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Nahverkehr
Teils Freude, teils Bauchgrimmen

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Eine BRT-Busspur der Straßburger Verkehrsbetriebe CTS, wo sich die Ludwigsburger Stadträte einst umgesehen hatten. Zwischen Kehl und Straßburg wird jedoch die Straßenbahn ausgebaut, ein Abschnitt ist dieser Tage eingeweiht worden. Archivfoto: privat
Gemeinderat stimmt Doppelstrategie mit Stadtbahn und BRT-Bussen zu – Rathausspitze wertet es als Signal in die Region

Ludwigsburg. Stadtbahn oder BRT-System (Bus Rapid Transit) mit einer Reaktivierung der Markgröninger Bahnstrecke – die Fronten schienen verhärtet. Aus Sorge um eine Kampfabstimmung hatte die Rathausspitze eingelenkt und versucht, über das Verkehrsministerium in Stuttgart die Fördermöglichkeiten für beide Lösungen abzuchecken. Wie berichtet, zeigte sich das Ministerium mit der Strategie einig, dass beides vorangetrieben wird, um den Nahverkehr zu verbessern. „Der Kompromiss ist nicht förderschädlich“, so OB Werner Spec bei der Beratung am Mittwoch im Gemeinderat.

Das hat den Weg für die jetzt vorliegende Doppelstrategie freigemacht, wofür die Verwaltung ein einstimmiges Votum vom Gemeinderat bekommen hat (wir berichteten). Erleichtert dankte der Oberbürgermeister den Stadträten, sein Baubürgermeister spricht von einem „eindrucksvollen Ergebnis und einem Signal auch in die Region hinaus“.

Worum es geht, legte Spec dar. Die Reaktivierung der Bahnstrecke soll bis in die Region hinein wirken, bei den BRT-Bussen sprach er von einem raschen Ausbau im Stadtgebiet und darüber hinaus bis in die Nachbarkommunen. Etwas verhaltener klang der Hinweis, dass man sich mit dem Förderantrag für eine Niederflur-Stadtbahn diese „Option bewahrt“. Baubürgermeister Michael Ilk äußerte sich zum Vorwurf, dass sich die Verwaltung nur halbherzig für die Stadtbahn einsetze: „So ist es nicht“, sagte er.

Nicht alle stimmten in das Loblied mit ein. Zweifel trug die SPD vor, die nicht überzeugt ist, dass die Doppelstrategie funktioniert. „Wir werden nicht lange zweigleisig fahren können“, so Fraktionsvorsitzende Margit Liepins. „Wir werden uns entscheiden müssen.“ Sollte erst einmal die Bahn möglicherweise mit einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Zug auf der reaktivierten Markgröninger Strecke fahren, werde dort später nicht auf eine Stadtbahn umgerüstet. Auch hinter die BRT-Busse setzte sie ein Fragezeichen, selbst in Straßburg und Kehl habe man die Stadtbahn erweitert – und nicht auf die BRT-Busse gesetzt. „All diese Städte kommen zu dem Ergebnis, dass man mit einer Stadtbahn besser aufgestellt ist“, sagte sie. Nur der „Not gehorchend“ stimme die SPD der Doppelstrategie zu.

Ganz andere Töne kamen von der FDP. Jochen Eisele freut sich auf die Busse und kann sich auf der Markgröninger Strecke einen Brennstoffzellen-Zug vorstellen, auch wenn es fraglich ist, ob der Abschnitt überhaupt betrieben wird und ob dort ein solches Fahrzeug zum Einsatz kommt. „Wir wollen auch keinen Schwarzweiß-Fernseher mehr“, sagte er.

Für schlüssig halten das Konzept die Freien Wähler und die CDU. „Unser Ziel kann nicht sein, keine Lösung zu finden“, resümierte FW-Fraktionschef Reinhard Weiss. Besser als gar nichts, so die Perspektive. Die CDU erinnerte daran, dass nicht nur der Nahverkehr verbessert, sondern auch etwas für den Autoverkehr getan werden müsse. „Es ist eine gute Entscheidung“, befand Klaus Herrmann.

Die Feinstaub-Problematik zeige, dass man seit Jahren zu wenig auf Alternativen zum Autoverkehr gesetzt habe – auch in Ludwigsburg, sagte Grünen-Stadtrat Markus Gericke. Wichtig sei, die Doppelstrategie aktiv anzugehen und auch die Stadtbahn voranzubringen. „Die Freude überwiegt“, so sein Fazit. „Wir setzen jetzt auf zwei Pferde, wir müssen keines verhungern lassen.“

Nur mit „Bauchgrimmen“ stimmten die Ökolinx-Stadträte zu. Lubu-Stadträtin Elga Burkhardt befürchtet angesichts der Doppelstrategie, dass die Diskussionen sich weiter in die Länge ziehen werden. „Die erste Aufgabe ist, möglichst schnell die Busse zu beschleunigen“, mahnte der parteilose Stadtrat Harald Lettrari.