisbrandrat nicht hat.

Und so wird Bockemühl die Stadt im Frühjahr 2019 erst einmal wieder verlassen, um seine Ausbildung nachzuholen. „Der neue Kommandant wird am 1. April 2019 einen einjährigen Lehrgang für den höheren feuerwehrtechnischen Dienst besuchen“, bestätigt die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung. Die erneute Vakanz kommentiert die Verwaltung zuversichtlich: Wie schon in den vergangenen eineinhalb Jahren werde das eine Jahr überbrückt werden „mit dem bewährten Duo als Stellvertretung in der Kommandantur: Hans-Peter Peifer als hauptamtlicher, Alexander Huppert als ehrenamtlicher Feuerwehrmann“.

Bockemühl folgt Andreas Thoß nach, der im Januar 2017 von seinem Amt als Feuerwehrkommandant abberufen worden war – ein Novum in Ludwigsburgs Geschichte. Thoß war 2007 nach drei schnellen Führungswechseln als Kommandant gekommen. Der Abberufung vorausgegangen waren heftige Spannungen zwischen Thoß und den Abteilungen, die durch eine Affäre um absichtlich ausgelöste Fehlalarme durch Angehörige der Freiwilligen Innenstadtabteilung noch verschärft wurden. Zwei Angehörige der Abteilung wurden deswegen Anfang 2016 verurteilt.

Seit dem Weggang von Thoß und vor allem, seit im August 2017 klar wurde, dass er auf eine Klage gegen seine Abberufung verzichtet, ist die Feuerwehr unter der Interimsführung von Peifer und Huppert wieder im ruhigen Fahrwasser. Thoß ist seither mit Brandschutzaufgaben in der Stadtverwaltung betraut.

„Die Arbeit im Team steht für mich an vorderster Stelle“, hatte Bockemühl gesagt, nachdem er im Mai vom Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung zum Feuerwehrkommandanten gewählt worden war. Dass dies entscheidend sein kann, kennt er von seiner vorherigen Stelle in Villingen-Schwenningen. Sein Vorgänger dort hatte den Kommandantenjob nach einem Jahr hingeschmissen, weil er die 420-köpfige Feuerwehr nicht befrieden konnte. In Villingen-Schwenningen gibt es seit langem Streit zwischen Haupt- und Ehrenamt.

In Ludwigsburg, das in Sachen Bevölkerungs- und Katastrophenschutz deutlich zulegt, kann Bockemühl Gas geben. In der Hauptwache richtet der Kreis einen Führungsstab für den Katastrophenfall ein, das Polizeipräsidium rüstet auf mit einem neuen Führungs- und Lagezentrum inklusive Katastrophenschutz.

Die Vernetzung nimmt dabei einen großen Raum ein, nicht zuletzt, weil in Zeiten von Terror und Klimawandel immer wieder justiert werden muss. Bockemühl war bereits in seinen vorherigen Stellen, etwa als Kreisbrandrat, sehr aktiv im Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz. Er war aktuell für Nachfragen nicht zu erreichen.

Des einen Freud, des anderen Leid: In Villingen-Schwenningen hat nach dem Weggang Bockemühls die verzweifelte Suche nach einem neuen Feuerwehrkommandanten längst begonnen. Zuletzt war laut darüber nachgedacht worden, die doppelstädtische Feuerwehr im Ehrenamt leiten zu lassen, um die schwierige Suche zu erleichtern.