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Kürbisausstellung 2024
Wie aus einer kleinen Saat Europas schwerster Kürbis wird

Für solch dicke und schwere Kürbisse braucht es Spezialgerät.
Für solch dicke und schwere Kürbisse braucht es Spezialgerät. Foto: Christoph Schmidt/dpa
Die schwersten Kürbisse Europas sind am Sonntag wieder in Ludwigsburg gewogen worden. Mittlerweile bringt ein Gewinner mehr als eine Tonne auf die Waage. Wie das zu schaffen ist, verrät der Deutsche Meister.

Ludwigsburg. Zur Europameisterschaft im Kürbiswiegen reisen die Züchter alljährlich mit schwerem Gepäck, um sich im Kampf um den Titel buchstäblich zu messen. Aufs Gewicht kommt es hier an. Wer am meisten auf die Waage bringt, trägt den Titel davon.

Aber wie wird ein Kürbis so groß? Ist da Doping im Spiel? Und was geschieht nach dem Wiegen mit dem Fruchtgemüse? Der amtierende Deutsche Meister Matthias Würsching verrät seine Tricks.

Was unterscheidet den Riesenkürbis vom Kürbis am Marktstand?

Riesenkürbisse (Cucurbita maxima) sind in der Familie der Kürbisgewächs eine eigene Pflanzenart, bei der es vor allem um eines geht: um die Größe. Zu dieser Sorte gehört der „Atlantic Giant“, der im Normalfall 25 bis 50 Kilogramm schwere Früchte ausbildet und mit dem auch die Weltrekorde erzielt werden. Geerntet werden die riesigen Exemplare im September und Oktober. Sie haben zwar einen hohen Wasseranteil, aber trotzdem festes Fruchtfleisch in gelboranger Farbe.

Wer ist Weltrekordhalter?

In Ludwigsburg ging es zwar nur um den Titel des Europameisters. Aber natürlich will jeder Züchter auch den Weltrekord knacken. Der aktuelle Rekord liegt bei 1247 Kilogramm. So schwer war der Kürbis, den der US-amerikanische Kürbiszüchter Travis Gienger aus Minnesota im vergangenen Jahr präsentierte. Den Bestwert stellte der Gartenbaulehrer mit seinem Koloss beim Kürbiswiegen im kalifornischen Half Moon Bay auf. Der Europameister im Kürbiswiegen vom Sonntag ist Mario van Geel aus Belgien. Sein Kürbis wog am Sonntag 1152 Kilo.

Werden die Kürbisse von Jahr zu Jahr schwerer?

Ja, tatsächlich hat kein Rekord lange Bestand. „Die Züchter verbessern ihr Saatgut Jahr für Jahr, sie tauschen die guten Kerne, bestäuben per Hand, kreuzen die größten Kürbisse der Champions“, sagt der dreifache Deutsche Meister Würsching. Sein erster Kürbis in Ludwigsburg war im Jahr 2006 noch 385 Kilo schwer, das ist nur fast ein Drittel des heutigen Gewichts. Im vergangenen Jahr reichten dem Hessen in Ludwigsburg 967 Kilo zum deutschen Titel, in diesem Jahr waren es knapp 50 mehr.

Wie können Kürbisse solche Dimensionen annehmen?

Tricks und Handwerk, das ist alles. „Genmanipulation ist da keine im Spiel“, sagt Würsching. Die Samen seien das A und O beim erfolgreichen Züchten von Riesenkürbissen. Bei fast allen Rekordkürbissen der vergangenen Jahre handelt es sich um Vertreter der Sorte „Atlantic Giant“. Rekordgärtner raten auch, die Samen Ihrer Riesenkürbisse vorab für sechs bis sieben Stunden in kaltes Wasser zu legen. Nur Saatgut, das aufsteigt und oben schwimmt, ist keimfähig.

Und das Wetter?

Das spielt natürlich eine Rolle: Ein solcher Kürbis braucht täglich bis zu 500 Liter Wasser und viel Sonne, aber auch nicht zu viel. Denn zu schnell darf er nicht wachsen, sonst bekommt er Risse.

Das kommt noch im BlübaLeuchtende Traumpfade im Blühenden BarockDie Kürbisausstellung im Blühenden Barock geht direkt über in die Leuchtenden Traumpfade. Diese beginnen am Samstag, 26. Oktober, und enden am Sonntag, 1. Dezember. Dann verabschiedet sich auch das Blühende Barock in die Winterpause.Die Leuchtenden Traumpfade tauchen das Blüba von der Platanenallee bis zum Schüsselessee in eine geheimnisvolle Beleuchtung. Die gesamte Zeit über gibt es Schwarzlichtspiele in der Aktionsscheune. Vom 8. bis 10. November wird Schwarz-Licht-Pit-Pat gespielt. Grusel-Gewusel heißt es vom 15. bis 17. November. Vom 22. bis 23. November gibt es Neon-Leuch-Gestalten-Walking-Acts und eine Feuershow erwartet die Besucher vom 29. November bis 1. Dezember. (red)

Und das reicht schon?

Sicher nicht. Es gibt etwa Züchter, die ihren Kürbis auf dem Miststock wachsen lassen. Zudem brauchen sie viel Platz: Auf dem Kürbishof seiner Familie bietet Würsching, eigentlich Kämmerer seiner Gemeinde, seinem Titelkandidaten rund 80 Quadratmeter. „Da darf dann nur ein Kürbis wachsen. Ihm schneide ich auch die überflüssigen Triebe ab, sonst geht zu viel Kraft in die Pflanze“, erklärt er. Die eigentliche Wachstumsphase dauert rund 100 Tage, an denen die Pflanzen teils bis 25 Kilo am Tag zulegen.

Was passiert mit all den Ludwigsburger Kürbissen?

Die Kürbisausstellung im Blühenden Barock endet am 8. November mit einem Schlachtfest. Dann werden zahlreiche Kürbisse auf dem Areal zerschnitten und verspeist. Anders als etliche andere Kürbisse sind die Kolosse vom Wettwiegen nichts für Feinschmecker.

Sie schmecken nach Angaben der Veranstalter nicht besonders lecker, weil sie aus viel Wasser bestehen. Geschlachtet werden sie dennoch. Wichtig sind dann vor allem die Kerne, die sich die Züchter vorab aber auch selbst in großer Zahl sichern zum Verkauf oder Tausch.