1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Weststadt
Stadt will Teile des Nestlé-Areals kaufen

Schluss mit Getreide-Kaffee: Auf dem Nestlé-Areal am Bahnhof steht die Produktion still. Werner Spec will die Zukunft des Geländes mitgestalten. Im ersten Halbjahr soll der Teilerwerb des Areals westlich des Bahnhofs geprüft werden. Unter Denkmalschu
Schluss mit Getreide-Kaffee: Auf dem Nestlé-Areal am Bahnhof steht die Produktion still. Werner Spec will die Zukunft des Geländes mitgestalten. Im ersten Halbjahr soll der Teilerwerb des Areals westlich des Bahnhofs geprüft werden. Unter Denkmalschutz stehen das Lagergebäude an der Bahnlinie sowie das Gebäudeensemble Franckstraße 5/Pflugfelder Straße 31. Foto: Holm Wolschendorf
Nestlé hat den Produktionsstandort in Ludwigsburg zum Jahresende aufgegeben. Doch was folgt dem Rückbau der Produktionsanlagen? Oberbürgermeister Werner Spec hat Interesse an einem Teilerwerb des Areals am Bahnhof.

Das Aus für die Produktion im Caro-Werk hatte die Mitarbeiter des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé im vergangenen Jahr kalt erwischt. Auch für Ludwigsburg bedeutet dies einen Einschnitt – schließlich gehörte der Ersatz-Kaffee Marke Unifranck 150 Jahre lang zu Ludwigsburg und hat die Entwicklung der Stadt geprägt.

Jetzt will die Stadtverwaltung die zukünftige Entwicklung der ehemaligen Nestlé-Produktionsstätte prägen. „Wir haben Interesse an einem Teilerwerb der Flächen“, sagt Oberbürgermeister Werner Spec im Gespräch mit unserer Zeitung. Er meint die Gebäude und Flächen in Richtung Westportal und Bahngleise. Die von einem IT-Unternehmen genutzten Gebäude an der Pflugfelder Straße seien nicht betroffen. „Es geht uns darum, im Interesse der Allgemeinheit die Funktionalität des Bahnhofs zu erhöhen“, formuliert Spec sein Hauptziel.

Der Hintergrund: Der Bau einer zweiten Bahnhofsunterführung wird von der Stadt schon länger als dringend notwendig erachtet. Die Zahl der Fahrgäste übersteigt zu bestimmten Zeiten das Fassungsvermögen der bestehenden Unterführung zu den Gleisen. Ein zweiter Durchstoß, der vom Busbahnhof ausgehend auf dem Nestlé-Areal mündet, soll Entlastung bringen. Nestlé hatte seinerzeit die Zustimmung zu den Plänen signalisiert. Die Stadt will die Möglichkeit für einen solchen zweiten Westausgang nicht dadurch gefährden, dass Nestlé an einen Dritten verkauft.

Doch es geht Spec um mehr. Er möchte Teile des Areals auch dazu nutzen, um neue Mobilitätsformen am Bahnhof zu etablieren. Verleihstationen für E-Tretroller oder andere neue Techniken. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Nutzerverhalten anspringt, sobald wir die entsprechende Infrastruktur bieten.“

Zur Entlastung der Myliusstraße vom Verkehr auf der anderen Seite des Bahnhofs sieht Oliver Linder (Stadtplanung und Vermessung) auf dem Nestlé-Areal auch Potenziale für das Thema Holen und Bringen mit dem Auto. Darüber hinaus könnte Spec sich vorstellen, viel alte Bausubstanz zu erhalten und Arbeitsplätze für Kreative anzusiedeln. Seine Vision: „Die Symbiose von Tradition und Innovation vom Bahnhof aus in Richtung Weststadt spürbar machen.“ Auch ein Hotel biete sich auf dem Areal an.

Die Stadt sei bereits in Gesprächen mit Nestlé. Spec gibt sich optimistisch. Sein Interesse sei es, möglichst noch im ersten Halbjahr eine Einigung zu erzielen.

Ebenfalls an den Bahngleisen liegt in unmittelbarer Nähe das Kepler-Dreieck, das die Stadt bereits vor Jahren erworben hat. Die Ideen für dieses Filetgrundstück an den Gleisen reichten vom modernen Green Tower, einem Öko-Hochhaus nach Freiburger Vorbild, bis zum Alternativstandort für das Staatsarchiv. Auch als Zustiegsstation für eine Seilbahn in die Weststadt wurde das Gelände gehandelt. All diese Pläne wurden jedoch nicht weiter verfolgt, noch immer liegt das Gelände brach. Der Oberbürgermeister sieht darin jetzt einen Glücksfall: „Es bietet sich die riesengroße Chance für eine übergreifende städtebauliche Lösung.“

Anne Mayer-Dukart (stellvertretende Fachbereichsleiterin des Stadtplanungsamts) sieht an diesem Standort künftig ein urbanes Quartier. Mit einem markanten Hochhaus ließe sich ein städtebaulicher Akzent setzen, so Mayer Dukart. Die Hochhauskonzeption der Stadt aus dem Jahr 2016 nennt das Kepler-Dreieck ausdrücklich als geeigneten Standort.