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Fußball: Regionalliga Südwest
Immer noch keine Lösung im Streit zwischen Stadt und SGV Freiberg

Das Wasenstadion in Freiberg ist nicht regionalligatauglich. Der SGV benötigt daher einen Ausbau. Ein reines Fußballstadion wäre wohl nur dann möglich, wenn es an anderer Stelle eine 400-Meter-Laufbahn für die Schulen und die Leichtathleten geben wür
Das Wasenstadion in Freiberg ist nicht regionalligatauglich. Der SGV benötigt daher einen Ausbau. Ein reines Fußballstadion wäre wohl nur dann möglich, wenn es an anderer Stelle eine 400-Meter-Laufbahn für die Schulen und die Leichtathleten geben würde. Foto: Holm Wolschendorf
Der SGV Freiberg hat mit den Anforderungen der Fußball-Regionalliga zu kämpfen. Die größten Probleme gibt es abseits des Rasens. Ab 1.Oktober kann nach aktuellem Stand nicht mehr unter Profibedingungen trainiert werden. Und der Streit mit der Stadt ist festgefahren.

Freiberg.. Der Start des SGV Freiberg in der Fußball-Regionalliga ist bescheiden ausgefallen. Nach sieben Spielen steht der Aufsteiger mit sechs Punkten auf dem viertletzten Platz. Spielerisch gehört der SGV zu den besseren Teams der Liga. Was wie zuletzt beim 2:2 gegen den VfB Stutt-gartII fehlt, ist die Abgebrühtheit. Mannschaft und Verein müssen noch lernen, ein Regionalligist zu sein und bemühen sich darin redlich. Am Sonntag (14 Uhr) geht es auch noch zum Spitzenreiter SSV Ulm.

„Zwei Punkte mehr könnten wir haben“, sagt SGV-Präsident Emir Cerkez. „Aber das schiebe ich nicht auf Trainer oder Spieler, sondern die Unruhe dank der Stadt Freiberg.“ Der Verein liegt seit Wochen mit der Stadtverwaltung im Streit. Es geht um Anpassungen am Wasenstadion, die für die Regionalliga erforderlich sind, und die Ausweitung des Trainings auf frühen Nachmittag und Vormittag. Während das Stadionthema auf Eis liegt, ist die Trainingsfrage für die Kicker akut. Sechsmal pro Woche will die Profimannschaft trainieren, um konkurrenzfähig zu sein, darunter zweimal am Vormittag.

Die Nutzungsordnung schließt laut Stadtverwaltung Vormittagstraining aus. Nach einer Ausnahmegenehmigung durch den Gemeinderat vom 26. Juli darf der SGV bis zum 30.September zweimal täglich am Wasen trainieren. Wie es danach weitergehen soll, ist offen. Drei Rasenplätze, ein Kunstrasen-Platz und der Rasenplatz im Stadion stehen am Wasen zur Verfügung. Laut Belegungsplan, der unserer Zeitung vorliegt, findet bisher am Vormittag und frühen Nachmittag auf den Rasenplätzen kein regelmäßiges Training statt. Am Nachmittag ist der SGV mit insgesamt 71 Stunden pro Woche auf allen Plätzen der Hauptnutzer.

Beide Parteien genervt

„Wir sehen keinerlei Bewegung. Es wird hier bewusst die Schädigung des Vereins in Kauf genommen. Uns wird nicht nur Vormittagstraining verboten, sondern auch das Abschlusstraining am Samstag vor dem Spiel gegen Ulm“, sagt Präsident Cerkez im Telefongespräch mit unserer Zeitung. Der 51-Jährige Dachdecker-Unternehmer hat viel Zeit und Geld in den Aufstieg des Vereins investiert. Spricht man mit ihm über das Verhältnis zur Stadt, wird er schnell emotional. Und auch seine Wortwahl wird von den Emotionen gelenkt. „Die Absage wird dann mit Dingen begründet, die unlogisch sind oder nicht stimmen.“

Auch Bürgermeister Dirk Schaible ist zunehmend genervt vom Streit mit dem SGV Freiberg. Und vor allem vom Tonfall. „Wir werden dafür bezahlt, um Lösungen zu finden, aber das Einmaleins des Miteinanders muss beachtet werden“, betont der frühere Handballer. „Bei uns ist die berechtigte Sorge da, dass die Plätze bei weiteren Trainingseinheiten mit allergrößter Wahrscheinlichkeit bald nicht mehr bespielbar sind.“

Grundsätzlich ist der Rathauschef ohnehin der Auffassung, dass Förderung von Profisport keine kommunale Aufgabe und das Gelände am Wasen nicht für Profifußball ausgelegt sei. Das habe er stets betont. „Der Verein hat aus meiner Sicht gewaltige Management-Fehler gemacht, weil nur auf den sportlichen Erfolg, nicht auf die Rahmenbedingungen geachtet wurde“, kritisiert der Fan des VfB Stuttgart. Cerkez und Schaible gerieten bereits 2017 auf einer Mitgliedersammlung aneinander. Wie Teilnehmer berichten, griff der Präsident den Bürgermeister damals im Streit um Sitzschalen im Wasenstadion auf offener Bühne an. Der Schultes kündigte daraufhin seine Mitgliedschaft. Sowohl Cerkez als auch Schaible betonen aber, dass man sich zwischenzeitlich ausgesöhnt hatte.

Stadt bietet Grundstück an

Als langfristige Lösung hat die Stadt dem Aufsteiger eine Fläche zum Bau eines eigenen Trainingsplatzes angeboten. Dieses Grundstück befindet sich westlich des Wasenstadions umrahmt von der Autobahn, der Kläranlage und dem Kunstrasenplatz. „Den konkreten Zuschnitt des Geländes müsste man noch diskutieren“, sagte der Erste Beigeordnete Stefan Kegreiß auf Nachfrage. Für den Trainingsplatz rechne man mit einer Fläche von 8000 Quadratmetern.

Das Grundstück in Nähe zum Wasenstadion ist laut Kegreiß ideal für einen Trainingsplatz geeignet, da der Verein dort die gesamte Infrastruktur im Wasen nutzen könnte. Allerdings sollte sich der SGV nicht zu lange mit seiner Entscheidung Zeit lassen, da alleine die Planung viel Zeit in Anspruch nehme. Anschließend sei es nötig, einen Bebauungsplan aufzustellen. Die Dauer des Verfahrens betrage zusätzlich sechs bis neun Monate. Der Regionalligist erhalte das Grundstück im Zuge einer Erbpacht auf 99Jahre für 0 Euro. „Wir unterstützen jeden Verein der Stadt, der selbst tätig wird und investiert“, sagt Kegreiß.

Doch Cerkez sieht das Angebot kritisch: „Wieso sollen wir einen Sportplatz für 1 bis 1,5 Millionen Euro bauen neben vier leeren Trainingsplätzen und wenn wir nicht einmal wissen, ob wir nächstes Jahr noch Regionalliga spielen?“

Emir Cerkez droht mit Rückzug

So festgefahren wie der Streit scheint, drängen beide Seiten zunehmend auf eine Lösung. Cerkez kommuniziert zwar nur noch über einen Anwalt mit der Stadt, doch SGV-Sportdirektor Marco Grüttner ist im direkten Austausch. „Warum kein runder Tisch mit einem neutralen Beobachter?“, schlägt Cerkez vor. Auch Schaible betont: „Selbstverständlich versuchen wir, einen Kompromiss zu finden, weil wir die Probleme nachvollziehen können.“

Sollte es keine Lösung geben, will Cerkez nicht mehr weiter Zeit und Geld investieren. Sein Mandat sei ohnehin abgelaufen, weil es aufgrund der Coronavirus-Pandemie seit drei Jahren keine Jahreshauptversammlung mehr gab. Im kommenden Jahr soll neu gewählt werden. „So hat es keinen Sinn. Da bin ich fehl am Platz. Dann soll Schaible gewinnen.“ Ohne Cerkez wäre in Freiberg wohl ohnehin kein Regionalliga-Fußball mehr möglich.