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Ludwigsburger Feuerwehr sucht einen Kommandanten, der bleibt

Ben Bockemühl wird 2018 nach Ludwigsburg abgeworben und nutzt seine einjährige Lehrzeit auf Reisen, sich in Bonn eine neue Stelle zu suchen.Archivfoto: Stadt Ludwigsburg
Ben Bockemühl wird 2018 nach Ludwigsburg abgeworben und nutzt seine einjährige Lehrzeit auf Reisen, sich in Bonn eine neue Stelle zu suchen. Foto: Stadt Ludwigsburg
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Von 1998 bis 2003, ist Jürgen Mayer (links) Kommandant – hier 2000 mit dem ehemaligen Ersten Bürgermeister Eberhard Wurster (rechts) und Heinrich Öchsle, geehrt für 40 Jahre Freiwillige Feuerwehr.Archivfoto: Alfred Drossel
Von 1998 bis 2003, ist Jürgen Mayer (links) Kommandant – hier 2000 mit dem ehemaligen Ersten Bürgermeister Eberhard Wurster (rechts) und Heinrich Öchsle, geehrt für 40 Jahre Freiwillige Feuerwehr. Foto: Alfred Drossel
Heino Nordmeyer (links) 2006 mit dem damaligen Ersten Bürgermeister Andreas Hesky. Im selben Jahr gehen beide ihrer Wege: Der eine zur Feuerwehr nach Minden, der andere wird OB in Waiblingen.Archivfoto: Alfred Drossel
Heino Nordmeyer (links) 2006 mit dem damaligen Ersten Bürgermeister Andreas Hesky. Im selben Jahr gehen beide ihrer Wege: Der eine zur Feuerwehr nach Minden, der andere wird OB in Waiblingen. Foto: Alfred Drossel
Es kehrt keine Ruhe ein: In 24 Jahren hatte die Feuerwehr Ludwigsburg vier Kommandanten, jetzt geht die Suche erneut los. Und wieder setzt die Stadt auf Headhunter, um im leeren Markt Kandidaten zu finden. Daran wird Kritik laut.

Ludwigsburg. Erneut klafft eine Lücke in der Führung der Ludwigsburger Feuerwehr – und erneut setzt die Stadt auf ein Personalunternehmen, um einen neuen Kommandanten zu finden. Mit geteiltem Echo: „Wenn man jemand G‘scheites finden will, braucht man den regionalen Bezug.“ Der Präsident des Landesfeuerwehrverbands findet klare Worte. Frank Knödler: „Headhunter können so etwas nicht. Da braucht man Leute, die sich mit Feuerwehr auskennen.“

Brandschutzbedarfsplan wartet noch auf die Umsetzung

Mit seiner Kritik ist er nicht der einzige. Denn auch Ben Bockemühl, gerade einmal drei Jahre in Ludwigsburg – und davon lediglich zwei präsent –, war von Villingen-Schwenningen (nach nur einem Jahr als Kommandant) nach Ludwigsburg abgeworben worden, das ihn nun wieder ziehen lassen musste. Damit macht er sogar Heino Nordmeyer Konkurrenz, der in der wechselvollen Reihe der Kommandanten mit nicht einmal zwei Jahren ganz vorne liegt (siehe rechts).

Schlimmer noch als die Unruhe, die dadurch entsteht: Erst im September 2021 hatte Bockemühl einen neuen Brandschutzbedarfsplan vorgestellt, der nach und nach implementiert und weiterentwickelt werden sollte. Im Zentrum stehen Personalplanung und Einsatzpläne wie Organisationsentwicklung, neben Details wie einer größeren Feuerwache – alles im Blick auf die sogenannten Schutzziele einer leistungsfähigen Feuerwehr.

Geteilte Führung auf mehreren Schultern

Die greift mit 50 haupt- und rund 250 ehrenamtlichen Mitarbeitern derzeit in ihrer Not auf Bewährtes zurück. Hans-Peter Peifer, der erste Stellvertreter des Kommandanten und auch des Kreisbrandmeisters, ist – wie schon 2017 nach Andreas Thoß – erneut kommissarischer Kommandant. Er ging 2021 nach 40 Jahren in den Ruhestand, der Plan war eigentlich: Einsätze nur noch als Freiwilliger. Aktiviert wurde auch Volker Henning, vormals Chef vom Fachbereich Bürgerschaftliches Engagement, der seinen Renteneintritt vom 1. Januar auf 31. März verschoben hat. Unterstützt wird er von Marius Volle, Brandamtsrat und Ingenieur – ab April werde der dann „aus dem Rathaus unterstützt“, so die Stadtverwaltung.

Das selbstgestrickte Konstrukt ist nach all den Jahren der Unruhe nicht die beste Voraussetzung, um, wie Bockemühl 2021 sagte, „gemeinsam neue Wege“ zu gehen. Zumal die Stadt viel in ihn investiert hatte. Sein einjähriger Lehrgang kostete laut Stadt 15.000 Euro, hinzu kommt über die Zeit noch seine A13-Dotierung, das sind mindestens 60000 Euro brutto. Für den Headhunter wurden nochmal 40.000 Euro fällig – abgesehen von Zeit- und Energieinvestition Geld, das für Ludwigsburg keine Früchte trägt. Die Stadt sieht dies auf Nachfrage als immanentes Risiko des Prozesses. Eine Rückzahlung der Kosten sei rechtlich zudem umstritten.

Höherer Dienst als Voraussetzung schränkt den Bewerberkreis ein

Der Lehrgang war nötig, weil Bockemühl vom gehobenen in den höheren Dienst aufsteigen musste, um die Fachbereichsleiterstelle mit A14 ausfüllen zu können. Schon 2017 tat sich die Stadt schwer, geeignete Bewerber zu finden, auch jetzt greift sie in einer beschränkten Ausschreibung erneut auf ein Personalunternehmen zurück. „Steuern Sie als umsichtige Führungspersönlichkeit unsere Feuerwehr in die Zukunft!“ war kürzlich im Staatsanzeiger zu lesen, A14-Dotierung als Kommandant und Fachbereichsleiter Feuerwehr und Bevölkerungsschutz inklusive. Die Stadt habe mit externen Firmen gute Erfahrungen gemacht, so die Verwaltung auf Anfrage.

Der Markt für Fachleute im höheren Dienst sei schwierig, sagt Frank Knödler. Er rät dazu, lieber im Umfeld Leute zu suchen, „die im Team einer Berufsfeuerwehr sind und eine Feuerwehr leiten wollen“. Diese könnte man über die Jahre aufbauen und nicht sofort bei A14 festlegen. „Das ist nicht attraktiv.“ So sei es etwa möglich, in Stuttgart nach geeigneten Bewerbern zu suchen, die auch blieben..

Momentan geht es eher andersherum: Die Fluktuation von Ludwigsburg nach Heilbronn oder Stuttgart, mit geregeltem 24-Stunden-Dienst, ist hoch. In Personal muss investiert werden. Knödler: „Wenn man kein Geld ausgibt, um ein System zu stabilisieren, muss man sich nicht wundern, wenn es nicht funktioniert.“