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Internettelefonie aus dem Kreis Ludwigsburg
Der eigene Server im Keller ist das größere Risiko

Firmengründer Peter Frohmüller zeigt Citrus-Technik.Archivfoto: Holm Wolschendorf
Firmengründer Peter Frohmüller zeigt Citrus-Technik. Foto: Holm Wolschendorf
Das Pleidelsheimer Unternehmen Citrus betreibt eine von drei sogenannten Voice-Clouds in der Region Stuttgart.

Pleidelsheim. Anbieter wie Skype haben das Prinzip einst bekannt gemacht – die Rede ist von Voice over ip (VOIP), auf gut Deutsch: telefonieren per Internet. Mittlerweile ist die Technik längst fest etabliert, und so mancher Angestellte in Firmen oder der öffentlichen Verwaltung dürfte Tag für Tag mit einem traditionellen Apparat telefonieren, ohne zu ahnen, dass seine gesprochenen Worte in kleine Datenpakete aufgeteilt durchs Internet verschickt werden.

Für Peter Frohmüller dagegen ist das Alltagsgeschäft. Das von ihm gegründete Pleidelsheimer Unternehmen Citrus ist auf ebensolche Kommunikationslösungen spezialisiert – und das Interesse bei Firmen und Verwaltungen wächst. Ein wichtiger Treiber dafür ist der Trend zum Homeoffice, denn die Beschäftigten sind natürlich auch dort auf schnelle und qualitativ hochwertige Telefonie angewiesen.

Mehrheit setzt auf die Cloud

Um seinen Kunden solche VOIP-Dienstleistungen anbieten zu können, erwirbt Citrus Softwarelizenzen beim Sindelfinger Unternehmen Innovaphone. Noch vor wenigen Jahren wäre solche Software ganz selbstverständlich auf einem lokalen Server installiert worden. Mittlerweile entscheiden sich jedoch 70 bis 80 Prozent aller Neukunden bei Citrus für eine Cloud-Lösung. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass auf einem mit dem Internet verbundenen Computer eine virtuelle Telefonanlage entsteht, die von Mitarbeitern mit Internetanschluss von überall her erreicht und genutzt werden kann. Im Kreis Ludwigsburg ist Citrus laut Frohmüller der einzige Anbieter einer solchen „Voice Cloud“ und eines von nur drei Unternehmen im Großraum Stuttgart.

Für die Kunden in den Verwaltungen und Unternehmen hat eine solche Lösung beispielsweise den Vorteil, dass sie auf monatlicher Basis die Zahl der benötigten Lizenzen wechseln können, ohne entsprechend eigene Telefoniehardware vorrätig halten zu müssen.

Server im Keller nicht sicherer

Trotzdem, längst nicht alle Firmen sind bereits überzeugt von der schönen neuen Cloud-Welt. Citrus hat noch viele Altkunden, die weiterhin auf digitale Telefonanlagen setzen. Und selbst bei neuen Abschlüssen entscheidet sich mancher Chef gegen eine Cloudlösung und somit für die Installation der Telefonsoftware auf eigenen Servern. Ganz geheuer ist es wohl noch nicht jedem bei dem Gedanken, wichtige Unternehmensfunktionen über weit entfernt stehende Server laufen zu lassen. Fragt man allerdings Peter Frohmüller, ob es angesichts von Cyberangriffen oder Extremwetterlagen mittlerweile nicht das größere Risiko sei, sich auf Server im eigenen Keller zu verlassen, erhält man zur Antwort ein klares „Ja!“.

Auch beim eigenen Produkt hat Frohmüller in Sachen Sicherheit noch einmal nachgeschärft. Die Citrus-Cloud, deren Server noch vor einiger Zeit in Lorch im Schwäbischen Wald standen, ist im Frühjahr nach Frankfurt umgezogen. Dort sind die Pleidelsheimer Untermieter in einem großen Rechenzentrum. Das bringt viele Vorteile in Hinsicht auf die Ausfallsicherheit des Angebots mit sich. So kümmern sich die Anbieter großer Rechenzentren etwa um eine konstante Stromversorgung, um die Kühlung der Server und nicht zuletzt um die regelmäßige Pflege und Wartung der Geräte.

Neue Wachstumsfelder im Blick

Das Thema Cloud könnte für Citrus künftig auch über Kommunikationsdienstleistungen hinaus noch wichtiger werden, wie Firmenchef Frohmüller verrät: „Im Moment stehen wir an der Schwelle, auch Hosting-Software anzubieten.“ Ein weiteres potenzielles Wachstumsfeld sind gestochen scharfe 360-Grad-Bilder, die Citrus etwa für die Planung von WLAN-Anlagen in Firmenhallen anfertigt und die auch für andere Zwecke eingesetzt werden können.

Selbst ohne neue Produkte kann Citrus mit der Geschäftsentwicklung aber zufrieden sein. Laut Peter Frohmüller hat das Unternehmen in den letzten Jahren jeweils zwischen zehn und zwölf Prozent Umsatzwachstum verzeichnet, mit einer solchen Größenordnung rechnet er auch für die kommenden Jahre. 2022 dürfte Citrus die Umsatzmarke von sieben Millionen Euro überschreiten. Und in der Cloud ist noch viel Platz für die Installation weiterer Softwarelizenzen.