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Nutzung
Das Stadionsche Schloss soll zum Hotel werden

Das Stadionsche Schloss steht leer. Jetzt soll das im städtischen Besitz befindliche Gebäude als Hotel ausgeschrieben werden.Foto: Alfred Drossel
Das Stadionsche Schloss steht leer. Jetzt soll das im städtischen Besitz befindliche Gebäude als Hotel ausgeschrieben werden. Foto: Alfred Drossel
Die Mehrheit des Bönnigheimer Gemeinderates möchte, dass im Stadionschen Schloss künftig ein Hotel einzieht. Bürgermeister Albrecht Dautel und vier Stadträte haben erfolglos für eine Nutzung als Galerie und Ausstellungsort gestimmt.

Bönnigheim. Vor mehr als einem Jahr ist das Kunstmuseum Zander aus dem Bönnigheimer Schloss ausgezogen. Seitdem steht das imposante Gebäude weitgehend leer. Das soll sich ändern: Am Freitagabend hat der Gemeinderat die Weichen für eine neue Nutzung des Stadionschen Schlosses gestellt. Ein Hotel soll hinein, der benachbarte Kavaliersbau miteinbezogen werden. Definitiv entschieden ist noch nichts, denn zuerst soll das Schloss europaweit für eine Nutzung als Hotel ausgeschrieben werden.

In vielen nichtöffentlichen Sitzungen hatte sich der Gemeinderat bereits dafür ausgesprochen, dass die Stadt das Schloss auch künftig nicht selbst nutzen und für die Liegenschaft einen privaten Investor suchen soll. Es gebe interessierte Investoren mit unterschiedlichen Ideen, sagte Bürgermeister Albrecht Dautel. Denkbar sei ein Konzept zur Weiterführung der musealen Nutzung mit Galerie und Veranstaltungen sowie ein Konzept für die Nutzung der Liegenschaft als Hotel mit Tagungsstätte.

Nichtöffentlich hatten Investoren Konzepte und unterschiedliche Betreibermodelle vorgestellt. Für eine Galerie stehen die Ideen des Bietigheimer Galeristen Rudolf Bayer, der Hobbykünstlern Ausstellungsmöglichkeiten bieten will. Für eine Hotelkonzeption hatte sich der Gemeinderat bei dem Pforzheimer Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler umgehört. Er baut derzeit Schloss Brackenheim zum Hotel um, investiert ins Schloss Liebenstein bei Neckarwestheim und hat einen Vertrag mit dem Land über die Nutzung von Schloss Kaltenstein über Vaihingen unterschrieben (wir berichteten). Allerdings liegt bisher für Kaltenstein noch kein Bauantrag vor. Scheidtweiler hatte auch Interesse am Schloss Freudental gezeigt, als Rudolf Bayer die Immobilie zum Kauf angeboten hatte. Zum Deal ist es jedoch nicht gekommen. Unserer Zeitung gegenüber hatte Wolfgang Scheidtweiler mitgeteilt, dass erst einmal die Folgen der Coronapandemie überwunden werden müssten, bevor er neue Projekte anpacke.

Was das Stadionsche Schloss betrifft, hat die Stadt Bönnigheim zwei Möglichkeiten: Die eine Option sieht den Erwerb durch einen Investor zu einem symbolischen Kaufpreis mit Eintragung eines Wiederkaufrechtes durch die Stadt vor. Die andere Variante wäre eine Nutzungsüberlassung der Liegenschaft in Erbpacht mit jährlichem Erbpachtzins bei einer zu verhandelnden Vertragsdauer von mindestens 30 Jahren und einer möglichen Verlängerungsoption.

Bürgermeister Albrecht Dautel stellte fest, dass es nicht die eine Lösung gebe. Eine differenzierte Betrachtung sei nötig. Jetzt gelte es, die Richtung festzulegen, um mit einem Interessenten eine Lösung für Jahre oder Jahrzehnte zu finden. Jetzt müsse der Gemeinderat über das weitere Vorgehen und über ein notwendiges Ausschreibungsverfahren entscheiden. Das hat er nun getan – allerdings nicht im Sinne des Bürgermeisters.

Markus Stahl (UWG) sagte, dass die Stadt für eine große Galerie zu klein sei. Ein Hotel dagegen mache die Stadt attraktiver und gewinne Gäste und Besucher. Wichtig sei, ein gutes Konzept zusammen mit der Gastronomie zu entwickeln. Auch Frank Sartorius (FWV/CDU) sprach sich für ein Hotel aus. Wichtig sei es jetzt, dass das Schloss nicht ewig leer stehe. Es müsse zeitnah etwas passieren. Sartorius sprach sich dafür aus, den Kavaliersbau bei einem Hotelensemble miteinzubinden. Michael Gerdes (UWG) war es wichtig, eine längerfristige Lösung anzustreben, „damit wir nicht alle zehn bis 20 Jahre eine neue Diskussion führen müssen“. Das neue Konzept müsse wirtschaftlich ausgerichtet sein, ohne die Stadtkasse zu belasten. Für Gerdes ist ein Hotel ein „stimmiger Weg“. Dorothea Bechtle-Rüster (SPD) favorisierte ebenfalls ein Hotel. Es müsse jedoch sichergestellt werden, dass die Öffentlichkeit weiterhin Zugang habe. Christa Häußer (FWV/CDU) stellte fest, dass auch ein Hotel mit Leben gefüllt werden müsse und nicht bloß für Übernachtungen da sein dürfe. Dietmar Zäh (FWV/CDU) sieht einen Bedarf an Hotelbetten in der Stadt. Es sei jedes Mal ein Problem, Gäste bei Veranstaltungen unterzubringen. Atinojenis Papadopoulos (UWG) sagte, dass ein Hotel im Schloss eine Bereicherung für andere gastronomische Betriebe werden könne. Anders als eine Lösung in die Kunstrichtung bringe ein Hotel Nutzen und Gewinne für die ganze Stadt. Jochen Türk (Grüne) war der Meinung, dass einer Museumsstadt, wie sich Bönnigheim ja nenne, ein Museum besser stünde als ein Hotel. Dieses Alleinstellungsmerkmal dürfe man nicht verspielen. Große Umbauten seien bei einem Museum nicht notwendig. Jürgen Carstens (Grüne) befürchtete, dass bei einem Hotelbetrieb die liebgewonnenen Veranstaltungen im und ums Schloss nicht mehr stattfinden könnten.

Mit einer deutlichen Mehrheit sprach sich das Gremium dafür aus, das Schloss für einen Hotelbetrieb auszuschreiben. Über das Konzept des Investors wird dann beraten.