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Fest
Ein Hauch Schäferlauf-Feeling

Unter den wehenden Fahnen am Rathaus erinnert der Fanfarenzug an den Schäferlauf.Foto: Alfred Drossel
Unter den wehenden Fahnen am Rathaus erinnert der Fanfarenzug an den Schäferlauf. Foto: Alfred Drossel
Trommler und Fanfaren sowie Bürgermeister erinnern an Traditionsfest – Neue Fahne am Rathaus gehisst

Markgröningen. Mit Fanfarenklängen und Trommelwirbel auf dem Marktplatz wurde am Freitagabend an den Markgröninger Schäferlauf erinnert. Es war Auftakt und Finale des ältesten württembergischen Volksfestes zugleich, das wegen der Pandemie bereits zum zweiten Male ausfällt. Rund 200 Zuschauer hatten sich statt der mehr als 3000 Besucher versammelt. Bei einer weiteren Veranstaltung wurde der treue Bartel zum Kinostar.

Für einen Moment hätte man glauben können, der Schäferlauf finde doch statt, als der Fanfarenzug unter der Stabführung von Björn Nowakewitz mit klingendem Spiel und dem Fahnenwerfer die Schlossstraße herunter auf den Marktplatz kam und vor dem Rathaus Aufstellung nahm. Fast schon wie zum Auftakt des Schäferlaufs, der an diesem Freitag begonnen hätte. Bürgermeister Rudolf Kürner, der seinen 32. Schäferlauf als Bürgermeister hätte feiern können, im nächsten Jahr aber gar nicht mehr im Amt ist, bemühte sich, seine Zuhörer bei Stimmung zu halten. Bedauern helfe nichts, jetzt gelte es in die Zukunft zu schauen. Unterstützung bekam er aus den Schäferlaufstädten Bad Urach und Wildberg, deren Bürgermeister-Stellvertreter Michael Schweizer (Bad Urach) und Dieter Dannenmann (Wildberg) überbrachten die neue Schäferlauffahne, die gleich einen Ehrenplatz am Rathaus fand.

Rudolf Kürner freute sich darüber, dass viele Markgröninger seinem Aufruf gefolgt waren, ihre Häuser mit den Fahnen der Stadt zu schmücken. Kürner kündigte an, dass Markgröningen schon bald den Zusatz „Schäferlaufstadt“ auf den offiziellen Ortsschildern führen dürfe.

„Wir freuen uns, wenn im nächsten Jahr wieder alles normal ist“, hofft Michael Schweizer aus Bad Urach, „und wir wieder die Sau raus lassen können“. Dieter Dannenmann aus Wildberg sieht den Verzicht auf den Schäferlauf als einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie. Rudolf Kürner nahm die Anteilnahme und die Solidarität der Schäferlauffreunde freudig zur Kenntnis. Erfreulich sei auch, dass unter der Markgröninger Jugend der Wunsch bestehe, alte Traditionen fortzuführen. „Ich bin glücklich über den neuen Lokalpatriotismus in der Stadt“, sagte Kürner.

Schon recht früh im Jahr hatte Markgröningen den Schäferlauf zum zweiten Mal abgesagt: „Die aktuelle Pandemielage und insbesondere die ungewisse Planungssituation lassen keine andere Entscheidung zu“, betonte Kürner. Alles was die Stadt als „Schäferlauf“ veranstalte, müsse der historischen Bedeutung des Markgröninger Schäferlaufs, auch im Sinne des Immateriellen Kulturerbes, gerecht werden. Alles andere würde das Ansehen des Schäferlaufs eher beschädigen.

Auch wenn die Verwaltung in den letzten Monaten noch in verschiedenen Szenarien geplant habe, habe es sich doch gezeigt, dass ein mögliches Fest nur unter erheblichen Corona-Auflagen hätte stattfinden können. „Ein Schäferlauf, der geprägt ist von Pandemieauflagen und strengen Hygienevorschriften ist nicht denkbar“, betont Frank Blessing, in dessen Fachgebiet der Schäferlauf in der Stadtverwaltung fällt und der in diesem Jahr seinen 25. Schäferlauf hätte organisieren dürfen. Betroffen davon ist auch Landrat Dietmar Allgaier. Obwohl er im Januar schon zwei Jahre im Amt ist, hat er bisher das Fest noch nie eröffnen können.

An eine Veranstaltung der Superlative, die mit dem Traditionsfest in Verbindung steht, erinnern sich noch viele: die Uraufführung des Musicals „Barthel – das Musical“ 2009 in der Stadthalle. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Schäferlauf-Festspiels hatte Stadtmusikdirektor Georg ter Voert das Bühnenstück von Pfarrer Esenwein in Musik gekleidet. Unter Einbindung mehrerer Vereine – Festspiel, Liederkranz, CHORona, Schäfertanz, Landfrauenverein – mit modernen Songs, auf die Protagonisten des Festspiels zugeschnitten, wurde die Sage mit neuem Leben gefüllt.

Nach der offiziellen Absage des Schäferlaufs 2021 hat Georg ter Voert nun in den letzten Wochen Video-, Bild- und Tonaufnahmen von damals zu einem Film aufbereitet. Auch an diesem Projekt haben sich einige Markgröninger und Markgröningerinnen beteiligt. Der entstandene Film ist weit mehr als eine einfache Aufnahme des damaligen Musicals. Er wurde am Samstagabend auf dem St. Martin-de-Crau-Platz gezeigt. Gekommen sind am Wochenende zu der Schäferlauf-Erinnerung auch Gäste aus der französischen Partnergemeinde St. Martin-de- Crau.