Ludwigsburg. Thomas Häußlers Arbeitstag beginnt früh. Zwischen 7.30 und 8 Uhr kreuzt er donnerstagmorgens mit seinem mobilen Verkaufswagen auf dem Eglosheimer Kelterplatz auf und bringt eine breite Auswahl an Fleisch und Wurstwaren unters Volk. Dieses Angebot stößt auf rege Nachfrage - die Eglosheimer hatten keinen eigenen Metzger im Stadtteil, seit vor Jahren die Metzgerei Gruber im Rosenackerweg zumachte.
Häußler ist ein Metzger der alten Schule, sein Handwerk hat er bei der Bietigheimer Großmetzgerei Dietz erlernt. „Die haben auch aufgegeben“, sagt Häußler. Alleine in Eglosheim habe es früher vier oder fünf Metzgereien gegeben. Überlebt hat keine. Das sei nicht nur in Eglosheim, sondern auch andernorts der Fall. „Immer mehr Metzger machen zu. Sie finden keinen Nachfolger, oder es rentiert sich nicht mehr.“
Metzgerei Häfele aus Winnenden hat Marktnische erkannt
Die in Winnenden ansässige Metzgerei Häfele, für die Häußler mittlerweile arbeitet, hat dieses Phänomen als Marktnische erkannt und bietet ihre Produkte an mobilen Verkaufsständen in der ganzen Region an, seit Ende September auch in Eglosheim. Dort verkauft Häußer bis 12.30 Uhr, dann fährt er zum Wochenmarkt auf dem neuen Remsecker Marktplatz weiter. Auch in Poppenweiler verkauft er dienstagvormittags und freitagnachmittags - vor dem Geschäft seines ehemaligen Arbeitgebers, der Metzgerei Kroll. „Die gibt es auch nicht mehr“, so Häußler.
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In Eglosheim kann er sich über mangelnde Kundschaft nicht beklagen. Es laufe gut, meint Häußler, schon bei der Premiere vor einer Woche hätten viele Eglosheimer bei ihm eingekauft. „Wirklich super, dass es jetzt wieder einen Metzger im Stadtteil gibt“, sagt Ellen Link. „Ich war schon letzte Woche da. Es hat gut geschmeckt, deshalb bin ich wieder gekommen. Jetzt muss sich dieses Angebot noch ein wenig rumsprechen.“
Seit zehn Jahren gab es in Eglosheim keinen Metzger mehr
Die Eglosheimerin ist nicht zwingend auf einen Metzger vor Ort angewiesen. Sie konnte in der Vergangenheit mit ihrem Auto oder auf dem Fahrrad nach Pflugfelden oder Freiberg fahren, um ihre Einkäufe zu erledigen, erzählt sie. Diese Möglichkeit haben allerdings nicht alle Stadtteilbewohner. „Deshalb finde ich es richtig gut, dass wir jetzt zumindest einen mobilen Metzger haben“, freut sich Ellen Link.
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Im Zentrum des Stadtteils lebten viele ältere Menschen, weiß Heidrun Martini, die im Stadtteilausschuss sitzt. Für die Eglosheimer Senioren sei der Verkaufsstand besonders wichtig. Die Metzgerei Gruber habe vor etwa zehn Jahren geschlossen, erzählt Martini, „seitdem war es eine lange Durststrecke“.
Stadtteilausschuss hat sich für den Metzgerwagen eingesetzt
Dass die Metzgerei Häfele jetzt auch in Eglosheim präsent ist, geht auf eine Initiative des Stadtteilausschusses zurück. Viele Einwohner hätten sich wieder einen Metzger im Stadtteil gewünscht, so Martini. Der Kontakt zu Häfele sei dann gemeinsam mit der Stadtverwaltung eingefädelt worden. „Wir sehen uns als Motor für den Stadtteil und haben einige Projekte in Arbeit“, sagt Martini und lobt ausdrücklich die Stadtverwaltung, die den Wunsch auf der Bürgerschaft in diesem Fall vorbildlich unterstützt habe.
Auch andere Akteure seien einbezogen worden. Die Feuerwehr etwa stelle eine Stromversorgung für den Verkaufswagen zur Verfügung, und in der Bäckerei Koch könnten sich die Verkäufer auch mal aufwärmen oder auf die Toilette gehen. Über seine Netzwerke, etwa den Bürgerverein, hat der Stadtteilausschuss laut Martini zudem fleißig Werbung gemacht. „Wir sind wirklich froh, dass wir jetzt diesen Metzger haben.“
Metzgerei Häfele hat 18 mobile Verkaufsstände
Mit dem Strom klappt es am Donnerstagvormittag noch nicht reibungslos. Häußler braucht Starkstrom, den aber gibt es bei der Feuerwehr nicht. Doch auch für dieses Problem findet sich eine Lösung. „Wir haben etwa 18 mobile Verkaufsstände“, sagt der Metzger. „Nächste Woche komme ich mit einem anderen Wagen.“