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Vortragsreihe bei Immo-Messe
Schnittstelle zwischen Mieter und Eigentümer

Jacqueline Gill. Foto: Frank Klein
Jacqueline Gill. Foto: Frank Klein
Expertin Jacqueline Gill über die Bedeutung einer funktionierenden Hausverwaltung. Überholte Technik in Altbauten gilt es zu erneuern.

Ludwigsburg. Die Wüstenrot Haus- und Städtebau entwickelt nicht nur Bauland und eigene Wohn- und Gewerbeprojekte, sondern ist auch in der Immobilienverwaltung aktiv. Das zum Wüstenrot-Finanzkonzern gehörende Unternehmen verwaltet an elf Standorten im gesamten Bundesgebiet sowie einer Filiale in Österreich rund 8200 Wohn- und Gewerbeeinheiten mit einer Gesamtfläche von mehr als 250000 Quadratmetern.

Dieses Feld wird von Eigentümern gerne vernachlässigt, was schnell zu Problemen mit den Mietern führen kann. Das gilt gerade bei älteren Immobilien. Jacqueline Gill, stellvertretende Leiterin Mietverwaltung bei der Wüstenrot Haus- und Städtebau, verdeutlicht diesen Zusammenhang am Beispiel eines Wohnquartiers in München. Die Haus- und Städtebau verwaltet neun Wohngebäude, alle 50 Wohneinheiten sind belegt. Allerdings befanden sich die in den 80er Jahren errichteten Bestandsbauten in schlechtem Zustand. „Schimmelbildung, Wasserrohrbrüche und undichte Fenster hatten bei Mietern und Eigentümern zu Frust geführt“, so Gill, „Mietminderungen waren in dieser Wohnanlage immerwiederein Thema.“

Um gegenzusteuern, wurden die Gebäudefassaden gedämmt, Böden erneuert, die Fenster ausgetauscht. Diese Maßnahmen senkten den Energieverbrauch ab, beeinträchtigten allerdings auch die Luftzirkulation. Gills Vorschlag: Die Türen wurden um zwei Zentimeter gekürzt, so kam wieder genug frische Luft in die Wohnungen. „Eigentümer, Mieter und Hausverwaltungen müssen gemeinsam schauen, wie sich die Situation verbessern lässt.“

Die anhaltend hohe Inflation sowie die stark steigenden Energiepreise stellten die Hausverwaltungen nun vor neue Herausforderungen. „Spätestens wenn die Gas- und Stromrechnungen für 2022 in den Briefkasten flattern, werden viele Mieter vor großen Problemen stehen“, sagt Gill.

Die Haus- und Städtebau arbeitet bereits an Lösungen und kooperiert beispielsweise mit dem externen Betreiber einer digitalen Immobilienplattform. In der jüngsten Sitzung habe der Produktbeirat die Einführung eines Moduls beschlossen, das Mieter dazu motivieren soll, Energie einzusparen. Die Haus- und Städtebau hat einen Sitz in diesem Beirat und kann so über die weitere Entwicklung der Plattform mitentscheiden.

„Die Mieter erfahren, wo sie mit ihren Sparbemühungen im Vergleich zu anderen Bewohnern im selben Haus stehen“, erläutert Gill. „Dabei wird auch angezeigt, wie viel Energie zusätzlich eingespart werden muss, um im Ranking höher zu klettern.“ Das sei ein neumodischer Ansatz, räumt die Verwaltungsexpertin ein, der in Zeiten explodierender Energiekosten aber durchaus funktionieren könne. Eine Hausverwaltung müsse grundsätzlich daran interessiert sein, überholte Technik in Altbauten zu erneuern und Konzepte zur CO-Neutralität der Immobilien zu entwickeln, meint Gill. Jedes Gebäude habe eine bestimmte Lebensdauer, aber auch eine eigene Geschichte. „Hausverwaltungen können dazu beitragen, diese Geschichte weiterzuschreiben.“