Ludwigsburg. Der Mobilitätsausschuss hat sich vom Zweckverband Stadtbahn über den aktuellen Stand informieren lassen – und so manches war auch den Fraktionen neu. Vieles ist, so der Eindruck in der CDU-Fraktion, klarer geworden. „Unsere Fragen zu Problempunkten, die wir gestellt haben, sind jetzt auf eine sehr gute Art und Weise beantwortet worden“, stellte Fraktionschef Klaus Herrmann am Donnerstagabend fest. Was nicht nur ein Lob in Richtung Zweckverband sein soll. Die CDU rückt damit auch politisch der Stadtbahn ein Stück weit näher.
Zu den Antworten gehörte der Bypass zum Bahnhof: Ein eigener Stadtbahn-Tunnel soll von der Uhlandstraße unter den Gleisen hindurchgeführt werden. Damit wäre der Schillerdurchlass entlastet. Schwieberdingen sei mit drin, die Weststadt werde mit Bussen erschlossen. Auch die Info über Zuschüsse für den Betrieb und die Verlegung der Leitungen für die Stadtbahn seien neu, so die CDU.
Grund für den Stimmungswandel ist insbesondere das, was in der Diskussion als „Kompromiss“ und auch vom Zweckverband Stadtbahn inzwischen als „Stammlinie“ bezeichnet wird. Die Planungen bleiben beim Grundkonzept mit einer Linienführung, der alle Kommunen 2018 zugestimmt haben (sogenannte Variante: Mitfall 1). Als Stammlinie gilt aber nun nur die Verbindung von Markgröningen zum Bahnhof Ludwigsburg (Modul 1) sowie die Erweiterung nach Pattonville/Remseck (Modul 2). Ausgeklammert bleibt vorerst die Linie Schlösslesfeld/Oßweil (Modul 3), die mit beantragt werden soll, aber zu der man sich noch nicht bekennen muss.
Beschluss für die Stammstrecke
„Eine endgültige Entscheidung, ob und wie diese gebaut wird, kann zu einem späteren Zeitpunkt fallen“, so Frank von Meißner vom Zweckverband. „Für die Stammstrecke benötigen wir aber einen Beschluss, der bindend ist.“ Diese Strategie ist für die CDU ein maßgeblicher Punkt. „Module 1 und 2 der Stammstrecke können wir mittragen“, so Herrmann. Bei der Strecke ins Schlösslesfeld und nach Oßweil habe die Fraktion noch Fragen zu Kosten und zur Oberleitung. Die Freien Wähler lehnen die Strecke ins Schlösslesfeld und nach Oßweil komplett ab. Wegen der Oberleitungen und weil es unwirtschaftlich sei. Andreas Rothacker, der seine Arbeit als Stadtrat aus Zeitgründen niederlegen wird, kündigte sogar an, auch als Bürger gegen diese Linie ins Feld zu ziehen.
Geschäftsführer von Meißner wies dies zurück, die Innenstadtstrecken würden nur zusammen mit der Markgröninger Linie voll wirksam werden. Auch die Wirtschaftlichkeit sei gegeben. Umgekehrt hätte aber auch eine gekappte Strecke Markgröningen–Ludwigsburg den Weg zu einer Stadtbahn verhindert. „Dann hätten wir dort nur einen Eisenbahnbetrieb.“ Der Nutzen sei umso höher, je mehr Stadtbahn es gebe.
Zu den Oberleitungen sagte er, dass es hier schlichte Lösungen gebe. Ohne Leitungen gebe es in ganz Deutschland keine Stadtbahn. Würde man teilweise ohne Oberleitungen fahren, so eine der Überlegungen, müssten die Fahrzeuge auch mit Batterietechnik ausgestattet werden. Dies sei nicht sinnvoll und nicht umweltfreundlich.
Positive Signale vom Land
Das Landesverkehrsministerium unterstützt die Strategie in Ludwigsburg, es gebe „positive Signale“. Ob der Bund, der für die Finanzierung maßgeblich ist, dies ebenso sieht, ist noch offen. Von Meißner drängt denn auch, jetzt in die Vorplanungen zu gehen, weil die Zeit knapp wird. „Bis zum Frühsommer brauchen wir eine Verständigung zum Gesamtnetz.“ 2028 könnte dann die erste Bahn fahren.
Die Grünen drängen ebenfalls darauf, es sei jetzt offensichtlich, dass man „schnell handeln muss“, so Christine Knoß. Sie begrüßte auch die Tunnellösung mit dem Bypass. „Das ist sehr positiv, ich bin überrascht, eine elegante Lösung.“ Anders als CDU und Freie Wähler hält sie die Innenstadtachse über die Wilhelmstraße ins Schlösslesfeld und nach Oßweil für unverzichtbar. „Die Stadtbahn muss durch die Stadt gehen, auch die Innenstadt, das Blühende Barock und das Krankenhaus andienen“, betonte auch SPD-Fraktionschefin Margit Liepins. Es sei heute ein „besonderer Moment“, findet sie, die SPD stehe voll dahinter.
Dass Ludwigsburg die „kleinste Stadt mit eigener Stadtbahn“ sei, wie FDP-Stadtrat Sebastian Haag kritisierte, bestätigte von Meißner nicht. „Die Flotte ist klein, das ist sportlich, aber deshalb ist es sinnvoll, das Stadtbahnnetz zu erweitern.“ Es gebe auch andere Städte wie Ulm, die kleine Stadtbahnen haben. „Und dort will niemand mehr auf die Straßenbahn verzichten.“