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Mann+Hummel
Mann+Hummel stellt Strategie zur Produktionsschließung vor

Vergebliche Demonstrationen gegen den Abbau von 400 Jobs: Wochenlang haben Mann+Hummel-Mitarbeiter protestiert. Foto: Holm Wolschendorf
Vergebliche Demonstrationen gegen den Abbau von 400 Jobs: Wochenlang haben Mann+Hummel-Mitarbeiter protestiert. Foto: Holm Wolschendorf
Rentenbrücke, Transfergesellschaft und Abfindungen: Filterhersteller stellt Strategie zur Produktionsschließung vor

Ludwigsburg. Seit vergangenem Freitag haben 400 Beschäftigte von Mann+Hummel traurige Gewissheit: Die Produktion am Ludwigsburger Stammsitz des Filterherstellers wird bis Ende 2022 auslaufen. Am Dienstag hat das Unternehmen die Betroffenen über Einzelheiten des damit einhergehenden Jobabbaus unterrichtet. Wegen der coronabedingten Hygiene- und Abstandsvorschriften dauerten die Informationsrunden für die in Gruppen aufgeteilten Mitarbeiter bis tief in die Nacht. Gestern ging das Unternehmen mit den Eckdaten der Einigung über die Produktionsschließung an die Öffentlichkeit.

Jobabbau in mehreren Stufen

Wie Mann+Hummel gestern mitteilte, erfolgt der Personalabbau in mehreren Stufen. Betont wurde laut Mitteilung, dass er „so sozialverträglich wie möglich“ gestaltet werden solle.

Gelöst wurde dem Vernehmen nach auch der Streit um Arbeitsplatzangebote von Seiten des Unternehmens an den deutschen Mann+Hummel-Standorten in Speyer/Rheinland-Pfalz, Marklkofen/Bayern und Sonneberg/Thüringen. Der Betriebsrat hatte die Angebote als alternativlose Zwangsversetzungen kritisiert. Nach der jetzt getroffenen Einigung erhält der überwiegende Teil der betroffenen Mitarbeiter eine Wahlmöglichkeit: Sie können entweder zu einem freien Arbeitsplatz in einem der Werke wechseln. Das Unternehmen will den Mitarbeitern, die dieses Angebot annehmen, eine Mobilitätsunterstützung zahlen. Alternativ erhalten die Mitarbeiter laut gestriger Mitteilung das Angebot einer Abfindungszahlung. Deren Höhe richtet sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit.

Viele langjährige Beschäftigte

Zahlreiche Beschäftigte, die durch die Produktion ihre Arbeitsstelle verlieren, sind schon viele Jahre bei dem Ludwigsburger Traditionsunternehmen angestellt. 30 Jahre und sogar mehr als 40 Jahre sind keine Seltenheit.

Den berechtigen Sorgen dieser langjährigen Mitarbeiter, auf dem Arbeitsmarkt chancenlos zu sein, wurde in der Einigung wohl auch Rechnung getragen. „Rentennahen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird durch die Einrichtung einer Rentenbrücke der Übergang in die Rente erleichtert“, hieß es.

Ein weiterer Eckpunkt der Einigung ist, dass es Angebote für den Übertritt in eine Transfergesellschaft geben wird. Dies war vom Betriebsrat gefordert worden. Eine Transfergesellschaft verfolgt das Ziel, Beschäftigten, denen die Arbeitslosigkeit droht, eine Neuorientierung auf dem Arbeitsmarkt zu erleichtern und sie in neue Jobs zu bringen.

Mann+Hummel hat im Sommer vergangenen Jahres die Produktionsschließung angekündigt. Der Stammsitz in Ludwigsburg solle zum reinen Forschungs- und Entwicklungsstandort ausgebaut werden, hieß es. Auch die Verwaltung solle dort bleiben. Bisher wurden in dem Werk Kraftstoff-, Öl- und Luftfilter für die Automobilindustrie hergestellt. Nach Unternehmensangaben arbeitet das Werk nicht mehr profitabel. Die Schließungspläne hatten bei den Betroffenen Wut und Widerstand ausgelöst. Wochenlang gab es Proteste, Mahnwachen und Menschenketten vor dem Firmensitz in der Schwieberdinger Straße.

Mit dem Auslaufen der Produktion in Ludwigsburg werden weiterhin über 1000 Menschen an dem Standort arbeiten, teilte Mann+Hummel gestern mit. Das Unternehmen, das international zu den führenden Filterherstellern zählt, hat weltweit an mehr als 80 Standorten gut 22000 Mitarbeiter, die im Jahr 2019 einen Umsatz von 4,2 Milliarden Euro erwirtschaftet haben.