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Wirtschaftskolumne
Unternehmen wollen wichtige Standortentscheidungen treffen

Sigrid Zimmerling.
Sigrid Zimmerling. Foto: ANDREAS DALFERTH
Die Politik muss dringend bessere Bedingungen schaffen, mahnt unsere Autorin. Sonst droht bei vielen Unternehmen eine zumindest teilweise Abwanderung.

Leitende Geschäftsführerin der IHK-Bezirkskammer Ludwigsburg

Unser Wirtschaftsstandort benötigt positive Impulse durch die Wirtschaftspolitik, spürbar und konkret, für neues Wachstum. Das bestätigt der aktuelle Wirtschaftslagebericht für den IHK-Bezirk Ludwigsburg, der unter dem Strich eine Seitwärtsbewegung zeigt, eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau: Der Saldowert aus „gut“ minus „schlecht“ Lagebewertungen hat bei rund 24 Prozent „gut“ und 28 Prozent „schlecht“ Rückmeldungen noch ein negatives Vorzeichen, das vierte Mal in Folge. Insbesondere die Kombination von rückläufigen Exporten, schwachem privatem Konsum und hohem Kostendruck hat noch keine Wende zum Besseren zugelassen.

Die Top-Geschäftsrisiken Inlandsnachfrage, Arbeitskosten, Energiepreise, Wirtschaftspolitik und Fachkräftemangel werden im Vergleich zum Jahresbeginn etwas weniger häufig genannt, geopolitische Spannungen und Auslandsnachfrage dagegen häufiger. Bei den Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate gehen 16 Prozent der Unternehmen von besseren Geschäften aus, rund 32 Prozent von schlechteren. Die inländischen Investitionsplanungen sind mit rund 17 Prozent „zunehmen“ und 30 Prozent „abnehmen“ Angaben unter dem Strich noch zurückhaltend, haben sich im Vergleich zum Jahresbeginn aber immerhin um 17 Prozentpunkte aufgehellt. Die Unternehmen stehen offenbar nicht mehr ganz so fest auf der Investitionsbremse. Das vom Bundestag beschlossene Investitionspaket mit den erweiterten Abschreibungsmöglichkeiten für Ausrüstungsinvestitionen kommt da gerade recht.

Ganz anders der Kurswechsel bei der Stromsteuer, die, anders als im Koalitionsvertrag angekündigt, jetzt zunächst nur für das produzierende Gewerbe gesenkt werden soll. Der Handel und die Dienstleister, die ebenfalls mit hohen Stromkosten kämpfen, haben das Nachsehen. Eine Senkung der Stromsteuer für die Breite der Wirtschaft muss das Ziel bleiben, denn in kaum einem anderen Land müssen Unternehmen so viel für Strom zahlen wie bei uns.

Eine steigende Beschäftigtenzahl erwarten aktuell rund elf, eine fallende 33 Prozent der Unternehmen. Der entsprechende Saldowert erholt sich im Vergleich zum Jahresbeginn um rund neun Prozentpunkte. Die Branchenanalyse zeigt, dass die Kapazitätsauslastung in der Industrie mit durchschnittlich 77 Prozent noch sehr unbefriedigend ist.

Die Folgen der US-Zollpolitik verschlechtern die Erwartungen an das Auslandsgeschäft. Im Baugewerbe scheint die Talsohle durchschritten, mit der angekündigten Infrastruktur-Investitionsoffensive der Bundesregierung als Stimmungsaufheller. Im heterogenen Dienstleistungssektor ist die Spreizung groß: Während etwa Beratungsdienstleister recht zufrieden sind, stehen Gastgewerbe und Güterverkehr durch schwächelnde Nachfrage und hohe Kosten unter Druck. Der Einzelhandel verzeichnet noch viel Kaufzurückhaltung. Der produktionsverbindende Großhandel kämpft unverändert mit der reduzierten Nachfrage aus Industrie und Baugewerbe.

Neben dieser Konjunkturumfrage zeigen auch die Ergebnisse unserer jüngsten IHK-Standortumfrage, dass die Unternehmen angesichts der hohen Standortkosten und Bürokratielasten jetzt dringend mehr Rückenwind von der Politik benötigen. Entlastung und Beschleunigung sind das Gebot der Stunde. Knapp jedes zweite Unternehmen hat uns in der Standortumfrage angegeben, dass es in den nächsten fünf Jahren wesentliche Standortentscheidungen treffen will.