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Pilotprojekt
Die Kleingeldsuche fällt künftig weg

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Einfach Hinhalten und Bezahlen: VVS-Geschäftsführer Horst Stammler (links), KSK-Vorstandsmitglied Dieter Wizemann und LVL-Geschäftsführerin Carry Buchholz läuten das gemeinsame Pilotprojekt in Ludwigsburg ein. Es ist bundesweit einzigartig.Fotos: Ramona Theiss
Einsteigen und quasi im Vorbeigehen bezahlen: Das ist seit heute in den Bussen der Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL) Jäger möglich. In Kooperation mit der Kreissparkasse Ludwigsburg (KSK) werden die Busse mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet. Auf den Linien 421, 422 und 425 kann bereits kontaktlos bezahlt werden.

Ludwigsburg. Busfahrer stehen naturgemäß immer unter Zeitdruck – dafür sorgt der Fahrplan, den es einzuhalten gilt. Baustellen und Berufsverkehr erhöhen den Druck. Zusätzlich kostet jeder Barzahler den Busfahrer Zeit, vor allem, wenn der Fahrer noch Wechselgeld ausgeben muss.

Wenn es nach der Kreissparkasse und der LVL geht, kann die zeitfressende Kleingeldsuche für Fahrgäste und Busfahrer künftig entfallen. Auf den Hauptlinien kann ab sofort mit der Girocard kontaktlos bezahlt werden. Die Fahrgäste halten ihre Girocard einfach nah an die Geräte, der Bezahlvorgang erfolgt in sekundenschnelle, weil bei Beträgen bis 25 Euro weder ein PIN eingegeben noch unterschrieben werden muss. Weil beim Busfahrer ausschließlich kleine Beträge beglichen werden, ist das kontaktlose Zahlen für den Bus geradezu prädestiniert.

Voraussetzung ist, dass die Karten mit der entsprechenden Technik ausgestattet sind. Ein Blick auf die Karte zeigt es: Findet sich dort ein Wellen-Symbol, unterstützt die Karte das kontaktlose Bezahlen. „Wir bringen schon heute 112 000 Sparkassen-Cards mit der Kontaktlos-Funktion im Geschäftsgebiet von LVL Jäger in die Kooperation mit ein. Bis zum Herbst dieses Jahres werden wir bereits rund 80 Prozent unserer insgesamt 234 000 Sparkassen-Cards mit der kontaktlosen Bezahlfunktion ausgestattet haben.“

Natürlich können nicht nur KSK-Kunden kontaktlos bezahlen, sondern auch alle anderen Girocard-Inhaber mit entsprechender Karte. „Ein Großteil unserer Kunden verfügt bereits über die modernen Karten“, sagt Bernd Weisheit, Pressesprecher der Volksbank Ludwigsburg auf Nachfrage unserer Zeitung. „Die anderen werden sukzessive ausgetauscht.“

Mit diesem Pilotprojekt von LVL und KSK nimmt Ludwigsburg bundesweit eine Vorreiterrolle ein. „Die LVL sind bei allen Innovationsprojekten immer unsere erste Adresse“, sagt VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Die Kosten für Router und Geräte übernimmt die KSK, den Einbau und die Finanzierung der laufenden Kosten übernehmen jeweils die Busunternehmen. Insgesamt wurde eine sechsstellige Summe in das Pilotprojekt in Ludwigsburg und Esslingen gesteckt.

„Wenn es hier in Ludwigsburg gut klappt und von den Fahrgästen angenommen wird, wollen wir das kontaktlose Bezahlen ausweiten“, sagt Horst Stammler. Dieter Wizemann hat indes keine Zweifel: „Die Systeme sind ausgereift – einfach, schnell und sicher.“ Jetzt müssen nur noch die Fahrgäste mitmachen. Während in den skandinavischen Ländern der bargeldlose Zahlungsverkehr selbst bei Kleinstbeträgen einen hohen Stellenwert einnimmt, ist man hierzulande eher zögerlich. „Das ist in Deutschland eine Kulturfrage“, weiß Wizemann. „Die Deutschen lieben ihr Bargeld einfach.“

Für die Fahrgäste bringt die neue Technik noch einen anderen Nebeneffekt mit sich. Weil für das neue Bezahlsystem alle Busse eine Internetverbindung haben müssen, bieten die LVL jetzt auch ihren Fahrgästen einen kostenlosen Internetzugang über WLAN an. Zunächst gilt dies für die Hauptlinien 421,422 und 425 – schrittweise sollen alle 80 Busse des Unternehmens damit ausgestattet werden.

Bezahlt werden kann übrigens immer, versichern alle Projektbeteiligten. Sollte die Internetverbindung kurzzeitig gestört sein, wird die Zahlung im System vermerkt später gebucht.